Multimilliardär Elon Musk hat sich im US-Wahlkampf auf die Seite des republikanischen Kandidaten Donald Trump geschlagen. Eine monatliche Spende in Millionenhöhe dementierte er zwar, verbreitet aber Fake-Videos von der demokratischen Gegenkandidatin Harris und bezeichnet sie als "Marionette". Ein Experte ordnet ein, wie gross der Einfluss von Musk auf Trump wirklich ist.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Marie Illner sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Ob mit der öffentlichen Ablehnung seiner Trans-Tochter oder seiner Reaktion auf den Kommentar von "El Hotzo": Elon Musk machte auch in den letzten Wochen immer wieder Schlagzeilen.

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Derzeit steht der reichste Mann der Welt auch im Fokus der US-Wahlberichterstattung. Als "Einflüsterer" von Donald Trump bezeichnen ihn manche, andere schreiben von "geheimer Manipulation" der US-Wahlen.

Musk dementiert Millionen-Spende

Anlass dafür war vor allem ein Zeitungsbericht des "Wall Street Journal", demzufolge der CEO von SpaceX und X (ehemals Twitter) dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten über einen Wahlkampf-Fonds monatlich 45 Millionen Dollar zukommen lassen soll. Musk hat das inzwischen mehrfach dementiert.

Auf "X" schrieb er: "Ich spende an America PAC, aber auf einem viel niedrigeren Niveau." Dabei handelt es sich um ein politisches Aktionskomitee, das Donald Trump unterstützt. Individuelle Wahlkampfspenden sind in den USA auf 3.300 Dollar pro Person begrenzt, die PACs stellen allerdings ein Schlupfloch für politische Grossspender dar.

Offene Unterstützung für Trump

Unabhängig von der Höhe der Spende: Musk unterstützt Trump offen. Bereits wenige Minuten nach dem Attentat auf den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner hatte Musk auf "X": geschrieben: "Ich unterstütze Präsident Trump vollkommen und hoffe auf seine baldige Genesung."

Andrew Selepak ist Journalismus-Professor in den USA. Die in einigen Medien thematisierte Nähe zwischen Trump und Musk hält er für übertrieben. Dass Musk weit entfernt davon sei, ein "Einflüsterer" von Trump zu sein, macht er etwa daran fest: "Als Trump auf die Spende von Musk angesprochen wurde, sagte er, er wisse selbst nichts davon und habe es nur irgendwo gelesen."

Das deute stark darauf hin, dass Trump von Musk keine Kampagnenvorschläge oder Ratschläge bekomme, wie er seinen Wahlkampf zu führen habe oder welche Politik er im Falle eines Wahlsiegs machen solle.

"Zu alt für eine zweite Amtszeit"

Trump und Musk waren sich nicht immer grün. Als Trump während seiner Präsidentschaft aus dem Pariser Klimaabkommen ausstieg, reagierte Musk mit dem Rücktritt aus zwei Beratergremien des damaligen Präsidenten.

Trump wiederum bezeichnete Musk schon als "Bullshit-Künstler", dessen Firmen ohne Staats-Subventionen "wertlos" seien. Seine Weltraum-Raketen würden ins "Nirgendwo" fliegen und seine Autos nicht weit genug fahren. Musk schoss damals zurück und schrieb, Trump sei zu alt für eine zweite Amtszeit und solle "seinen Hut an den Nagel hängen und in den Sonnenuntergang segeln."

Berater-Posten denkbar

Nun hat sich Musk aber eindeutig auf die Seite von Trump geschlagen. Jüngst verbreitete er unkommentiert ein Fake-Video von Kamala Harris, in dem sie – durch technische Stimmbearbeitung – vermeintlich sagt: "Die wichtigste Regel, die Joe Biden mir beigebracht hat: Versteck deine völlige Inkompetenz."

Berichten zufolge trafen sich Musk und Trump persönlich in Florida und sollen regelmässig miteinander telefonieren. Hinter den Kulissen spricht man angeblich über eine Berater-Tätigkeit Musks in Sachen Kryptowährung in einer möglichen Trump-Administration.

Musks Tweets waren zuletzt immer weiter nach rechts gerückt. So schürte er beispielsweise Angst vor illegalen Einwanderern und beteiligte sich auch an Verschwörungstheorien vom grossen Bevölkerungsaustausch.

