Was macht Angela Merkel, wenn sie nicht gerade als Kanzlerin arbeitet? Und wer ist eigentlich dieser Peer Steinbrück, ausser SPD-Spitzenkandidat? Bei der Bundestagswahl am 22. September dreht es sich natürlich um Politik, um Macht, um die Zukunft der Republik. Doch es geht auch darum, wer an der Spitze der neuen Regierung stehen wird, ganz unabhängig von Parteiprogramm und Wahlkampfthemen. Was für Menschen sind Angela Merkel und Peer Steinbrück? Nicht nur ein neues Buch von Nikolaus Blome ("Angela Merkel. Die Zauder-Künstlerin") gibt hier neue Einsichten. Auch wir werfen einen kleinen Blick hinter die Kulissen.

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Sie backt Pflaumenkuchen, liebt klassische Musik und hat Angst vor Gewittern. Er spielt gerne Schach, trinkt teuren Wein und findet, dass er "durchschnittlich gut" aussieht. Sie ist Bundeskanzlerin und die mächtigste Frau der Welt. Er sägt an ihrem Stuhl.

Angela Merkel und Peer Steinbrück kämpfen um die politische Führung Deutschlands. Dabei ist eines sicher: Im Kanzleramt wird auch in den kommenden Jahren ein nordisch-kühler Wind wehen. Angela Merkel und Peer Steinbrück wurden beide in Hamburg geboren – sie am 17. Juli 1954, er am 10. Januar 1947. Beide sind hervorragende Denker, kluge Köpfe und kühle Strategen. Unter der Lupe zeigen sich jedoch die Feinheiten: "Teflon-Merkel" und "Pannen-Peer" – die Spitznamen kommen nicht von ungefähr. Merkel gilt als bodenständig, bescheiden und pragmatisch. Kritiker bezeichnen sie aber auch als risikoscheu und wenig kreativ. Steinbrück hingegen wird für seine Redegewandtheit, Schlagfertigkeit und Begeisterungsfähigkeit gelobt. Dennoch wirkt er auf viele Menschen arrogant, kaltschnäuzig und zynisch. Seine Patzer in letzter Zeit sprechen für sich.

Unvergessen ist etwa Steinbrücks Auftritt bei einer Diskussionsveranstaltung des Politikmagazins "Cicero": Eine Erhöhung des Kindergelds um zehn Euro seien nur "zwei Schachteln Zigaretten, zweieinhalb Bier oder zwei Pinot Grigio. Also zwei Gläser Pinot Grigio, denn eine Flasche, die nur fünf Euro kostet, würde ich nicht kaufen." Die Kanzlerin ist da geschickter: Auf einer Preisverleihung der Automobilbranche erzählt sie von ihrem alten, klapprigen Golf und trägt in Bayreuth mehrmals dasselbe Kleid.

Kanzlerin mit Fussballfaible

Bodenständiger geht es kaum, trotzdem wirkt Merkel oft unnahbar. In ihrer Freizeit wandert und kocht sie gern. Zu einem Abendessen würde sie gerne einmal Fussballtrainer Vicente del Bosque einladen, offenbarte sie im "SZ-Magazin". Überhaupt, der Fussball: Selten sieht man die Kanzlerin so gelöst und emotional wie im Stadion. Wenn möglich, hört sie auch die Bundesliga-Konferenzschaltung im Radio. Partys oder Luxus? Braucht sie nicht. Freiheit scheint für sie Rückzug zu bedeuten. Für sie sei es das Grösste, wenn sie ausschlafen könne und ihr Handy aus sei, sagte die 58-Jährige einmal bei einer Wahlkampfrede. Zum Entspannen geht es regelmässig ins Wochenendhaus in der Uckermark, wo die Kanzlerin im Garten werkelt, oder im Osterurlaub auf die italienische Insel Ischia. Doch einen grossen Traum hat auch die mächtigste Frau der Welt: einmal mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Wladiwostok zu fahren.

