• Friedrich Merz legt CDU-Mitgliedern den Austritt aus der "sogenannten Werte-Union" nahe.
  • Den Vorsitzenden des Vereins, Max Otte, kritisiert Merz zudem scharf.
  • Die Werte-Union hat derweil weiter mit internen Querelen und Austritten zu kämpfen.

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Der CDU-Wirtschaftspolitiker Friedrich Merz hat die CDU-Mitglieder zum Austritt aus der ultrakonservativen Werte-Union aufgerufen. "Ich fordere alle CDU-Mitglieder dazu auf, die sogenannte Werte-Union zu verlassen und die Zukunft gemeinsam in der CDU zu gestalten", sagte Merz, der zum Wahlkampfteam des CDU-Vorsitzenden Armin Laschet gehört. Der Ex-Unionsfraktionschef attackierte den neuen Vorsitzenden der Werte-Union, den Ökonomen Max Otte, scharf.

Otte "kennt offenbar den Unterschied zwischen Lobby und beruflicher Tätigkeit als Rechtsanwalt und Aufsichtsrat nicht", sagte Merz. Otte hatte am Wochenende gesagt, Merz sei durch seine frühere Lobbytätigkeit belastet und sollte "kein Staatsamt übernehmen, auch wenn die Lobbytätigkeit ruht".

Merz war früher Aufsichtsratschef für Deutschland des US-Vermögensverwalters Blackrock. Das Mandat endete zum 31. März 2020 - es ruht also nicht nur. Merz sagte: "Die unqualifizierten Rundumschläge von Herrn Otte sollten den Mitgliedern dieser selbst ernannten Werte-Union zu denken geben."

Werte-Union zeigt nach Otte-Wahl Auflösungserscheinungen

Die Werte-Union sieht sich als Vertretung der konservativen Strömung in der Union, ist aber keine offizielle Parteigliederung. Nach eigenen Angaben liegt ihre Mitgliederzahl bei über 4.000 - darunter sind allerdings auch Mitglieder ohne CDU-Parteibuch. Die CDU hat insgesamt etwa 400.000 Mitglieder, etwa 140.000 sind es bei der CSU.

Nach der umstrittenen Wahl Ottes zeigt die Werte-Union immer stärkere Auflösungserscheinungen. Mitglieder verschiedener Landesvorstände traten aus Protest gegen Ottes Kurs zurück. Interne Kritiker werfen Otte vor, die Werte-Union nach rechts rücken und zur AfD hin öffnen zu wollen.

Am Samstag hatte die bayerische Werte-Union bei einem Mitgliedertreffen einstimmig beschlossen, aus dem Bundesverband auszutreten. Sie gründete eine neue Plattform unter dem Namen "Konservativer Aufbruch für Werte und Freiheit", sagte die Landesvorsitzende Juliane Ried. Der Landesvorstand in Baden-Württemberg kündigte am Samstag fast geschlossen seinen Rückzug an. In Rheinland-Pfalz hatte der dortige Vorstand der Gruppierung schon im Juni mit sofortiger Wirkung seine Ämter niedergelegt.

Otte: "Das sind verletzte Eitelkeiten"

Otte reagiert auf die Vorgänge betont gelassen und geht nach eigenen Angaben davon aus, dass die Werte-Union gestärkt aus diesem Prozess hervorgehen wird. "Das sind Hinterzimmerpolitiker, die meine Wahl nicht anerkennen wollen. Das sind verletzte Eitelkeiten." Rechtlich gesehen gehörten die Mitglieder zum Bundesverband und nicht zu den Landesverbänden. Otte sagte, Ein- und Austritte hielten sich die Waage.

Unter den Austritten ist nun allerdings auch Ottes Amtsvorgänger. "Die Rundumschläge von Herrn Otte haben dazu geführt, dass ich meinen Austritt erklärt habe", sagte der frühere Vorsitzende der Werte-Union, Alexander Mitsch, am Montag. "Herr Otte ist nicht in der Lage, den Ursprungsgedanken der Werte-Union weiterzuführen." Die Werte-Union sei immer als starke Gruppierung innerhalb der Union gedacht gewesen, die sich vom rechten und linken Rand absetze.

Die Führungsspitze der CDU um Parteichef Armin Laschet kommt an diesem Montag in Berlin zu ihren letzten offiziellen Beratungen vor der Sommerpause zusammen. Zunächst tagt das kleinere Parteipräsidium in hybrider Form, später wird der grössere Vorstand hinzugeschaltet.

Die Vorgänge in der Werte-Union dürften - wenn überhaupt - nur am Rande eine Rolle spielen. Es wurde erwartet, dass sich die Parteigremien unter anderem mit dem bevorstehenden Wahlkampf zur Bundestagswahl im September beschäftigen werden. (dpa/mko)

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