- Die Spitzen von Grünen und FDP haben sich zu ersten Sondierungen getroffen und verbreiten davon ein Foto über Instagram.
- Die Nutzerinnen und Nutzer der sozialen Medien beweisen sofort ihre Kreativität: Sie analysieren, kommentieren und bearbeiten. Ein Überblick.
Über die Sondierungen nach der Bundestagswahl ist bislang nur wenig bekannt. Aber jetzt gibt es immerhin ein Foto. Die beiden Grünen-Vorsitzenden
Ohne es vorher an die grosse Glocke zu hängen, hat sich das Quartett am Dienstagabend zu Vorsondierungen getroffen. Ohne FDP und Grüne wird wohl keine Regierung zu bilden sein. Damit es dazu kommt, müssen sich die Parteien aber erst einmal annähern. Statt eines Pressestatements brachten sie über Instagram nur dieses Foto in Umlauf. Und die sozialen Medien sind aus dem Häuschen.
Gleicher Text, unterschiedliche Filter
Im Gegensatz zu den gescheiterten Beratungen über eine Jamaika-Koalition 2017 haben sich die Sondierenden dieses Mal Stillschweigen verordnet. Wohl aus diesem Grund hat sich das grün-gelbe Quartett entschieden, das Foto jeweils mit dem gleichlautenden Text zu versehen: "Auf der Suche nach einer neuen Regierung loten wir Gemeinsamkeiten und Brücken über Trennendes aus. Und finden sogar welche. Spannende Zeiten."
Alles ziemlich eintönig also? Die Journalistin Ann-Kathrin Hipp entdeckte doch einen Unterschied: Die Abgelichteten haben jeweils einen eigenen Filter über das Foto gelegt.
Cornelius W.M. Oettle, Autor des "Titanic"-Magazins, bietet eine satirische Schnellanalyse der vier Bild-Versionen: Robert Habeck sei ein Teamplayer, weil er das Bild nicht beschnitten habe. Baerbocks Griff zum kräftigen Filter lasse Unsicherheit vermuten. Volker Wissing hat sich wiederum als Einziger einen Tippfehler im Begleittext geleistet: "Derartig leichtsinnige Unkonzentriertheit/Gleichgültigkeit kann die Koalition am Ende sprengen."
Wo und worüber Liberale und Grüne konkret verhandelt haben, ist unbekannt. Ersatzweise versuchen Beobachter wie der Berliner Politikwissenschaftler Thorsten Faas, aus dem Foto etwas herauszulesen.
Volker Wissing ist offenbar derjenige, der mit seinem Smartphone das Vierer-Selfie geschossen hat. Wissing war bis vor einigen Monaten Wirtschaftsminister in der rheinland-pfälzischen Ampel-Koalition. Ein Hinweis darauf, dass Gelbe und Grüne eher zur Koalition mit der SPD tendieren, als zu einem schwarz-gelb-grünen Jamaika-Bündnis? "Krasse Symbolik", findet Faas jedenfalls. Natürlich dürfte da Ironie im Spiel sein.
Foto zum Singen gebracht
Die digitale Technik erlaubt es heutzutage, Fotos nicht nur weiterzuverbreiten. Sie können auch nach Belieben bearbeitet werden. Auch deswegen ist das Sondierungsfoto ein gefundenes Fressen für Satiriker und Witzbolde.
Peter Wittkamp, Autor für die "heute show", hat sich zum Beispiel selbst ins Bild montiert und dafür Volker Wissing aus der Runde gekickt: "Robert und Annalena weigern sich, meinen Vorschlag eines generellen Lastenradverbotes anzunehmen, während
Die beeindruckendste – und gleichzeitig auch ein bisschen gruselige – Bearbeitung steuert die Twitter-Nutzerin Fotobiene bei: Sie lässt die vier den Klassiker "We are family" singen. Vielleicht wird das mal die Hymne, mit denen die weiteren Verhandlungen unterlegt werden. Oder doch eher "Bella Ciao"? Auch diese Version ist bereits in der sozialen Medienwelt zu bestaunen.
Dass Twitter angesichts des Fotos in Ekstase gerät, sage viel über das politisch Gewohnte aus, schreibt ARD-Korrespondentin Julie Kurz auf Twitter. Plötzlich posieren da vier Personen einträchtig, die im Wahlkampf noch ihre Gegnerschaft gepflegt haben. Plötzlich stehen nicht mehr politische Inhalte im Fokus, sondern ein Foto.
Auf jeden Fall bietet das Selfie viel Raum für Kreativität. "Wie heisst diese Band?", fragt der Schriftsteller Sasa Stanisic. Seine Follower lassen mit Vorschlägen nicht lange auf sich warten. Wie wäre es zum Beispiel mit "The Libergreens", "Windkraftwerk" oder "Annalena und die Bärböcke"?
Vielleicht handelt es sich bei der Vierer-Runde aber auch um die leicht gealterte Besetzung der Deutsch-Softrocker Silbermond? Eine erste Single wäre auf jeden Fall schon gefunden: "GroKo breaking my heart".
Verwendete Quellen:
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