• Armin Laschet vertraut als Kanzlerkandidat der Union unentwegt auf seinen jungen Schattenmann Nathanael Liminski.
  • Der 35-Jährige gilt als erzkonservativ und streng gläubig. Ein Porträt.

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"Kein Sex vor der Ehe." Das war eigenen Bekundungen zufolge die Maxime von Nathanael Liminski. Schliesslich diene die Keuschheit vor dem Treuegelübde "der vollen Entfaltung von Sexualität", samt Botschaft: "Du, nur du, und du für immer."

Einzig dieser Standpunkt lässt erahnen, wie erzkonservativ und streng katholisch der CDU-Politiker ist. 2007 vertrat Liminski besagte These vor riesigem TV-Publikum bei "Sandra Maischberger" in der ARD. Der Titel der TV-Sendung war: "Keuschheit statt Porno - brauchen wir eine neue Sexualmoral?"

Nathanael Liminski: Der Chefstratege von Armin Laschet

Heute, rund 13 Jahre später, ist Liminski in stürmischen Zeiten der Union nicht irgendein CDU-Politiker. Er ist, mit 35 Jahren, der Stabschef, Chefstratege und Flüsterer von Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU). Nicht wenige Beobachter sagen, er sei der wichtigste Mann im Umfeld des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten. Und dabei deutlich konservativer als Laschets CSU-Widersacher Markus Söder.

Als Liminski bei "Sandra Maischberger" seine Ansichten zum Thema Sex vertrat, war er also gerade einmal 22 Jahre alt. Seine Positionen wusste er schon damals strikt durchzusetzen. Schliesslich war er einer der Mitbegründer der papsttreuen Jugendorganisation "Generation Benedikt" gewesen. Dort versammelten sich junge Menschen, denen das Leben um sie herum nicht konservativ-katholisch genug war.

Streng konservativ und katholisch bei Bonn erzogen

Liminski hatte das schliesslich ganz anders kennengelernt. Sein Vater Jürgen Liminski ist ein bekannter katholischer und - natürlich - sehr konservativer Journalist. Als kleiner Bub wuchs Nathanael bei Sankt Augustin auf der anderen Rheinseite von Bonn auf, gemeinsam mit neun Geschwistern. Sein Vorname zielt auf einen der Jünger Jesu ab.

Laut "Rheinischer Post" hatten seine Eltern Jürgen und die französischstämmige Martine 2002 ein Buch mit dem Titel "Abenteuer Familie" herausgebracht. In diesem erzählten sie demnach von einem "Familienrat", in dem Nathanael den Job des Privatsekretärs seines Vaters übernahm.

Er, der Vater, ist so konservativ, dass man sich fragen muss, wie weit rechts sein Konservatismus reicht. Denn: Der Journalist kommentiert regelmässig in der rechtskonservativen Wochenzeitung "Junge Freiheit". In einem seiner jüngsten Beiträge vom 26. Februar schrieb Liminski senior beispielsweise mit Blick auf den Islam von "Wucherungen" sowie angeblichem "Gewaltpotential", und er ging in dem Text "linke Ideologen" an.

Ferner ist er Mitglied des römisch-katholischen Bundes "Opus Dei", bei dem Selbstgeisselungen zu den Ritualen zählen und der eben als rechtskonservativ bewertet wird.

Früher Karl-Theodor zu Guttenberg, heute Armin Laschet

Das Profil des Sohnes ist schwerer zu fassen. Überliefert ist: Nathanael Liminski tut sich offenbar schwer mit Homosexualität. In der "Maischberger"-Sendung sagte er, dass er Homosexualität nicht "für eine vollendete Form von Sexualität" hält, weil die "Dimension der Fortpflanzung" fehlt.

Für Laschet ist er in erster Linie sein Chefstratege. Er habe beharrlich um seine Dienste geworben, heisst es. Liminski machte in CDU-Kreisen schliesslich früh, aber umso spektakulärer Karriere. Über das EU-Parlament und die Hessische Staatskanzlei ging es für ihn im Januar 2011 ins Bundesverteidigungsministerium, wo er für kurze Zeit als Redenschreiber für den damaligen Minister Karl-Theodor zu Guttenberg arbeitete - ehe dessen bundespolitische Karriere wegen der Plagiatsaffäre ein jähes Ende nahm.

Schattenmann von Armin Laschet in NRW

Liminski war damals Mitte 20, lernte schnell das harte Politgeschäft kennen. Im August 2014 warb Laschet ihn schliesslich aus dem Bundesinnenministerium ab und machte ihn zum Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen. "Den Ministerpräsidenten in allen seinen Aktivitäten unterstützen, allseitige Abstimmung der Regierungsarbeit und Koordination der Ministerien auf unser gemeinsames Ziel hin - das Beste für NRW", erklärte er in einem seiner seltenen Interviews dem "Handelsblatt" über seinen Job. Gute Führung definierte er über "Diskretion".

Welche politischen Ambitionen er dennoch hat, verriet ein weiterer Satz: "Wenn ich einmal gehe, will ich sagen können, dass ich diese Welt für meine Kinder vorbereitet habe und meine Kinder auf diese Welt", sagte der vierfache Familienvater, der seit 2012 verheiratet ist.

Jetzt soll das Kanzleramt her. Der Weg aus der Staatskanzlei in Düsseldorf nach Berlin wird jedoch steinig. Die Umfragewerte des 25 Jahre älteren Laschet sind schlecht bis miserabel.

CDU-Mann Nathanael Liminski soll Patzer von Kanzlerkandidat Armin Laschet ausbügeln

In TV-Sendungen wirkt der NRW-Landeschef mitunter unbeholfen. So war es selbst am Tag, als die CSU aus Bayern und ihr Chef Söder Laschet die Kanzlerkandidatur überliessen. Im ZDF wurde Laschet gefragt, ob die Inzidenz von 165 als Richtwert für Schulen in der bundeseinheitlichen Corona-Notbremse nicht völlig aus der Luft gegriffen sei. Er antwortete gutmütig lächelnd: "Ja." Und das war es auch schon.

Es sind diese Momente, in denen Liminski ins Spiel kommt. Wenn er Fehler seines Chefs mit einer geschickten Rede wieder ausbügelt, wenn er diesem sein aufmunterndes Feedback gibt, wenn er direkt auf seinen Chef einwirkt. Ebenbürtig. Nicht als klassischer Assistent. Sondern als Sprachrohr konservativer Kreise in der CDU. Sehr konservativer Kreise.

Verwendete Quellen:

  • Rheinische Post: Wer ist Armin Laschets Schattenmann?
  • Handelsblatt: "Ich will die Welt für meine Kinder mit vorbereiten"
  • Süddeutsche Zeitung: Laschets Schattenmann
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