Das zweite TV-Duell gegen Hillary Clinton hatte Donald Trump zwar nicht so offensichtlich verloren wie das erste. Für den Video-Skandal mit frauenverachtenden Aussagen konnte er sich aber auch nicht rehabilitieren. Innerhalb der republikanischen Partei bleibt der Widerstand. Überlegungen, wie Trump auf der Zielgeraden noch ausgetauscht werden könnte, gären weiter. Doch wie stehen die Chancen für diesen Notfall-Plan B?

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Die Meldung von "ABC News" Anfang August hatte es in sich. Die Republikaner, so hiess es, würden an einem Plan B arbeiten. Für den Fall, dass Donald Trump in der heissen Phase des US-Präsidentschaftswahlkampfes doch noch das Handtuch werfen und die Partei ohne Kandidaten dastehen lassen würde.

Es war Trumps Unberechenbarkeit, die zu diesen Überlegungen führte. Gleichwohl wurde schnell klar, dass hier der Wunsch der Vater des Gedankens war - Trump dachte gar nicht daran, einen Rückzieher zu machen. Und an dieser Entschlossenheit hat sich auch nach dem jüngsten Skandal um ein Video mit frauenverachtenden Äusserungen nichts geändert.

Donald Trump wird "niemals aufgeben"

Die Chancen, dass er rund vier Wochen vor der Wahl am 8. November tatsächlich noch aus eigenen Stücken von seiner Kandidatur zurücktreten könnte, bezifferte Trump schon vor dem TV-Duell mit "null". Er werde "niemals aufgeben", betonte der 70-Jährige und erteilte damit Rücktrittsforderungen aus der eigenen Partei als Reaktion auf das Skandal-Video eine klare Absage - und genau in diesem Punkt läuft der Notfallplan der Republikaner ins Leere.

Zwar hatten Anwälte auf Basis der Parteistatuten zwei mögliche Szenarien identifiziert, mit denen das republikanische Bundeskomitee auf der Zielgeraden des Wahlkampfes den Kandidaten doch noch austauschen könnte - im aktuellen Fall wird Trumps Mann für das Amt des Vize-Präsidenten, Mike Pence, als Ersatz genannt. Doch für dieses Szenario gelten Bedingungen: Der Kandidat muss zustimmen. Oder sterben.

Nun ist das eine nicht denkbar und das andere kein legitimer Wunsch, weshalb sich eventuell noch eine dritte Hintertür bietet, vor die allerdings ein recht unbeweglicher Riegel aus komplexer Juristerei gelegt wurde. Es geht darum, die Parteistatuten zu ändern. Regel Nummer neun des Grundsatzkatalogs besagt schliesslich, dass ein Kandidat nicht nur im Falle von Rücktritt und Tod ersetzt werden könnte, sondern auch aus Gründen, die schwammig mit "Sonstigem" definiert sind.

Kann "Sonstiges" Donald Trump verhindern?

Darunter fallen eigentlich unvorhergesehene Ereignisse, wie beispielsweise ein schwerer Unfall oder ein Schlaganfall des Kandidaten. Doch der Parlamentarier Thomas Balch, Experte für das republikanische Regelwerk, argumentiert, der Begriff "Sonstiges" böte dem Bundeskomitee die Möglichkeit, ihn nach Wunsch und Notwendigkeit auszulegen und anzuwenden. Wenn sich etwa die Interessen und Prinzipien der Partei im Widerspruch zum Kandidaten befänden, was bei Donald Trump unter dem Strich der Fall sein dürfte.

Dieses Hintertürchen mag interessant klingen, dass es sich auch tatsächlich öffnen lässt, ist aber kaum realistisch. Eine Änderung der Statuten durch eine Zweidrittelmehrheit des Bundeskomitees würde erst nach 30 Tagen wirksam werden - zu spät für die Wahl am 8. November. Darüber hinaus könnte Donald Trump juristisch dagegen vorgehen und würde das ohne Zweifel auch tun.

Und es gibt eine weitere Hürde: das "Early Voting". In einigen Bundesstaaten hat die Briefwahl bereits begonnen. Unklar ist, was bei einem neuen republikanischen Kandidaten mit diesen Stimmen passieren würde und wie auf die Schnelle neue Stimmzettel ohne einen republikanischen Kandidaten Donald Trump in Umlauf gebracht werden sollten.

Jetzt entscheidet nur noch der Wähler

Die Chance, Donald Trump als Kandidat zu verhindern, haben die Republikaner also bereits in der Vergangenheit verspielt. Für all jene, die in der Demokratin Hillary Clinton das kleinere Übel sehen, bleibt demnach nur noch eine letzte Hoffnung: der Wille der Wähler. Denn die Entscheidung, ob Donald Trump tatsächlich der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden wird, fällt wohl nicht mehr in konspirativen Hinterzimmergesprächen der republikanischen Partei, sondern an der Wahlurne.

Mit dem brisanten Video aus dem Jahr 2005, das seine abstossenden Äusserungen über Frauen dokumentiert, könnte sich Trump in der Vergangenheit selbst eine Grube gegraben haben, in die er nun prompt hineinstolperte und als Folge in der Wählergunst weiter an Boden verliert. Sein Versuch, die sexistische Prahlerei als Trashtalk aus der "Umkleidekabine" zu bagatellisieren, brachte ihm beim jüngsten TV-Duell jedenfalls keine Sympathien, seine Entschuldigung im Vorfeld keine Wählergunst. Medien und Umfragen sehen erneut Hillary Clinton als Sieger.

Die grösste Hürde für Donald Trump auf dem Weg ins Weisse Haus, so scheint es, ist Donald Trump selbst.

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