• Armin Laschet hat sich beim Deutschlandtag der Jungen Union zur Wahlschlappe und Zukunft seiner Partei geäussert.
  • Für das schlechte Ergebnis bei der Bundestagswahl übernahm Laschet die volle Verantwortung.
  • Jens Spahn fand deutliche Worte und appellierte an den Teamgedanken in der Union.

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Beim Deutschlandtag der Jungen Union hat sich Kanzlerkandidat und Noch-CDU-Parteichef in seiner Rede nicht nur mit den kommenden Aufgaben der Union beschäftigt - er hat sich auch zu seinem Anteil am Wahlergebnis von CDU und CSU geäussert.

Er allein trage die Verantwortung für das miserable Abschneiden der Union bei der Bundestagswahl, so Laschet. "Wir haben ein bitteres Ergebnis erzielt", sagte er am Samstag in Münster.

Laschet: "Den Wahlkampf habe ich zu verantworten und sonst niemand"

"Nichts lässt sich schön reden. Die Verantwortung trage ich als Vorsitzender und Kanzlerkandidat", sagte Laschet. "Den Wahlkampf, die Kampagne habe ich zu verantworten und sonst niemand."

Die Schwesterparteien hatten bei der Bundestagswahl nur 24,1 Prozent der Stimmen erhalten und damit das schwächste Ergebnis aller Zeiten erzielt. Nach 16 Regierungsjahren und den bisher erfolgreich verlaufenden Verhandlungen über eine Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP muss sich die Union mit dem Gang in die Opposition anfreunden.

Spahn: "Beschissenes Wahlergebnis"

Gesundheitsminister Jens Spahn räumte ein: "Es war ein beschissenes Wahlergebnis und die Lage ist es auch. Da gibt es nichts drum herum zu reden." Die Union werde eine konstruktive Opposition sein und nicht immer bloss "Nein" sagen, sagte er auf dem "Deutschlandtag" der Jungen Union.

Zugleich gab sich der Parteivize auch kämpferisch: "Die CDU ist nicht erledigt." Spahn rief zu Teamgeist statt "Schaulaufen" auf. "Es geht hier doch nicht um Armin, Friedrich, Jens, Ralph oder wen auch immer", rief er unter grossen Beifall in der Halle. "Die Union ist grösser als jeder von uns."

Als Anwärter für die Nachfolge Laschets werden Spahn, der Wirtschaftsexperte Friedrich Merz, Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus oder der Aussenpolitiker Norbert Röttgen genannt.

Laschet widerspricht Merz

Allzu hart wollte Laschet mit seiner Partei dennoch nicht ins Gericht gehen. Auch wies er die Kritik seines Parteifreundes Friedrich Merz zurück. Die Union sei ein "insolvenzgefährdeter schwerer Sanierungsfall", hatte Merz zuvor erklärt.

"Ich teile übrigens nicht die Formulierungen, die eher der Wirtschaft entliehen sind, dass wir nun ein totaler Sanierungsfall sind", sagte Laschet. "Ich schätze Friedrich Merz und ich schätze auch seine Analysestärke, aber wir haben ein gutes Programm gehabt, wir haben Positionen gehabt, für die wir auch weiter stehen."

Der Wirtschaftsexperte Merz, einst Konkurrent Laschets im Kampf um den CDU-Vorsitz, hatte am Freitagabend in seiner Rede vor dem Unionsnachwuchs das Bild einer dramatischen Situation der Union gezeichnet. Er gilt wieder als möglicher Aspirant für den Parteivorsitz, wenn sich Laschet zurückzieht.

Laschet zu Mitgliederbefragung: "Wir können das mal machen"

Wie seine Nachfolge dereinst werden könnte, liess Laschet vorerst offen. Allerdings zeigte er sich skeptisch über einer Mitgliederbefragung zur Wahl eines neuen CDU-Bundesvorsitzenden. Auch ein Bundesparteitag sei "immer noch ein sehr gutes Instrumentarium, um die Breite der Partei abzubilden". Man solle nicht so tun, als entschieden Bundesparteitage mit mehr als 1.000 Delegierten an der Basis vorbei.

"Ich bin nicht prinzipiell dagegen", sagte Laschet zur Frage der Mitgliederbefragung. "Wir können das mal machen." Man sollte aber auch anerkennen, dass es in Konsensgesprächen leichter sei als in Mitgliederbefragungen, mehr junge Leute und Frauen in Vorstandsposten zu bekommen.

Abseits der Nachfolgefrage müsse bei der Union aber erst einmal die Aufarbeitung des Wahldebakels im Zentrum stehen, sagte Laschet. Es sei nun "eine klare Fehleranalyse" erforderlich: "Was war strukturell, personell und programmatisch falsch?" In der kommenden Oppositionszeit komme es darauf an, "nicht schrill zu werden, nicht plump zu werden, nicht im Überbietungswettbewerb mit den beiden Parteien, die auch Opposition sind, im nächsten Bundestag zu stehen, sondern klug und intelligent die Finger in die Wunden zu legen, wo eine künftige Regierung die Dinge falsch macht." (dpa/mko)


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