Trumps Vizepräsident J. D. Vance stösst zunehmend auf Kritik. Seine Äusserungen zu kinderlosen Frauen und genderqueeren Menschen, gekoppelt mit seinen schwachen Wahlauftritten, könnten ihn viele Stimmen kosten. Ist er wirklich die beste Wahl für Trump?

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Nicht nur Kamala Harris, die ihre Kandidatur für das Amt der US-Präsidentin angekündigt hat, sondern auch Donald Trumps Kandidat für das Vizepräsidentenamt, J.D. Vance, zieht derzeit viel Aufmerksamkeit im US-Wahlkampf auf sich. Dabei gerät er zunehmend unter Beschuss - denn die Negativschlagzeilen häufen sich. Chuck Schumer, Fraktionschef der Demokraten im US-Senat, witzelte laut Spiegel in einem Interview: "Die Wahl von Vance könnte das Beste sein, was Trump je für uns getan hat".

Kritischer Kommentar über "frustrierte kinderlose Frauen"

Was ist passiert? Der "Running Mate" (in Deutsch etwa "Vizekandidat") von Donald Trump steht zurzeit aufgrund einer in der Vergangenheit getätigten Äusserung stark in der Kritik. Ein kürzlich wieder aufgetauchtes Video zeigt ihn, wie er führende Politikerinnen der Demokraten als "kinderlose Katzenfrauen“ bezeichnet. Diese Bemerkung hat viele US-Bürgerinnen und Bürger empört.

Prominente wie Schauspielerin Jennifer Aniston äusserten ihre Bestürzung öffentlich. "Mr. Vance, ich bete, dass Ihre Tochter eines Tages das Glück hat, eigene Kinder zu bekommen. Ich hoffe, sie muss nicht auf künstliche Befruchtung zurückgreifen, denn auch das wollen Sie ihr verwehren." Obwohl Vance seine Aussage heute damit rechtfertigt, dass die Medien sie falsch dargestellt hätten, bleibt sie für viele negativ behaftet.

Geleakter E-Mail-Verlauf sorgt für Verärgerung in den eigenen Reihen

Des Weiteren geriet er kürzlich erneut in Erklärungsnot. Die "New York Times" veröffentlichte Auszüge aus privaten E-Mails von Vance, in denen er sich mit seinem langjährigen Transgender-Freund Sofia Nelson austauschte. Nelson hatte den Mailverlauf schliesslich geleakt. Vance bezeichnet Nelson in seinem Buch als lesbisch und entschuldigt sich per Mail: "Ich hoffe, du verstehst, dass die Beschreibung aus einem Ort der Unwissenheit kam, als ich anfing zu schreiben. Ich hoffe, du bist nicht beleidigt, aber wenn doch, tut es mir leid!“

Vances Offenheit gegenüber genderqueeren Menschen könnte ihn vor allem bei seinen konservativen Wählern Stimmen kosten. Ebenso wie eine weitere E-Mail, in der er 2014 schrieb: "Ich hasse Polizisten“. Das bezog sich auf die Tötung des 18-jährigen Afroamerikaners Michael Brown durch einen Polizisten. "Wenn ich mir anschaue, wie viele negative Erfahrungen ich in den letzten Jahren mit ihnen gemacht habe, kann ich mir nur vorstellen, was ein schwarzer Mann durchmachen muss,“ hiess es darin weiter.

Donald Trump wird an Ruth Bader Ginsburgs Sarg ausgebuht

Präsident Donald Trump wollte Ruth Bader Ginsburg die letzte Ehre erweisen. Am aufgebahrten Sarg vor dem Obersten US-Gericht wird er daraufhin ausgebuht. (Foto: Reuters)

Die veröffentlichten E-Mails stammen aus einer Zeit, die Jahre zurückliegt. Es ist bereits bekannt, dass Vance seine politischen Ansichten, die er vor acht Jahren in seinem Buch "Hillbilly Elegy“ dargelegt hatte, geändert hat.

Auch seine Meinung zu Trump hat sich inzwischen geändert. Während er damals noch ein Gegner Trumps war, sind ihre Ansichten heute weitgehend übereinstimmend. Dennoch wirken sich Vances frühere Äusserungen negativ auf ihn aus, was auch Trump in ein schlechteres Licht rückt. Obwohl Trump im Durchschnitt aller Umfragen bei RealClearPolitics mit 1,7 Punkten immer noch knapp vor Kamala Harris liegt, könnte Vances Verhalten dennoch entscheidend sein.

Schwache Wahlauftritte und niedrige Zustimmungswerte

Vances aktuelle Wahlkampfauftritte tragen ebenfalls nicht zur Beruhigung der Partei bei. In seiner ehemaligen Highschool in Middletown, Ohio, hielt er eine Rede. Vance versuchte, die Menge mit einem Witz anzuheizen, doch der ging nach hinten los. "Manche Leute sollten keine Witze machen. Lass es JD sein," schrieb ein Nutzer auf der Plattform X.

Auch bei den Wählern schneidet Vance laut ersten Umfragen besonders schlecht ab, berichtet der Spiegel: Nur etwas mehr als 30 Prozent der Befragten haben eine positive Meinung von ihm – ein historisch schlechter Wert.

Will Trump seinen Vize feuern?

Sowohl Vances diskriminierende Äusserungen als auch die Tatsache, dass er bei den Wählern ungewöhnlich schlecht ankommt, sollen auch Trump verärgert haben. Dies berichteten enge Berater Trumps der Berliner Morgenpost.

Das wirft die Frage auf, ob Trump Vance noch ersetzen kann. Denn das Letzte, was Trump riskieren will, dürfte sein, dass Vances Fehlverhalten auf ihn zurückfällt und eine mögliche Präsidentschaft gefährdet. Stattdessen könnte Trump den aktuellen Trubel um Vance strategisch nutzen. Eine Entlassung des republikanischen Vizepräsidenten würde die grosse Aufmerksamkeit, die Harris derzeit im Wahlkampf geniesst, wieder auf die Republikaner zurücklenken.

Verwendete Quellen:

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