Union, FDP und Grüne haben sich nicht auf ein mögliches Jamaika-Bündnis einigen können. Die Liberalen um Parteichef Christian Lindner brachen die Sondierungsgespräche am Sonntagabend ab. Eine Chronologie.

Jamaika gescheitert: Aktuelle News und Hintergründe

Die Entwicklungen aus der Nacht in der Chronologie:

7:15 Uhr: Linke fordern Neuwahlen

Nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierungen hat die Linke-Vorsitzende Katja Kipping Neuwahlen gefordert. "Die Schwarze Ampel ist krachend gescheitert", sagte sie der "Berliner Zeitung" (Montag).

"Es muss jetzt schnellstmöglich Neuwahlen geben, denn eine Fortsetzung der grossen Koalition kann sich niemand ernsthaft wünschen."

Neuwahlen seien die demokratisch angemessene Konsequenz. Und sie würden zeigen, dass das System Merkel nicht mehrheitsfähig sei.

"Nach dem Scheitern einer Mitte-Rechts-Regierung ist die Zeit für eine linke Alternative gekommen."

6:15 Uhr: Jamaika-Aus auch harter Schlag für Klimaschutz-Kompromisse

Die Grünen bedauern nach dem Abbruch der Jamaika-Gespräche durch die FDP das Aus für bereits ausgehandelte Kompromisse beim Klimaschutz.

Das sei ein "harter Schlag", weil ein Kohleausstieg überfällig sei, sagte die Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock aus der Grünen-Sondierungsgruppe der Deutschen Presse-Agentur.

Gut sei aber, dass das ganze Land darüber diskutiert habe, wie man sozialverträglich und mit Blick auf die Versorgungssicherheit aus der Stromgewinnung aus Kohle aussteigen könne.

Die Grünen würden alles dafür tun, damit das Thema auf der Tagesordnung bleibe.

Die Grünen hätten in ihren Kerngebieten Klimaschutz, offene Gesellschaft und soziale Gerechtigkeit wirklich etwas verändern wollen, sagte Baerbock.

"Wir haben in einigen Punkten auch wirklich eine grüne Handschrift setzen können, auch wenn wir noch nicht am Ziel waren."

5:23 Uhr: Linke fordert Neuwahlen

Nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierungen hat die Linke-Vorsitzende Katja Kipping Neuwahlen gefordert. "Die Schwarze Ampel ist krachend gescheitert", sagte sie der "Berliner Zeitung".

"Es muss jetzt schnellstmöglich Neuwahlen geben, denn eine Fortsetzung der grossen Koalition kann sich niemand ernsthaft wünschen."

Neuwahlen seien die demokratisch angemessene Konsequenz. Und sie würden zeigen, dass das System Merkel nicht mehrheitsfähig sei. "Nach dem Scheitern einer Mitte-Rechts-Regierung ist die Zeit für eine linke Alternative gekommen."

5:01 Uhr: Habeck hofft auf Überwindung politischer Lager

Der Grünen-Politiker Robert Habeck hofft nach dem Abbruch der Jamaika-Gespräche auf einen Wandel der politischen Kultur. "Ehrlich gesagt glaube ich, dass dieser Moment für Deutschland irgendwie formativ ist", sagte Schleswig-Holsteins Umweltminister der Deutschen Presse-Agentur. "Jetzt ist die FDP weg, und wir stehen hier noch mit der CDU und der CSU und reden anders miteinander."

Er hoffe, dass die Grünen mit Hilfe dieser Energie lähmende Flügelstreitereien überwinden könnten, sagte Habeck. "Und wenn es mal ein normales Arbeitsverhältnis und keine Lager mehr in Deutschland geben würde, wäre das eh mein Ding."

4:26 Uhr: Huber: Jamaika-Aus schwierig für Land, Wirtschaft und Union

Das Ende der Jamaika-Sondierungen ist aus Sicht des früheren CSU-Vorsitzenden Erwin Huber schwierig für das Land insgesamt, für die Wirtschaft und auch für die beiden Unionsparteien CDU und CSU.

Die Folgen des Scheiterns seien "schlecht für Deutschland, das damit nicht mehr Stabilitätsanker in Europa ist", sagte Huber der Deutschen Presse-Agentur in München.

Die Situation sei "schlecht für die Wirtschaft, weil Investoren verunsichert sind". Und das Jamaika-Aus sei "schwierig für die Unionsparteien, weil ihr Regierungsanspruch zunächst gescheitert ist", klagte Huber.