Geld für Wahlkampf

In einem populistischen Tonfall, der vielen Konservativen gefallen dürfte, twitterte Musk kurz nach Bidens Rückzug: "Die wirklich Mächtigen rangieren die alte Marionette aus zugunsten einer neuen, die bessere Chancen hat, die Öffentlichkeit zu täuschen. Sie fürchten Trump, weil er keine Marionette ist."

Dass Musk zu einer Geheimwaffe für Trump wird, glaubt Selepak indes nicht. Zwar sei Musk ein Social-Media-Star – rund 190 Millionen Menschen folgen ihm allein auf "X" –, aber: "Viele von Musks Followern auf 'X' sind gar keine amerikanischen Wähler, und Millionen seiner Follower sind auch keine Trump-Unterstützer."

Musk habe nur auf "X" eine unvergleichbare Stimme, aber nicht auf anderen Plattformen wie YouTube, Facebook oder TikTok, sagt Selepak.

Milliardäre auf beiden Seiten

Nicht alle Tech-Milliardäre in den USA unterstützen Trump: "Die Demokraten haben beispielsweise den Linked-In-Mitgründer Reid Hoffmann auf ihrer Seite, der zu einem der grössten Gegner Donald Trumps zählt", sagt Selepak.

Es gebe eine Menge Menschen im Silicon Valley mit sehr viel Geld, von denen man nicht wisse, wen sie unterstützen. "Das Silicon Valley liegt in Kalifornien – dort wird überwiegend demokratisch gewählt. Eine grosse Mehrheit im Silicon Valley wird Trump nicht wählen", ist sich Selepak sicher.

Auch "Dallas Mavericks"-Eigentümer Mark Cuban und "Palantir"-CEO Alex Karp haben sich bereits gegen Trump ausgesprochen. Dafür haben sich Investor David Sachs, Blackstone-Chef Stephen Schwarzmann und Paypal-Mitgründer Peter Thiel hinter Trump gestellt.

Vertrauen ist wichtiger als Geld

Selepak betont: Wahlkampfspenden seien, gerade in den Swing-States, durchaus hilfreich viel wertvoller sei aber etwas anderes: Die Unterstützung von jemandem wie beispielsweise Taylor Swift.

"Wenn Taylor Swift eine Wahlempfehlung für die Demokraten aussprechen sollte, kann das mehr wert sein, als Geld von Elon Musk. Denn sie hat eine Stimme, die stärker beeinflusst. Ihre Fans vertrauen ihr", sagt Selepak.

Bereits 2018 hatte Swift eine solche Empfehlung im Bundesstaat Tennessee abgegeben. 2020 bezeichnete sie Trump als "offensichtlichen Betrüger" und postete Fotos von sich mit Keksen, auf denen der Schriftzug "Biden/Harris" zu lesen war.

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Unterstützung als Investition

Die Unterstützung der Multimilliardäre erfolge, so Selepak, nicht aus Gutherzigkeit: "Es ist eine Art Investment, damit ihrem Unternehmen durch politische Regulierung nicht geschadet wird", sagt er. In Musks Fall könnte sich das beispielsweise auf Regulierung im Bereich Social Media, auf Rahmenbedingungen für Kryptowährungen oder auf die Arbeit von Aufsichtsbehörden im Technologiesektor beziehen.

Schon seit geraumer Zeit hält Musk die Politik der Demokraten für zu regulativ. Steuern und Sozialausgaben sollten aus Sicht von Musk sinken, ebenso die Flüchtlingszahlen.

Kein einzelner Strippenzieher

Selepak sagt: "Ein einziges Individuum, das man als Einflüsterer von Trump bezeichnen könnte, gibt es aus meiner Sicht nicht." Allein bei seiner letzten Amtszeit habe es ständig Wechsel in seinem Office gegeben.

"Er bekommt vermutlich Ratschläge und hört einer grösseren Gruppe von Menschen zu. Diesmal scheint beispielsweise sein Sohn Don Junior aktiver zu sein", so Selepak. Auch werde Trump wohl Rat bei seinem Vize-Kandidaten J. D. Vance suchen. Und dann vielleicht trotzdem ganz anders handeln – es ist schliesslich Donald Trump.

Über den Gesprächspartner

  • Andrew Selepak lehrt als Professor am College of Journalism and Communications der University of Florida. Zu seinen Schwerpunkten zählen die Sozialen Medien.

Verwendete Quellen

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