Joe Biden ist nun offiziell der Kandidat der US-Demokraten für die Präsidentenwahl. Der 77-Jährige tritt in weniger als drei Monaten gegen Amtsinhaber Donald Trump an. Dieser reagiert mit einer wortgewaltigen Warnung.

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Zum Abschluss des Parteitags der US-Demokraten hat Joe Biden die Nominierung als Präsidentschaftskandidat angenommen. Damit ist der 77-Jährige offiziell der Herausforderer des republikanischen Amtsinhabers Donald Trump (74) bei der Wahl am 3. November.

"Mit grosser Ehre und Demut nehme ich diese Nominierung für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika an", sagte Biden am Donnerstagabend (Ortszeit) in der bislang wichtigsten Rede seiner jahrzehntelangen politischen Karriere.

Joe Biden will Spaltung überwinden - und attackiert Trump

Biden versprach, sich für alle Amerikaner einzusetzen. "Während ich ein Kandidat der Demokraten sein werde, werde ich ein amerikanischer Präsident sein", betonte er. "Ich werde für diejenigen, die mich nicht unterstützt haben, genauso hart arbeiten wie für diejenigen, die mich unterstützt haben."

Die Amerikaner rief er zur Überwindung der tiefen Gräben im Land auf. "Vereint können und werden wir die Zeit der Dunkelheit in Amerika überwinden", sagte er.

Amtsinhaber Donald Trump griff er indes scharf an. "Der gegenwärtige Präsident hat Amerika viel zu lange in Dunkelheit gehüllt." Es gebe "zu viel Wut. Zu viel Angst. Zu viel Spaltung", sagte er. "Der Präsident übernimmt keine Verantwortung, weigert sich zu führen, gibt anderen die Schuld, schmeichelt sich bei Diktatoren ein und schürt die Flammen des Hasses und der Spaltung."

Der Ex-Vizepräsident trat in seinem Wohnort Wilmington (Delaware) auf. Der Parteitag fand wegen der Corona-Pandemie in stark komprimierter Form und weitgehend virtuell statt. Biden zieht mit der Senatorin Kamala Harris als Vize-Kandidatin in die Wahl - im Falle eines Siegs wäre die 55-Jährige die erste Frau und Schwarze auf dem Vizepräsidentenposten.

Biden verspricht, das Land nach vier Jahren Trump zu einen, die Corona-Krise in den Griff zu bekommen, das Land auf künftige Pandemien vorzubereiten und Millionen Jobs zu schaffen. Zudem will er eine Antwort auf "rassistische Ungerechtigkeit" geben und entschieden gegen die Klimakrise handeln.

Biden liegt in aktuellen Umfragen vorn

Biden, der von 2009 bis 2017 Vize des damaligen Präsidenten Barack Obama war, liegt in landesweiten Umfragen vor Trump. Die Erhebungen haben aber wegen des komplizierten Wahlsystems nur begrenzte Aussagekraft. Der Politiker, der zum moderaten Flügel der Partei gehört, ist bislang gut mit einem zurückhaltenden Wahlkampf gefahren, mit dem er der Pandemie Rechnung getragen hat.

Bei dem Parteitag gelang es den Demokraten anders als 2016, Einheit zu demonstrieren. Als besonders wichtig galt dabei der Appell des linken Senators Bernie Sanders an seine Anhänger, Biden zu unterstützen. "Bei dieser Wahl geht es um den Erhalt unserer Demokratie", sagte Sanders zum Auftakt des Parteitags. Er rief die Demokraten auf, zusammenzukommen.

Ursprünglich sollte der Parteitag - normalerweise ein Mega-Event im Wahlkampf, das in die heisse Phase vor der Wahl führt - mit Zehntausenden Delegierten, Gästen und Journalisten in Milwaukee (Wisconsin) stattfinden. Übrig blieb ein zweistündiges Programm pro Abend, das im Fernsehen und digital zu sehen war.

Demokraten wollten auf Parteitag enttäuschte Trump-Wähler abholen

Politiker und Bürger prangerten Missstände unter Trump an - insbesondere dessen Krisenmanagement in der Corona-Pandemie -, liessen Opfer von Waffengewalt zu Wort kommen und adressierten den Klimawandel. Vielfalt und Einwanderung betonten sie als Stärke.

Der Parteitag zielte zudem darauf ab, enttäuschte Trump-Wähler oder Wechselwähler anzusprechen. Auch mehrere Republikaner, die zur Wahl von Biden aufriefen, kamen zu Wort.

Die drei demokratischen Ex-Präsidenten Barack Obama (59), Bill Clinton (74) und Jimmy Carter (95) warben für die Wahl von Biden. Obama legte unter den früheren Amtsinhabern den spektakulärsten Auftritt hin: In seiner Rede am Mittwochabend stellte er Trump als Gefahr für die Demokratie dar und warf ihm Versagen und Machtmissbrauch vor. Es war nicht nur eine Abrechnung mit seinem direkten Nachfolger, sondern auch eine düstere Warnung an die Wähler.

Obamas Stimme hat Gewicht - er ist immer noch einer der beliebtesten Politiker des Landes. Mit seinem scharfen Angriff auf Trump brach er mit einer Tradition, als ehemaliger Präsident den direkten Nachfolger nicht schonungslos anzugreifen und dabei beim Namen zu nennen.

Donald Trump: Demokraten sind "komplett wahnsinnig"

Trump, der kommende Woche beim Parteitag der Republikaner erneut zum Präsidentschaftskandidaten nominiert werden soll, bestritt während des Parteitags der Demokraten mehrere Wahlkampfauftritte.

Am Donnerstag griff er die Demokraten unweit des Geburtsortes von Biden in Pennsylvania heftig an. Die Demokraten würden bei einem Wahlsieg im November die Wirtschaft ruinieren, die Polizei abschaffen und das Land in Anarchie stürzen, warnte Trump in Old Forge.

Sie seien "komplett wahnsinnig", behauptete er. Der Republikaner wiederholte auch seine Warnung, dass die Demokraten die Steuern drastisch erhöhen würden. "Es geht bei dieser Wahl um das Überleben der Nation", sagte Trump.

Der Präsident wiederholte auch seine grundlose Behauptung, dass die Demokraten die Wahl nur mit Hilfe von Wahlbetrug gewinnen könnten. In Bezug auf die Coronavirus-Pandemie behauptete er, diese befinde sich "hoffentlich in den letzten Zügen".

Dafür gibt es jedoch keine glaubhaften Hinweise - in den USA wurden zuletzt weiterhin zwischen 40.000 und 50.000 bestätigte Neuinfektionen pro Tag gemeldet. Mehr als 170.000 Menschen sind in den USA seit März nach einer Infektion gestorben. (dpa/ank)

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