Das Wahlprogramm der AfD steht - aber wofür steht es? Wir blicken auf die fünf wichtigsten Themenfelder.
Eine Diktatur ist Deutschland dann doch nicht, da waren sich die AfD-Delegierten auf dem Parteitag in Köln einig.
Also wurde der Leitantrag zum Wahlprogramm noch einmal geändert, statt "Wiederherstellung der Demokratie" fordert die Partei nun also die "Verteidigung der Demokratie", weil die Lage schliesslich "noch nicht so schlimm wie in Nordkorea" sei, wie der Antragsteller ausführte.
Am Ende nahm die AfD ihr Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2017 mit 92,5 Prozent an.
Die Schlagzeilen bestimmten aber die Niederlage von
Inhaltlich war sie das schon lange, spätestens seit 2015 hat sie sich von einer wirtschaftsliberalen Anti-Euro-Partei in eine rechtspopulistische Partei verwandelt.
Das schlägt sich auch im Wahlprogramm nieder. Wir haben uns die fünf wichtigsten Themengebiete angeschaut.
Die AfD zu Zuwanderung, Integration und Asylpolitik
Auch wenn die Ideen zu direkter Demokratie und zur Eurokrise im Programm an erster beziehungsweise zweiter Stelle stehen: Das zentrale Thema der AfD ist die Migrations- und Asylpolitik, sie nimmt auch den grössten Platz ein, wobei der Islam gleich sein eigenes Kapitel bekommt.
Er gehört laut AfD nicht zu Deutschland und ist mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung nicht vereinbart.
Die Schlussfolgerungen: Unter anderem ein Burka-Bann in der Öffentlichkeit, Verbot von Minaretten und Muezzin-Ruf sowie ausländischer Finanzierung von Moscheen.
In einem anderen Kapitel zu Zuwanderung und Asyl finden sich auf fünf Seiten verschiedene Variationen einer Aussage: "Wir schaffen das nicht."
Also wirbt die AfD für eine gelenkte Zuwanderung von dringend benötigten Fachkräften und eine forcierte Abwanderung.
"Minuszuwanderung" nennt sich das im Parteiduktus, gegen eine Festlegung auf die Zahl 200.000 pro Jahr sprachen sich Mitglieder schon in einer Onlinebefragung aus.
Allerdings fordert die Partei eine feste Abschiebequote, und wenn sich die "Minuszuwanderung" nicht einstellt, die Festlegung einer "absoluten Belastungsgrenze".
Den Familiennachzug will die AfD abschaffen, genauso wie das Geburtsortsprinzip: Deutscher Staatsbürger soll qua Geburt nur der sein, der deutsche Eltern hat.
Die AfD zum Thema Sicherheit
Ein Argument für die Wiedereinführung des Abstammungsprinzips nennt die Partei im Kapitel zur Inneren Sicherheit: So würden "Angehörige krimineller Clans" nicht automatisch Staatsbürger.
Überhaupt nimmt die Kriminalität aus der Sicht der AfD immer weiter zu, Schuld seien die Migranten. Die Rezepte dagegen heissen Ausweisung, Abschiebung und Ausbürgerung.
Für die Polizei verlangt die Partei eine Strukturreform, die auf eine Zentralisierung und bessere Ausstattung hinausläuft. Ausserdem soll die Videoüberwachung ausgeweitet werden.
Den Grenzschutz soll die Polizei nicht mehr allein übernehmen, stattdessen sollen dabei auch Wehrpflichtige eingesetzt werden – wofür natürlich erst einmal die Wehrpflicht wieder in Kraft gesetzt werden muss.
Überhaupt, die Grenze: "Das Schengen-Abkommen betrachten wir als gescheitert", heisst es im Wahlprogramm, deswegen müssten die Kontrollen verstärkt werden, auch mit Zäunen an der grünen Grenze.
Die AfD zum Thema Wirtschaft und Euro
Genauso gescheitert ist in den Augen der AfD der Euro, deswegen bleibt die Partei bei den Forderungen, die 2013 zu ihrer Gründung geführt hat:
Deutschland soll nicht mehr für ausländische Banken haften und langfristig den Euroraum verlassen. Um die Rückkehr zur D-Mark vorzubereiten, will die AfD schon jetzt das Gold der Bundesbank nach Deutschland zurückführen.
Die Handelsbeziehungen will die Partei international in der Welthandelsorganisation WTO organisieren, lehnt aber die "Anmassung supranationaler Gerichte" und deswegen auch CETA, TISA und TTIP ab.
Die AfD zum Thema Sozialpolitik und Steuern
Das Steuersystem will die Partei radikal vereinfachen - und die Abgabenquote gesetzlich auf den jetzigen Wert limitieren. Abseits davon ist von den wirtschaftsliberalen Wurzeln wenig übrig geblieben.
Interessant ist besonders der Widerspruch zwischen der Selbstpositionierung als "Partei des kleinen Mannes", die sich in Vorschlägen wie der Entlastung der geringen Einkommen, Begrenzung der Leiharbeit und der Befürwortung des Mindestlohns niederschlägt, und dem Eintreten für Massnahmen, die Reiche bevorzugen.
So wendet sich die AfD gegen die Vermögenssteuer und will die Erbschaftssteuer als Substanzsteuer abschaffen. Ihr Argument: "Intakte Familien denken und leben in Generationszusammenhängen."
Die Partei geht von einer Gefährdung des Sozialsystems durch die Zuwanderung aus. Deswegen gilt: Germany first. So sollen selbst EU-Bürger erst dann Sozialleistungen erhalten, wenn sie vier Jahre lang in die Sozialkassen eingezahlt haben.
Die AfD zum Thema Direkte Demokratie
Die AfD will Europa in ein loses Staatenbündnis verwandeln, um die angeblich verlorene Souveränität zurückzugewinnen. Wenn das nicht klappt, soll Deutschland dem Beispiel Grossbritanniens folgen und einen Austritt aus der EU überlegen – und in einem Volksentscheid abstimmen lassen.
Generell will die AfD Referenden nach Schweizer Vorbild einführen, das betrachtet die Partei als "nicht verhandelbaren Inhalt jeglicher Koalitionsverhandlungen".
Der Bundespräsident soll direkt gewählt, die Amtszeit des Bundeskanzlers auf zwei Legislaturperioden begrenzt werden. Nicht zuletzt fordert die AfD eine Reduzierung der staatlichen Parteienfinanzierung.
Die Wahlprogramme der anderen Parteien im Überblick:
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