Aus bescheidenen Verhältnissen bis an die politische Spitze Österreichs. So verlief Christians Kerns Weg aus dem Arbeiterbezirk Wien-Simmering ins Amt des Bundeskanzlers. Ein Porträt.
Christian Kern wurde am 4. Jänner 1966 in Wien geboren und wuchs als Sohn einer Sekretärin und eines Elektroinstallateurs im Wiener Arbeiter-Bezirk Simmering auf.
Dort absolvierte er das Gymnasium in der Gottschalkgasse. Später betrieben seine Eltern im 10. Wiener Gemeindebezirk ein Milchgeschäft.
Den Sommer verbrachte die Familie im Schrebergarten in Grossenzersdorf. Sein erster Auslandsurlaub führte ihn mit 18 Jahren ins italienische Jesolo.
Aus grün wurde rot
Während seines Studiums der Soziologie, Publizistik und Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien war er bereits im Sozialistischen Studentenverband aktiv.
Nachdem er sein Studium erfolgreich abschloss, begann er 1989 seine Karriere als Wirtschaftsjournalist. Zuvor hatte ihn ein Freund davon abgebracht, Sportreporter zu werden.
Ursprünglich war Kern an einigen Projekten der Grünen beteiligt. Das Urgestein der Grünen, Günther Nenning, veränderte allerdings seine Einstellungen und er wurde Sozialdemokrat. Kern ist ein ausgewiesener Fan der SPÖ-Ikonen Bruno Kreisky und Johanna Dohnal.
Kern wurde Mitarbeiter im Parlament und im Bundeskanzleramt. 1997 begann seine Laufbahn bei der Verbund AG, dem grössten Energieversorger Österreichs. Dort stieg er 2007 zum Konzernvorstand auf.
2010 wurde er Vorstandsvorsitzender der Österreichische Bundesbahnen (ÖBB). In dieser Funktion war er ab 2014 auch Chairman des Europäischen Eisenbahnverbandes CER (Community of European Railways) mit Sitz in Brüssel.
Diesen Job gab er 2016 auf und folgte dem Ruf der SPÖ. Kern wurde Bundeskanzler und Parteivorsitzender der SPÖ.
Maria Maltschnig, die mit Kern - zunächst als Assistentin - ins Kanzleramt übersiedelte sagt über Kern: "Er ist ein irrsinnig kontrollierter Mensch, konsequent und diszipliniert. Das betrifft jede Gefühlsregung, aber auch den Sport."
Alleinerziehender Vater
Im Alter von nur 22 Jahren wurde Kern zum ersten Mal Vater. Mit der Mutter seines Kindes Nikolaus bekam er später noch zwei weitere Söhne, Simon und Paul.
Nach der Scheidung zog er Nikolaus die ersten Jahre alleine auf. Simon und Paul blieben nach der Trennung bei der Mutter.
Bei der Verbund AG lernte Kern seine zweite Frau, Eveline Steinberger kennen, mit der er bis heute eine glückliche Beziehung führt, aus der auch die neunjährige Tochter Carla hervorging. Steinberger-Kern ist heute eine Start-up-Unternehmerin in der Energiewirtschaft. Ihre Firma "The Blue Minds Company" unterstützt Energiewende-Projekte.
Christian Kern lebt die wenige Familienfreizeit, die ihm bleibt, umso intensiver und ist fest davon überzeugt, dass gemeinsames Lachen fest miteinander verbindet.
Nach Angaben seiner Frau ist Kern ein leidenschaftlicher und erfahrener Familienvater. Windeln wechseln kann er nach eigenen Angaben beispielsweise in der Geschwindigkeit eines Reifenwechsels in der Ferraribox. Trotz neuer, grosser Aufgaben versucht er für seine Familie da zu sein und auch bei Elternabenden aufzutauchen.
Auch wenn aus seinem einstigen Traum von der Karriere als Profifussballer nichts wurde, ist Kern sehr sportlich geblieben. Tennis, Mountainbiken und Laufen dienen als Ausgleich zu seinem Job als Bundeskanzler.
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