Vizepräsidentschaftskandidat Mike Pence macht im US-Wahlkampf Boden für seinen Boss Donald Trump gut. Es zeigt, wie wichtig die Zuarbeiter für den Republikaner sind. Das gilt auch für die heimliche "Trump-Flüsterin", die mit allen Wassern gewaschene Kellyanne Conway. Wir stellen das Schatten-Team hinter Donald Trump vor.
Im American Football müssen sogenannte Tackles ihren Quarterback beim Angriff schützen. In der US-Politik kommt diese Aufgabe Wahlkampfmanagern zu. Auf die Frage einer Journalistin, wie anspruchsvoll es "auf einer Skala von 0 bis 10" sei, Trumps Kampagnenmanagerin zu sein, antwortete Kellyanne Conway unmittelbar: "10."
Die Politologin, 49 Jahre jung, ist bereits die dritte Kampagnenmanagerin des Immobilienmoguls. Vorvorgänger Corey Lewandowski wurde mangelnde Erfahrung vorgeworfen, zudem überwarf er sich mit Trumps Kindern. Im April war für ihn Schluss. Es folgte Paul Manafort.
Conway: Vierfache Mutter und diplomatisches Genie
Der 67-Jährige hatte davor gefühlt jeden Präsidenten der Republikaner beraten, zum Beispiel Ronald Reagan sowie George W. Bush Senior und Junior. Schon 1976 arbeitete er für den damaligen Präsidenten Gerald Ford.
Manafort wurden aber Berichte zum Verhängnis, er habe sich durch die Zusammenarbeit mit umstrittenen und russlandnahen Politikern in der Ukraine um Millionen Dollar bereichert.
Jetzt also Conway. Die vierfache Mutter gilt als "diplomatisches Genie". Sie mache geschickt die PR-Patzer ihres Chefs wett, heisst es, auch, indem sie ihm sage, was er hören wolle. Conway gilt als moderne Karrierefrau.
Sie promovierte an der George Washington Universität, ist eine Expertin für Meinungsforschung. 1995 gründete sie ihre eigene Firma, beriet fortan Politiker bei heiklen Themen wie Abtreibung. Nicht zuletzt schrieb sie ein Buch mit dem Titel "What Women Really Want". Ihre These: Frauen werden die Zukunft der USA prägen.
Das unterstreicht ihre wohl wichtigste Funktion für Trump. Sie hat einen ausgewiesenen Macho für Frauen nahbarer gemacht. Bleibt abzuwarten, ob zumindest diese Dompteurin die Kampagne des unbezähmbaren Löwen bis zum 8. November, dem Wahltag, durchhält.
Durchhalten und überzeugen, das kann
Er sei moderater, höflicher und kompetenter als sein Boss, hiess es. Doch Vorsicht: Pence ist, metaphorisch gesprochen, ein Wolf im Schafspelz. Wir stellen vor, wer die wichtigsten Zuspieler Trumps sind und für was sie stehen.
Mike Pence: Trumps "running mate"
"Er braucht eine erfahrene Person, um den Teil des Jobs zu erledigen, den er nicht erledigen will. Er sieht sich mehr als Aufsichtsratsvorsitzender, nicht als Geschäftsführer." Das hatte der damalige Wahlkampfchef, Paul Manafort, im Mai erklärt.
Er meinte Pence. Trump will laut "New York Times" "den mächtigsten Vizepräsidenten in der Geschichte". Schlecht: Noch im Sommer konnten 86 Prozent der Befragten einer Umfrage von CBS News und "New York Times" nicht sagen, ob sie den Gouverneur des Bundesstaates Indiana mögen oder nicht.
In dessen Leben spielt Religion eine grosse Rolle. Sein Grossvater wanderte aus Irland in die USA ein, als Kind war er Messdiener. Der 57-Jährige zählt sich zur Gruppe christlich-konservativen Republikaner, die in den USA "soziale Konservative" genannt werden.
Wenig sozial dürften viele Frauen seine Haltung zum Thema Abtreibung empfinden: Pence unterzeichnete eines der strengsten Anti-Abtreibungsgesetze der USA. In seiner Politik finden sich weitere Positionen der radikalkonservativen Bewegung.
So hält der Jurist die Erderwärmung für einen Mythos, Homosexuellen will er den Eintritt in die Armee verbieten und schon gar nicht syrische Flüchtlinge aufnehmen.
"Mike Pence leistet grossartige Arbeit", schreibt indes Trump auf Twitter über seinen "running mate". Einige amerikanische Kommentatoren fragten ironisch, warum Trump Pence nicht an die Spitze seiner Kampagne setze.
"Er hätte bessere Chancen", sagte der Kolumnist Michael Smerkonish laut "n-tv.de". Seine Stärke ist, dass er unaufgeregt analysiert. Er ist ein Polit-Profi und füllt damit die Lücke, die dem 70-jährigen Trump vorgehalten wird. Mehr noch: Er könnte bestenfalls versöhnend auf viele durch Trump überrumpelte Republikaner wirken.
"Die Provokationen durch Russland müssen mit amerikanischer Stärke beantwortet werden", meinte er und bemühte damit einen wesentlichen Punkt republikanischer Politik. "Wenn Russland sich weiterhin an barbarischen Angriffen auf Zivilisten in Aleppo beteiligt, müssen die Vereinigten Staaten darauf vorbereitet sein, das Assad-Regime militärisch anzugreifen, um eine humanitäre Katastrophe in Aleppo zu verhindern."
Trump galt bislang als russlandfreundlich. Entsprechend hinterliess sein möglicher Vize Eindruck. Die "Washington Post" schrieb, Pence habe Argumente für eine eigene Präsidentschaftskandidatur 2020 oder 2024 geliefert.
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