• Donald Trumps Tochter werden Ambitionen auf einen Sitz im US-Senat nachgesagt.
  • Die erschreckenden Bilder vom Sturm auf das Kapitol dürften aber auch der politischen Karriere von Ivanka Trump und ihrem Mann Jared Kushner geschadet haben.
  • Medien berichten von Streit innerhalb der beiden Familien.

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Wahrscheinlich hatten sich Ivanka Trump und ihr Mann Jared Kushner den Abgang aus dem Weissen Haus glamouröser vorgestellt. Die Tochter des abgewählten US-Präsidenten hatte Medienberichten zufolge eine Abschiedstour geplant.

Stattdessen sorgte auf Twitter ein Bild vom Wagen eines Entrümplungsunternehmens für Aufsehen, den ein Passant vor dem Haus des Paars in Washington fotografierte.

Trump-Anhänger hatten einen Tag zuvor das US-Kapitol besetzt und der Präsidentschaft von Donald Trump ein besonders unschönes Ende beschert. Jetzt stehen auch seine Tochter Ivanka und ihr Mann vor den Trümmern ihrer kurzen politischen Karriere.

Erst Demokraten, dann "Trumpisten"

Politisch ist das schillernde Paar schwer einzuschätzen. Die Grosseltern von Jared Kushner waren Holocaust-Überlebende und flohen nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA.

Nach seinem Wirtschaftsstudium arbeitete Kushner für das Immobilienunternehmen der Familie, 2009 heiratete er Ivanka Trump. Das Paar war Teil der New Yorker High Society, beide waren zudem als Demokraten im Wählerregister vermerkt und spendeten fleissig an Kandidaten der Partei, die sie heute bekämpfen.

Als sich Donald Trump 2015 für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner bewarb, stellten sich seine Tochter und ihr Mann hinter ihn. Nach seinem Wahlsieg wurden sie Trumps Chefberater.

Ivanka war für den Arbeitsmarkt zuständig, ihr Mann unter anderem für die Aussenpolitik. Beide sollen den Präsidenten immer wieder gemässigt haben, schwenkten insgesamt aber auf seinen Kurs ein.

Über ihr Verhalten nach Trumps Wahlschlappe im vergangenen November gibt es unterschiedliche Meldungen. Kushner dränge seinen Schwiegervater, die Niederlage einzugestehen, berichtete "CNN" kurz nach der Wahl. Später hiess es, er gehöre zu denjenigen, die Trump motivieren, mit allen Mitteln gegen den Amtsverlust vorzugehen.

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Umstrittenen Tweet gelöscht

In die Kritik geriet Ivanka Trump rund um die denkwürdigen Ereignisse am 6. Januar, als von Donald Trump aufgestachelte, zum Teil gewalttätige Demonstranten das Parlamentsgebäude in Washington stürmten.

Der republikanische Senator Lindsey Graham, so will es "CNN" erfahren haben, habe bei Ivanka Trump angerufen, während er sich in seinem Büro verschanzen musste. Graham soll die Präsidententochter bekniet haben, auf ihren Vater einzuwirken.

Ivanka brachte Trump daraufhin dazu, zwei fragwürdige Videos über Twitter zu versenden. Im ersten davon forderte er seine Anhänger auf, nach Hause zu gehen – und versicherte ihnen gleichzeitig: "Wir lieben euch!" Die Botschaft war zweideutig, Twitter sperrte daraufhin zunächst vorübergehend Trumps Account, um weitere Gewalt zu verhindern.

Ivanka selbst hatte die Demonstranten auf Twitter als "amerikanische Patrioten" bezeichnet – den Tweet dann aber wieder gelöscht. Später schrieb sie zwar, Gewalt sei inakzeptabel und müsse verurteilt werden.

Das war allerdings nur eine Reaktion auf die Kritik an ihrem gelöschten Tweet. Ansonsten blieb es auf ihrem Account direkt nach dem 6. Januar auffällig still.

Spekulationen über Senatssitz in Florida

Das Schweigen der Trump-Familie nach dem 6. Januar sei das auffälligste Zeichen für ihre Nervosität, sagte ein Vertrauter der Familie "CNN". Ivanka Trump ist auf Twitter eigentlich sehr aktiv, berichtete dort ständig von der Arbeit als Beraterin ihres Vaters.

Schon lange gilt in Washington als ausgemacht, dass sie eine eigene politische Karriere anstrebt. Donald Trump hatte im vergangenen Jahr auf einer Wahlkampfveranstaltung gesagt, dass Ivanka das erste weibliche Staatsoberhaupt der USA werden soll. Von ihr soll er mehr halten als von seinen Söhnen, die ebenfalls politische Ambitionen hegen.

Mehrere US-Medien berichteten im vergangenen Jahr, Ivanka Trump wolle in Florida für einen Sitz im US-Senat kandidieren. Sie könnte dort 2022 innerparteilich gegen den prominenten republikanischen Senator Marco Rubio antreten.

2020 hatte sie in Florida 7,5 Millionen Dollar für die Kampagne ihres Vaters eingeworben, der dort bei der Präsidentschaftswahl gegen den Bundestrend die meisten Stimmen holte. Sie und Jared Kushner haben im Dezember zudem für 30 Millionen Dollar ein Landstück nördlich von Miami gekauft, um dort ein Privathaus zu bauen.

Streit in den Familien

Die immer noch grosse Popularität von Donald Trump könnte die Basis für eine politische Karriere seiner Tochter sein. Dem Sender "CNN" soll eine Bekannte von Ivanka Trump über sie gesagt haben: "Sie leidet nicht gerade an einem Mangel an Selbstbewusstsein."

Doch ob diese Strategie nach den Bildern vom 6. Januar noch Erfolg verspricht, ist fraglich. "Die Hoffnung, dass irgendjemand vergessen wird, dass ihr Vater diese Attacke initiiert hat, geht gegen Null", sagte ein republikanischer Funktionär "CNN".

Medien berichten zudem von Streit in der Trump-Familie. Ivanka soll kaum noch mit ihrer Stiefmutter Melania reden, und die Trump-Kinder schieben sich angeblich gegenseitig die Mitverantwortung für den Kapitol-Sturm zu.

Auch in der Kushner-Familie gibt es Menschen, die politisch anders denken: Jared Kushners Schwägerin, das Model Karlie Kloss, gratulierte Joe Biden und Kamala Harris auf Twitter zur Wahl – und schrieb, dass es antiamerikanisch sei, die Ergebnisse demokratischer Wahlen anzuzweifeln.

Verwendete Quellen:

  • edition.cnn.com: Already shunned from polite society, Ivanka Trump and Jared Kushner face new cold post-insurrection reality
  • edition.cnn.com: Jared Kushner, Melania Trump advise Trump to accept election loss
  • Politico.com: Ivanka’s political future comes into sharper focus
  • The New Yorker: Who is Jared Kushner?

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