So viel Auswahl wie heuer hatten Österreichs Wähler selten. Vom Team Stronach über Neos bis zur Männerpartei - wir stellen die wichtigsten Kleinparteien vor.

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Bei der Nationalratswahl am 29. September stehen einige neue Parteien auf den Wahlzetteln. Demoskopen trauen ihnen so einiges zu. Dem politischen Österreich könnte ein "heisser Herbst" bevorstehen.

Italien hat Silvio Berlusconi, die Schweiz Christoph Blocher - und endlich hat auch Österreichs Politik einen älteren Milliardär mit rechtspopulistischen Ansichten. Frank Stronach machte sich zu seinem 80. Geburtstag selbst ein Geschenk und gründete im September 2012 eine Partei, die Wahlforscher derzeit bei über zehn Prozent sehen: das Team Stronach.

Team Stronach

Frank Stronach führt seine Partei als Ein-Mann-Unternehmen mit Hilfssheriffs, lässt sich selbst aber nicht zur Wahl aufstellen. Er möchte den Euro in einen nationalen Euro mit konvertierenden Wechselkursen umwandeln. Er ist der Meinung, dass die Eurokrise leicht zu lösen wäre - könnten bedrohte Länder ihre Währungen nur auf- oder abwerten. Im heutigen Euro-System ist das nicht möglich. Darüber hinaus fühlt sich die Partei den Werten "Wahrheit, Fairness und Transparenz" verpflichtet.

Stronach plant auf längere Sicht einen einheitlichen Steuersatz von 25 Prozent, die "Flat Tax". Ausserdem will er die heimischen Sozial- und Krankenkassen in nur einer Organisation zusammenfassen. Seit Anfang 2012 schreibt er in der "Kronen-Zeitung" die sonntägliche Kolumne "Franks Welt". In derselben Zeitung forderte er in grossformatigen Inseraten eine "Revolution für Österreich".

Geldmangel ist für das Team Stronach jedenfalls kein Thema. 2012 war der namensgebende Parteivorsitzende mit einem Vermögen von 1,2 Milliarden Euro in der vom Magazin "Forbes" erstellten Weltrangliste der Superreichen auf Platz 1.015 zu finden. In Kanada belegte er Platz 22. In der Schweiz, wo Stronach nach wie vor seine Steuern zahlt, schaffte er es immerhin auf Platz 83.

EU-Austrittspartei

Am 15. September 2011 wurde in Graz die "EU-Austrittspartei" gegründet. Ihre Abkürzung lautet "EU-Aus". Die Partei möchte Österreich aus der EU "befreien". Das Leben der Österreicher soll "einfacher und billiger" werden.

Die Partei rechnet mit grossem Wählerpotential, allerdings müssen vor der Zulassung zur Nationalratswahl zwischen 9. und 29. Juli erst 2.600 Unterstützungserklärungen gesammelt werden. Dieses Prozedere ist für alle Parteien zwingend, sofern sie noch nicht im Nationalrat vertreten sind. Bei der Unterstützungserklärung handelt es sich nicht nur um eine einfache Unterschrift, sondern um eine Art "Vorwahlstimme". Die Unterstützer müssen im zuständigen Rathaus unter amtlicher Aufsicht ein Dokument unterschreiben und abstempeln lassen. Dieses erreicht dann auf dem Postweg hoffentlich rechtzeitig die unterstützte Partei.

Neos

Auch die liberale Wahlplattform Neos braucht Unterstützungserklärungen. Das Kürzel steht für "Das neue Österreich". Neos wurde im Oktober 2012 von dem Unternehmer Matthias Strolz gegründet. Das Bündnis strebt offen die "Vereinigten Staaten von Europa" an, bildet damit also den exakten Gegenpol zur EU-Austrittspartei.

Bildung, Steuern und Pensionen sind drei Themen, mit denen Neos im Wahlkampf punkten will - unter anderem mit provokanten Slogans wie "Bekommen Sie keine Kinder" und "Hören Sie auf zu arbeiten". Um Österreicher im Ausland zu erreichen, veranstaltet die Partei sogar Info-Abende in München. Neos hat heute mehr als 2.000 Mitglieder und hat als Wahlziel zehn Prozent ausgegeben.

Piratenpartei

Die Piratenpartei wurde in Österreich zwar schon im Juli 2006 gegründet, bei der vergangenen Nationalratswahl im Herbst 2008 bekam sie aber nicht genug Unterstützungserklärungen. Auch heuer müssen die Piraten wieder Unterschriften sammeln.

Die Piraten treten vehement für Datenschutz im Internet ein und formieren sich etwa gegen das US-Ausspäh-Programm Prism. Ausserdem fordern sie ein "bedingungsloses Grundeinkommen", das "die Existenz sichert und gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht, einen individuellen Rechtsanspruch darstellt, ohne Bedürftigkeitsprüfung ausgezahlt wird und keinen Zwang zur Arbeit bedeutet" Ebenfalls zu den Zielen der Partei gehört eine Reform des Suchtmittelgesetzes.

Männerpartei

Ob die 2008 gegründete Männerpartei an der Wahl teilnehmen darf, ist noch unklar. Sie setzt sich für eine Gleichberichtigung der Männer ein, für "Männerrechte" und gegen "Männerdiskriminierung". Sie möchte die Väterrechte geschiedener Männer stärken.

Darüber hinaus will die Partei einen "Männerminister" in der österreichischen Regierung installieren. Sie verlangt die Abschaffung des Frauenministeriums: Seit einem Vierteljahrhundert seien die "damals durchaus berechtigten Ziele der Frauen erreicht. Seither arbeiten die Frauenministerinnen an der Abschaffung der Gleichberechtigung."

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