Der US-Journalist Bob Woodward hat den Watergate-Skandal enthüllt. In seinem neuen Buch beschäftigt er sich mit Russlands Überfall auf die Ukraine – und er warnt vor Donald Trump.

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Gut möglich, dass der nächste US-Präsident Donald Trump heisst. Der Republikaner könnte zum zweiten Mal ins Weisse Haus einziehen. Die Umfragen sehen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und der Demokratin Kamala Harris.

Sollte Trump die Wahl gewinnen, wird die Welt eine andere sein. Das zumindest befürchtet der US-Investigativjournalist Bob Woodward. Er hat einst den Watergate-Skandal aufgedeckt, für sein neues Buch "Krieg", das sich mit dem russischen Überfall auf die Ukraine beschäftigt, hat er mit Militärs und US-Offiziellen gesprochen.

US-Offizier bezeichnet Trump als "Faschisten durch und durch"

Der Tenor dieser Gespräche: Eine erneute Präsidentschaft Trumps wäre gefährlich, für die USA, aber auch für die Welt und vor allem für die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Moskau. Im "Spiegel"-Interview (Bezahlinhalt) berichtet Woodward von einem Treffen mit einem US-General, der Trump gut kennt. "Ich traf ihn in einem Hotel hier in Washington, und er sagte mir, dass er Trump für den gefährlichsten Menschen in unserem Land halte. Man müsse ihn stoppen. Er bezeichnete Trump als Faschisten durch und durch. Er sagte dies mit so viel Nachdruck, wie ich es selten bei einem Offizier oder einer politischen Persönlichkeit erlebt habe", sagte Woodward dem Magazin.

Woodward zeichnet von Trump das Bild eines Mannes, der keinerlei Verantwortungsbewusstsein hat. "Das Kernproblem bei ihm ist, dass er die Präsidentschaft und die Verantwortung für andere Menschen, die damit einhergeht, nicht versteht. Er denkt nur an sich selbst", sagt Woodward im Interview.

Ein Präsident Trump hiesse aus Sicht des Reporters auch: ein leichtes Spiel für Russlands Machthaber Wladimir Putin. "Putin hat einen Plan mit Trump. Das war schon in der letzten Amtszeit sichtbar. Trump wird von ihm völlig vereinnahmt", sagte Woodward dem "Spiegel". Zwischen Putin und Trump bestehe eine Art Männerfreundschaft. Woodward spricht von einer "geheimen Allianz zwischen Trump und Putin, die Putin zu seinem Vorteil zu nutzen wissen wird." Es bestehe die Gefahr, dass die USA den Konflikt in der Ukraine aus den Augen verlieren – mit fatalen Folgen für das überfallene Land.

Überhaupt die Ukraine. Im "Spiegel"-Interview berichtet der Reporter von seinen Recherchen und auch darüber, wie nah die Welt wirklich einem Atomkrieg stand. "Im Herbst 2022 erhielten die Vereinigten Staaten Informationen, dass es in Moskau Überlegungen zum Einsatz einer taktischen Atomwaffe gegen die Ukraine gab. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies geschehen könnte, lag nach Einschätzung der Dienste bei 50 zu 50. Im Weissen Haus zogen die Mitarbeiter Vergleiche zur Kubakrise von 1962", erzählt Woodward.

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Das beherzte Eingreifen von US-Präsident Joe Biden und seiner Regierung, die auch auf China Druck ausübte, habe Schlimmeres verhindert. In einem Telefongespräch zwischen dem US-Verteidigungsminister und seinem russischen Amtskollegen habe der Amerikaner sehr deutlich gemacht, was passiert, wenn Moskau taktische Atomwaffen auf dem Territorium der Ukraine einsetze. Dann müssten auch die USA alle bisherigen Beschränkungen überdenken. Eine Drohung? So kam es laut Woodward in Moskau an. Die Atomwaffen wurden nie eingesetzt.

Biden sprach mit Militärs bereits über Atomkrieg

Brisant: Zwischen US-Präsident Biden und seinen Militärs gab es bereits Gespräche, wie ein solcher Krieg zu führen sei. "Als ich bei meinen Recherchen davon erfuhr, war das einer dieser emotionalen Momente, in denen einem als Reporter klar wird, wie viel auf dem Spiel steht", sagt Woodward im Spiegel-Interview.

Was den Reporter besonders besorgt: Es gibt kein Drehbuch für den Fall, dass Donald Trump erneut ins Weisse Haus einzieht. Der Republikaner sei unberechenbar. "Er hat keinen Plan. Er hat kein funktionierendes Unterstützungssystem, er hat kein Team. Er ist auf sich allein gestellt. Niemand weiss, was er sagen wird und, was am wichtigsten ist, was er tun könnte, wenn er wieder Präsident wird", sagt Woodward.

Die Politik Trumps schere sich nicht um andere, er habe nur eines im Blick: sich selbst. (fah)

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