• Auf den letzten Metern meldet sich die Bundeskanzlerin im Wahlkampf zu Wort.
  • Angela Merkel wirbt im Bundestag ungewöhnlich offensiv für den CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet.
  • Um den Trend noch zu drehen, kommt ihr Engagement womöglich zu spät.
Eine Analyse

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Angela Merkel und die CDU – das war immer eine wechselvolle Beziehung. 18 Jahre lang hat die Kanzlerin die Partei geführt, hat ihr Wahlerfolge und eine 16-jährige Regierungsperiode beschert, in der sie häufig die Beliebtheitsskala der deutschen Politiker anführte.

Doch zum Ende ihrer Amtszeit setzte in Teilen der Union eine Merkel-Dämmerung ein. Friedrich Merz konnte mit seiner Fundamentalkritik an der Politik der Kanzlerin fast die halbe Partei hinter sich bringen. 2019 baten mehrere ostdeutsche CDU-Landesverbände noch, die Kanzlerin möge sich aus ihren Wahlkämpfen bitte heraushalten.

Umfrage: Union auf historischem Tiefstand

Inzwischen setzt die Union wieder auf den Merkel-Faktor, denn die Christdemokraten müssen bei der Bundestagswahl um ihre Macht fürchten. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa rutschten sie am Dienstag auf 19 Prozent – ein Negativrekord. Nur neun Prozent der Befragten gaben in der Umfrage an, dass sie den Unionskanzlerkandidaten Armin Laschet zu Merkels Nachfolger wählen würden, wenn das möglich wäre.

Ausgerechnet der politische Konkurrent geriert sich derweil als Merkels Erbe: SPD-Kanzlerkandidat und Vizekanzler Olaf Scholz posierte für das Magazin der Süddeutschen Zeitung mit der typischen Kanzlerinnen-Raute und wirkt mit seiner biederen Verlässlichkeit stellenweise wie Merkels legitimer Nachfolger.

Klare Empfehlung im Bundestag

Merkel hat die Alarmglocken inzwischen offenbar gehört: Die Bundeskanzlerin nutzte am Dienstag die letzte Bundestagsdebatte vor der Wahl, um ungewöhnlich deutlich für den Kanzlerkandidaten der Union zu werben.

Ihre Rede beendet sie mit den Worten: "Der beste Weg für unser Land ist eine von CDU und CSU geführte Bundesregierung mit Armin Laschet als Bundeskanzler, denn seine Regierung wird für Stabilität, Verlässlichkeit, Mass und Mitte stehen. Und das ist genau das, was Deutschland braucht."

"Schämen Sie sich", ereiferte sich der Linken-Abgeordnete Dieter Dehm – und warf der Kanzlerin Amtsmissbrauch vor. Merkel liess sich davon nicht beirren. "Ich bin seit über 30 Jahren Mitglied dieses Deutschen Bundestages, und ich weiss nicht, wo, wenn nicht hier, solche Fragen diskutiert werden müssen."

Merkel hatte zuvor schon ihren Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz kritisiert. In den Medien waren sich Beobachterinnen und Beobachter daraufhin einig: Der Auftritt Merkels ist ein Zeichen ihrer Nervosität – die Regierungschefin fürchtet um ihr politisches Erbe, falls die Union in der Opposition landet. "Auf ein solches Niveau hat sich die Kanzlerin selten herabbegeben", kommentierte etwa die Leipziger Volkszeitung: "Angesichts der Umfragewerte könnte es sein, dass dieser Freundschaftsdienst zu spät kommt."

Nur wenige Auftritte mit Merkel geplant – bis jetzt

Im Frühjahr hatte die Kanzlerin noch angekündigt, sich aus dem Wahlkampf weitgehend herauszuhalten. Bei der Auftaktveranstaltung von CDU und CSU im Berliner Tempodrom am 21. August war sie dabei. Sicher ist bis jetzt nur, dass sie auch an der Abschlusskundgebung ihrer Partei teilnehmen wird. Ob sie weitere Auftritte plant, liess Merkel am vergangenen Sonntag offen. Auf die Frage, wie sie sich in den Wahlkampf einbringen will, antwortete sie: "Erst einmal durch vernünftige Regierungsarbeit."

Allerdings ist die Regierungschefin auch ohne offizielle Wahlkampfauftritte im Land unterwegs. Am vergangenen Sonntag hatte sie bei einem Besuch im nordrhein-westfälischen Hochwassergebiet Armin Laschet den Rücken gestärkt: Wer ein so grosses Bundesland regieren könne, der könne auch die Bundesrepublik regieren.

Für Mittwochnachmittag steht wiederum ein Termin in NRW auf dem Programm: ein Besuch in Iserlohn beim Arzneimittelhersteller Medice. Dort kann Merkel gleichzeitig dem CDU-Generalsekretär den Rücken stärken: In seinem Heimatwahlkreis will Paul Ziemiak erstmals das Direktmandat holen.

Ob der Merkel-Auftritt dem CDU-Wahlkampf auf den letzten Metern noch einmal Schwung verleiht? Die Bild machte am Dienstag einen sehr blassen Hoffnungsschimmer am dunklen Unionshorizont aus: In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Insa kamen CDU und CSU auf 20,5 Prozent. Im Vergleich zur vorigen Insa-Umfrage ist das ein Plus von einem halben Prozentpunkt.

Wenn überhaupt, lässt sich bisher also allenfalls von einem Merkel-Effektchen sprechen. Möglicherweise kommt das Engagement der Kanzlerin auch zu spät. Denn der Union läuft die Zeit davon. Bis zur Bundestagswahl sind es keine drei Wochen mehr – und viele Wählerinnen und Wähler haben ihre Stimmen bereits abgegeben.

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