Huber kritisierte in dem Zusammenhang erneut die Wahlkampfführung der Unionsparteien nach dem Zerwürfnis wegen der Flüchtlingspolitik.

"Die Einigkeit zwischen CDU und CSU hätte viel früher kommen müssen", argumentierte er und kündigte an: "Darüber wird zu reden sein."

3:41 Uhr: Grünen-Chefin Peter attackiert FDP: "Unverantwortlich, unseriös"

Nach dem Abbruch der Sondierungen über ein Jamaika-Bündnis hat Grünen-Chefin Simone Peter die FDP attackiert.

Die FDP habe vier Wochen lang "die Öffentlichkeit getäuscht: unverantwortlich, unseriös, berechnend", kritisierte Peter in der Nacht zu Montag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Die Grünen gingen "aufrecht" aus den Verhandlungen.

3:02 Uhr: Merkel will am Mittag mit CDU-Vorstand über weiteres Vorgehen beraten

Nach dem Scheitern der Jamaika-Gespräche will Angela Merkel am heutigen Montag (11:00 Uhr) mit dem Vorstand ihrer Partei in einer Telefonkonferenz über das weitere Vorgehen beraten. Das teilte die CDU am frühen Montagmorgen mit.

Voraussichtlich schon vorher werde Merkel mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier über die weiteren Schritte sprechen.

Merkel hatte angekündigt, sie werde als geschäftsführende Bundeskanzlerin "alles tun, dass dieses Land auch durch diese schwierigen Wochen gut geführt wird."

2:40 Uhr: Grünen-Spitze: FDP hat sich vor Verantwortung gedrückt

Die Grünen-Spitze hat der FDP nach dem Scheitern der Jamaika-Gespräche vorgeworfen, sich vor ihrer Verantwortung gedrückt zu haben. "Ein Bündnis hätte zustande kommen können", sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt am Montagmorgen in Berlin. Union, FDP und Grüne hätten nur noch in wenigen Punkten auseinander gelegen.

Es wäre ein gutes Signal gewesen, wenn in einem Deutschland, das so gespalten zu sein scheine, so unterschiedliche Partner Verantwortung übernommen hätten. Bei Klimaschutz, Landwirtschaft und Migration sei man am Ende näher beieinander gewesen, als man es gedacht hätte.

Parteichef Cem Özdemir kritisierte die Entscheidung der Liberalen scharf. Die Grünen hätten bis zur letzten Sekunde die Bereitschaft gehabt, eine Koalition zu bilden. "Ein Partner hatte diese Bereitschaft nicht." Und die FDP habe dies bereits zum Start der Verhandlungen erkennen lassen.

Die FDP habe die einzig mögliche Konstellation zur Regierungsbildung "leider abgelehnt und zunichte gemacht", sagte Özdemir. Die Grünen seien bei vielen Themen an ihre Schmerzgrenzen und darüber hinaus gegangen. Aus Verantwortung für das eigene Land, aus "einer Haltung des Patriotismus", im Wissen um Deutschlands Bedeutung für Europa und die Welt.

2:12 Uhr: Seehofer: Abbruch der Sondierungen "Belastung" für Deutschland

CSU-Chef Horst Seehofer hat den Abbruch der Jamaika-Sondierungen als "Belastung" für Deutschland bezeichnet.

Eine Einigung sei "zum Greifen nahe" gewesen, sagte Seehofer in der Nacht zu Montag in Berlin.

Auch bei der Migrationspolitik wäre eine Einigung möglich gewesen. Er sei den ganzen Tag davon ausgegangen, dass es eine Einigung auf Koalitionsverhandlungen geben werde, sagte Seehofer.

Das hätte es ermöglicht, eine Antwort auf das Wahlergebnis zu geben, nämlich die Polarisierung zu bekämpfen und "politisch-radikale Kräfte" zurückzudrängen.

Seehofer sagte mit Blick auf den Abbruch der Verhandlungen durch die FDP: "Das ist schade."

1:59 Uhr: SPD schliesst grosse Koalition weiterhin aus

Die SPD wird nach Einschätzung ihres stellvertretenden Parteivorsitzenden Ralf Stegner trotz des Scheiterns der Jamaika-Gespräche nicht für eine grosse Koalition zur Verfügung stehen.

"Die Ausgangslage für die SPD hat sich nicht verändert. Wir haben kein Mandat für eine erneute grosse Koalition", sagte Stegner am frühen Montagmorgen der Deutschen Presse-Agentur.