Peer Steinbrück, (noch) nicht vom Knochenjob Kanzler gezeichnet, wirkt da lebhafter und geselliger. Der Spitzenkandidat der SPD hört gerne Musik von U2, den Rolling Stones, Bob Dylan und Lou Reed – "Take a Walk on the Wild Side" ist sein Lieblingslied. Mit seiner Frau geht er ab und zu tanzen oder entspannt bei einem Glas Gin Tonic oder Weisswein. Das alles geht natürlich nur, wenn Steinbrück nicht gerade Schach spielt, sein grosses Hobby seit vielen Jahren. Das alles wirkt männlich und attraktiv, aber nicht überkandidelt und machohaft wie die Zigarren und Brioni-Anzüge eines Gerhard Schröder. Und es funktioniert: Vier von zehn Frauen würden gerne mit Steinbrück zum Abendessen gehen, wie eine Umfrage im Auftrag von "Welt am Sonntag" ergab.

Angela ist Stiefmama

Und wie sieht es mit der Liebe aus? Angela hat ihren Joachim, Peer seine Gertrud. Joachim Sauer, Jahrgang 1949, ist Professor für physikalische und theoretische Chemie an der Humboldt-Universität Berlin und hat meistens wenig Lust, "der Mann an ihrer Seite" zu sein. Sauer hat seinen eigenen Kopf und so sieht man ihn nur selten bei offiziellen Anlässen. Eine Einstellung, die das Ehepaar Merkel/Sauer erfrischend sympathisch macht. Gemeinsame Kinder haben die Eheleute, die sich 1984 kennenlernten und 1998 heirateten, nicht. Sauer hat jedoch zwei Söhne aus erster Ehe. Auch Merkel war in jungen Jahren schon einmal verheiratet. 1977 heiratete die damalige Physikstudentin ihren Kommilitonen Ulrich Merkel. Die Ehe wurde 1982 geschieden. Diese Verbindung blieb kinderlos. "Das hat sich nicht ergeben. Ich hadere mit diesem Schicksal nicht, aber es war auch keine prinzipielle Entscheidung", sagte Merkel in einem Gespräch mit der Frauenzeitschrift "Brigitte".

Peers Frau keine Carla Bruni

Eine Art weiblichen Joachim Sauer hat Peer Steinbrück an seiner Seite. Seine Frau Gertrud, promovierte Lehrerin für Biologie und Politik, gibt sich in Interviews eigenständig und stark. In der "Welt am Sonntag" stellte sie klar: "Ich habe meine eigene Vita, meinen eigenen Kopf, den eigenen Beruf, die eigenen Interessen und bin nicht die zweite oder dritte Ableitung meines Mannes." Eine zweite Michelle Obama oder Carla Bruni würde es also nicht geben, ja nicht einmal eine zweite Stephanie zu Guttenberg. Dafür eine prinzipientreue Frau, die zuhause nie über 18 Grad heizt und dem Drucker den Stecker zieht, wenn sie verreist. Seit 1975 sind die Steinbrücks verheiratet und haben drei erwachsene Kinder.

Zwei Menschen, zwei Leben, ein Posten. Wer passt besser an die Spitze der Regierung? Die Pfarrerstochter und Einser-Schülerin Merkel, deren Kindheit auf dem Brandenburger Land nach Kiefern, Heu und gedämpften Kartoffeln roch? Oder der Hamburger Jung Steinbrück, der zweimal sitzenblieb und miserable Noten hatte – dafür aber schon früh zu arbeiten anfing und sein eigenes Ding machte? Die promovierte Physikerin oder der Diplom-Volkswirt? Wahrscheinlich geht es hier nicht um gut oder schlecht, sondern nur um "anders". Dennoch könnte Merkel am Wahltag einen Vorsprung haben. Die Kanzlerin besitzt nämlich eine Eigenschaft, die vielen Politikern fehlt: Bescheidenheit.

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