Alexander Van der Bellen wird der neue österreichische Bundespräsident. In der Stichwahl setzte er sich mit knappem Vorsprung gegen FPÖ-Kandidat Norbert Hofer durch. Seinen Sieg verdankt der 72-Jährige allerdings nicht nur seiner Sachlichkeit, sondern auch der Krise von SPÖ und ÖVP.

News und Hintergründe zur Bundespräsidentenwahl

Diese Stichwahl hatte es in sich. Kaum noch zu überbietende Spannung, bis der Sieger schliesslich feststand: Alexander Van der Bellen setzte sich in einem Kopf-an-Kopf-Rennen gegen den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer durch. Der Ex-Grünen-Chef gewann 50,3 Prozent der Stimmen für sich: Exakt 31.026 Stimmen haben den Unterschied gemacht.

Am 24. April hatte Norbert Hofer im ersten Wahlgang mit 35,1 Prozent der Stimmen der ersten Platz geholt. Van der Bellen hatte mit 21,3 Prozent einen satten Rückstand wettzumachen.

Ein Wahlkampf geprägt von Fernseh-Duellen

Dieser Präsidentschaftswahlkampf war von zahlreichen Fernseh-Duellen geprägt. Alexander Van der Bellen - vor allem aber Norbert Hofer - machten dabei vor dem ersten Wahlgang über weite Strecken eine bessere Figur als Griss, Khol, Hundstorfer und Lugner.

Während der intensiven Wahlkampfwochen vor der Stichwahl konnte sich in den TV-Duellen keiner der beiden mehr deutlich absetzen. Einmal wurde beiden Kandidaten vorgeworfen, sie seien verbal zu hart miteinander umgegangen, ein anderes Mal hiess es, beide seien zu langweilig gewesen.

Unterm Strich gab es also keinen Kandidaten, der die Auftritte wirklich zu nutzen wusste und als klarer Sieger daraus hätte hervorgehen können.

Kandidaten profitierten von der Krise von SPÖ und ÖVP

Hofer und Van der Bellen profitierten in diesem Präsidentschaftswahlkampf von der Krise, in welcher sich SPÖ und ÖVP befinden. Abgesehen davon, dass beide ehemaligen Grossparteien bei den vergangenen Landtagswahlen Verluste hinnehmen mussten, machten sie vor allem auch in Hinblick auf die Wahl zur Hofburg eklatante Fehler.

Mit Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol wurden zwei Politiker als Kandidaten ins Rennen geschickt, denen von Anfang an wenig Chancen eingeräumt wurden. Rudolf Hundstorfer gilt zwar als Pragmatiker, seine Medientauglichkeit hinkte jedoch stets jener von Hofer und Van der Bellen hinterher. Er konnte via TV nur wenig Charisma in Österreichs Wohnzimmern versprühen.

Vonseiten der ÖVP wurde stets über eine Kandidatur des Niederösterreichischen Landesfürsten Erwin Pröll spekuliert. Weil dieser nicht antreten wollte, sprang Andreas Khol als "Notnagel" ein. Khol hat zwar sehr viel politische Erfahrung, aber wie Hundstorfer hatte er es schwer, in Sachen Ausstrahlung zu punkten - besonders beim jungen Publikum.

Erstmals kein Kandidat der Regierungsparteien in der Stichwahl

So kam es zu dem historischen Wahlkampf eines blauen sowie eines "ehemaligen" grünen Politikers um den Sitz in der Hofburg.

Trotz Niederlage sehr gefasst wirkte FPÖ-Wahlkampfleiter Herbert Kickl: "Die Wahl war ein Riesenerfolg für Norbert Hofer. 50 Prozent Vertrauen für ihn sind eine starke Leistung." Kickl betonte, dass die FPÖ über ein viel besseres Personal verfüge, als dies medial kundgetan werde. "Es gibt in der FPÖ viele Norbert Hofers."

Auf eine mögliche Wahlanfechtung angesprochen meinte er gegenüber dem ORF: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Wir werden beraten und abklären ob es Missstände gegeben hat. Wir halten uns diese Option offen. Eine Wahlanfechtung um der Wahlanfechtung willen streben wir nicht an."

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