Er könne sich nicht vorstellen, dass seine Partei ihre Entscheidung überdenken könnte, in der Oppositionsrolle zu bleiben.

Stegner betonte, er sehe für Merkel keine Zukunft mehr. "Sie ist definitiv gescheitert." Aber auch ohne Merkel werde die SPD keine grosse Koalition eingehen.

1:10 Uhr: Merkel bedauert Rückzug der FDP aus Jamaika-Verhandlungen

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat das Aussteigen der FDP aus den Jamaika-Verhandlungen bedauert.

Die Union habe geglaubt, dass man gemeinsam auf einem Weg gewesen sei, bei dem man eine Einigung hätte erreichen können, sagte Merkel am frühen Montagmorgen in Berlin.

Sie werde im Laufe des Tages Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier über den Stand der Dinge informieren.

1:07 Uhr: Trittin äussert scharfe Kritik an FDP

Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin hat die FDP nach dem Abbruch der Jamaika-Sondierungen scharf kritisiert. Es habe ein Gesamtpaket vorgelegen aus Klimaschutz, Familiennachzug, Arbeitsrecht, Abschaffung des Soli-Steuerzuschlags und Mütterrente, worauf sich die Grünen hätten einigen können, sagte Trittin in der Nacht zu Montag in Berlin.

Die FDP habe zu diesem Zeitpunkt aber schon ihre Pressemitteilung über den Abbruch der Gespräche vorbereitet.

Als FDP-Chef Christian Lindner dies vor der Presse verkündet habe, hätten Grüne, CDU und CSU gemeinsam vor den Bildschirmen gestanden und "schockiert über diesen Abgang" zugesehen.

0:58 Uhr: Wagenknecht: Trauerspiel beendet - SPD muss sich neu aufstellen

Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht hat nach dem Abbruch der Jamaika-Gespräche die SPD aufgefordert, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und auf einen Linkskurs zu setzen.

"Neuwahlen werden nur dann die Chance auf neue Mehrheiten bringen, wenn die grosskoalitionären Verlierer der letzten Wahl sich personell und inhaltlich neu aufstellen", sagte Wagenknecht der Deutschen Presse-Agentur. Deutschland brauche eine Politik der sozialen Verantwortung.

Das Aus der Jamaika-Runden bewertete sie als überfälligen Schritt. "Es ist gut, dass dieses Trauerspiel beendet ist", sagte "Die 'Schwarze Ampel' hätte Deutschland nicht gut getan."

Noch erschreckender als die wochenlangen Streitigkeiten sei es gewesen, bei welchen Themen Union, FDP und Grüne bereits vorweg einig gewesen seien.

"Es war von Beginn an klar: Mit dieser Koalition wären der Mindestlohn nicht erhöht und Dauerbefristungen nicht verboten worden. Die Altersarmut wäre weiter gewachsen, während Superreiche und grosse Konzerne alle Möglichkeiten zur Steuerumgehung behalten hätten."

0:45 Uhr: Klöckner kritisiert Abbruch der Sondierungen durch FDP

Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner hat den Abbruch der Jamaika-Sondierungen durch die FDP kritisiert. Sie bescheinigte den Liberalen am Sonntagabend via Twitter "gut vorbereitete Spontanität". "Anständig wär es gewesen, wenn alle Parteivorsitzenden gemeinsam den Abbruch hätten verkünden können", schrieb sie.

0:15 Uhr: Grüne rügen Abbruch der Sondierungen durch die FDP

Die Grünen haben den Abbruch der Jamaika-Sondierungen durch die FDP kritisiert.

Der Grünen-Politiker Reinhard Bütikofer schrieb am Sonntagabend auf Twitter über FDP-Chef Christian Lindner: "Er wählt seine Art von populistischer Agitation statt staatspolitischer Verantwortung."

23:55 Uhr: FDP lässt Jamaika platzen

Die Verhandlungen von CDU, CSU, FDP und Grünen über ein Jamaika-Bündnis sind gescheitert. FDP-Chef Christian Lindner begründet dies mit fehlendem Vertrauen.

Es sei den vier Gesprächspartnern nicht gelungen, eine Vertrauensbasis oder eine gemeinsame Idee für die Modernisierung des Landes zu finden, sagte Lindner am späten Sonntagabend in Berlin. "Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren."

Mit Material der dpa
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