Elizabeth Warren ist die neue Favoritin im Präsidentschaftsrennen der Demokraten. Das macht sie nun zum Ziel von heftigen Seitenhieben ihrer Konkurrenten. Und der ehemals klare Favorit Biden? Der versucht sich in Ablenkungsmanövern.
Angesichts ihrer neuen führenden Rolle im Rennen der demokratischen Präsidentschaftsbewerber ist die linke Senatorin Elizabeth Warren zunehmend Angriffen ihrer parteiinternen Konkurrenten ausgesetzt.
Bei der vierten Fernsehdebatte der Demokraten in der Nacht zum Mittwoch gingen mehrere der demokratischen Präsidentschaftsanwärter Warren und deren politische Konzepte scharf an.
In vorherigen Debatten hatten sich die Demokraten vor allem den bis dahin klaren Favoriten, den früheren US-Vizepräsidenten
In Westerville im US-Bundesstaat Ohio standen in der Nacht zum Mittwoch erstmals zwölf demokratische Präsidentschaftsbewerber gemeinsam auf der Bühne. Warren und Biden liegen in Umfragen mit einigem Abstand vorne. Sie steht innerhalb der Partei für einen konsequent linken Kurs, er für eine moderatere Linie.
Gemässigten Demokraten gehen Warrens Pläne zu weit
Mehrere gemässigte Demokraten kritisierten Warrens politische Pläne teils als zu weitgehend. Die Senatorin Amy Klobuchar etwa warf Warren vor, sie sage nicht klar, wie sie ihren Plan für eine Krankenversicherung für alle finanzieren wolle.
Der aufstrebende Bürgermeister aus Indiana, Pete Buttigieg, beklagte ebenfalls, Warren reagiere hier ausweichend. Auch Biden kritisierte, sie bleibe vage.
Die Senatorin
Biden weicht kritischen Nachfragen aus
Biden, dem die parteiinternen Konkurrenten bei vorausgehenden TV-Debatten teils heftig zugesetzt hatten, blieb diesmal überwiegend von Attacken verschont. Seine Parteikollegen verzichteten darauf, ihn mit der Ukraine-Affäre zu konfrontieren - anders als die Moderatoren.
Auf deren Nachfragen zu möglichen eigenen Verfehlungen in dem Fall wich Biden mehrfach aus und versuchte stattdessen, die Aufmerksamkeit auf US-Präsident
Die US-Demokraten im Repräsentantenhaus führen Untersuchungen, die zu einem Amtsenthebungsverfahren gegen Trump führen könnten. Sie werfen ihm vor, sein Amt missbraucht zu haben - mit dem Ziel, dass sich eine ausländische Regierung zu seinen Gunsten in den Wahlkampf einmischt.
Trump hatte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einem Telefonat zu Ermittlungen ermuntert, die Trumps Rivalen Joe Biden und dessen Sohn Hunter schaden könnten. Trump will bei der Präsidentschaftswahl 2020 wieder kandidieren.
Trump beschuldigt Familie Biden
Er wirft Bidens Sohn Hunter vor, dieser habe sich geschäftlich in der Ukraine auf unlautere Weise bereichert - durch einen hoch bezahlten Posten im Aufsichtsrat eines Energieunternehmens.
Joe Biden beschuldigt er wiederum, dieser habe seine Position als US-Vizepräsident vor Jahren ausgenutzt, um seinen Sohn vor strafrechtlichen Ermittlungen in der Ukraine zu schützen.
Biden bestreitet das vehement. Auch bei der TV-Debatte beteuerte er: "Mein Sohn hat nichts Unrechtes getan. Ich habe nichts Unrechtes getan."
Bei der ersten TV-Debatte seit der Einleitung von Vorermittlungen für ein mögliches Impeachment Trumps plädierten die demokratischen Präsidentschaftsbewerber in grosser Einmütigkeit für ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten. Biden und der linke Senator Bernie Sanders nannten Trump den "korruptesten Präsidenten in der Geschichte des Landes".
Scharfe Kritik der Demokraten an Trumps Syrienpolitik
Ähnlich einig zeigten sich die Präsidentschaftsanwärter in ihrer Kritik an Trumps Kurs im Konflikt zwischen Türken und Kurden in Nordsyrien. Mit einem Abzug amerikanischer Soldaten aus dem Gebiet hatte Trump den Weg für eine türkische Militäroffensive gegen die Kurdenmilizen frei gemacht, was auf enorme Kritik stiess.
Biden nannte dies zutiefst beschämend. Gabbard sagte: "Donald Trump hat das Blut der Kurden an seinen Händen." Warren betonte, die USA sollten sich zwar aus dem Nahen Osten zurückziehen, "aber wir müssen es auf die richtige Weise tun".
Sanders, der zeitweise in Umfragen hinter Biden auf Rang zwei gelegen hatte, war zuletzt deutlich zurückgefallen. Ihm hatte auch ein Herzinfarkt inmitten seines Wahlkampfes zugesetzt.
Unterstützung für Biden von prominenter Stelle
Bei der TV-Debatte gab er sich aber wieder fit und angriffslustig. Die "Washington Post" berichtete, die junge Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez, eine Leitfigur des linken Flügels der Demokraten, wolle sich am Wochenende offiziell hinter Sanders als Kandidat stellen.
Das könnte ihm womöglich wieder etwas Aufwind geben. Die ebenfalls linke Abgeordnete Ilhan Omar, die mit Ocasio-Cortez zum Ziel heftiger öffentlicher Attacken Trumps geworden ist, sprach Sanders kurz nach der Debatte offiziell ihre Unterstützung aus.
Die nächste TV-Debatte der Demokraten steht am 20. November im US-Staat Georgia an. Die parteiinternen Vorwahlen, bei denen die Demokraten ihren Kandidaten für die Präsidentenwahl im November 2020 festlegen, beginnen erst im Februar. (dpa/ank)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.