- Twitter sperrt den Account von US-Präsident Donald Trump dauerhaft. Auch über andere Accounts darf er sich nicht mehr äussern.
- Das Trump-Lager reagiert mit Empörung. Trump selbst will sich nicht zum Schweigen bringen lassen, heisst es in einer offiziellen Mitteilung aus dem Weissen Haus.
- Bei einigen anderen, wie z.B. Model Chrissy Teigen, löst die Sperre Spott und Schadenfreude aus.
Nach der dauerhaften Sperrung seines wichtigsten Twitter-Accounts hat der abgewählte US-Präsident Donald Trump schwere Vorwürfe gegen den Kurznachrichtendienst erhoben. Trump teilte am Freitagabend (Ortszeit) mit: "Twitter-Mitarbeiter haben sich mit den Demokraten und der radikalen Linken bei der Entfernung meines Kontos von ihrer Plattform abgesprochen, um mich zum Schweigen zu bringen - und Euch, die 75 Millionen grossartigen Patrioten, die mich gewählt haben." Belege für seine Anschuldigung legte er nicht vor. Bei der Wahl am 3. November kam der Republikaner auf 74,2 Millionen Stimmen, der siegreiche Demokrat
"Wir werden nicht zum Schweigen gebracht werden", hiess es in der Mitteilung Trumps, die er über Journalisten im Weissen Haus verbreiten liess. "Twitter geht es nicht um Redefreiheit. Ihnen geht es nur darum, eine linksradikale Plattform zu fördern, auf der einige der bösartigsten Menschen der Welt frei sprechen dürfen."
Lesen Sie auch: Obama: Trump hat Gewalt angezettelt - Reaktionen auf den Sturm auf das Kapitol
Diese Gründe nennt Twitter für die Sperre
Twitter nannte als Grund für die dauerhafte Sperre des Accounts @realDonaldTrump "das Risiko einer weiteren Anstiftung zur Gewalt". Kritiker werfen Trump vor, seine Anhänger am Mittwoch bei einer Kundgebung zum Angriff auf das Kapitol angestiftet zu haben. Bei den Ausschreitungen kamen fünf Menschen ums Leben. Twitter führte zur Begründung der neuen Sperre zwei Tweets des Präsidenten vom Freitag an, die in der Kombination aus Sicht des Unternehmens gegen die Richtlinie zum Verbot der Gewaltverherrlichung verstiessen.
Der Kurznachrichtendienst teilte ausserdem mit, auf Twitter und anderswo würden bereits Pläne für künftige bewaffnete Proteste verbreitet. Unter anderem sei dort die Rede von einem vorgeschlagenen weiteren Angriff auf das Kapitol am 17. Januar.
Nachdem Twitter seinen Hauptaccount gesperrt hatte, hatte Trump noch einige Tweets über den offiziellen POTUS-Account (POTUS = President of the United States) abgesetzt, die von Twitter auch sofort gesperrt und mit dem Hinweis versehen wurden, dass dieser Tweet nicht zugänglich sei.
Ein Twitter-Sprecher erklärte laut "Buzzfeed.com": "Wir wir schon gesagt haben, verstösst es gegen unsere Regeln, einen anderen Account zu nutzen und so zu versuchen, eine Sperre zu umgehen. Wir haben Schritte eingeleitet um diese Regeln auch im Bezug auf die aktuellen Tweets des POTUS-Accounts durchzusetzen."
Kritik und Schadenfreue nach Twitter-Sperre
Aus Trumps Umfeld kam Kritik an der Sperre. Der republikanische Senator Lindsey Graham schrieb auf Twitter: "Der Ajatollah kann twittern, aber Trump nicht. Das sagt viel über die Leute aus, die Twitter führen."
Trumps Sohn Donald Trump Jr. schrieb: "Redefreiheit existiert nicht mehr in Amerika. Sie starb mit den grossen Tech-Unternehmen, und was übrig ist, ist nur noch für ein paar Auserwählte da. Das ist absoluter Irrsinn!"
Auch Trumps ehemaliger Anwalt Michael Cohen äusserte sich auf Twitter: "Man muss wissen, dass Trump Twitter braucht wie wir die Luft zum Atmen. Er verliert gerade seinen Verstand!"
Grosse Schadenfreude herrschte dagegen bei Model Chrissy Teigen, die einfach virtuell in Gelächter ausbrach.
Trump hatte Teigen auf Twitter blockiert und sie beschimpft, nachdem sie mehrfach deutliche Kritik am abgewählten Präsidenten der USA geübt hatte.
Trumps ehemalige Herausforderin bei den Demokraten, Hillary Clinton, sparte sich viele Worte und setze einfach nur ein Häkchen hinter die Sperre Trumps bei Twitter.
Trump selbst hingegen kündigte an, man sei mit mehreren anderen Webseiten in Verhandlung und ziehe auch den Aufbau einer eigenen Plattform in der nahen Zukunft in Betracht. (ska/dpa)
© dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.