In 14 Bundesstaaten haben die Demokraten am Dienstag eine Vorentscheidung zur US-Wahl 2020 getroffen. Mit Spannung wurden vor allem die Rennen zwischen Joe Biden und Bernie Sanders in Kalifornien und Texas verfolgt.

Eine Analyse

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Es gibt bei den Vorwahlen der US-Parteien kleine und grosse Siege. Besonders grosse Erfolge winkten den Bewerbern der Demokraten beim "Super Tuesday" in Kalifornien und Texas: In den bevölkerungsreichen Bundesstaaten waren die meisten Delegiertenstimmen zu vergeben.

Wenn die Demokraten sich im Juli zum Parteitag in Milwaukee treffen, werden diese Delegierten entscheiden, wer der offizielle Präsidentschaftskandidat der Partei wird - und damit auch der Herausforderer von US-Präsident Donald Trump.

Kalifornien und Texas waren besonders hart umkämpft. Allein der New Yorker Milliardär Michael Bloomberg, der erst jetzt ins Rennen eingestiegen ist, soll in Kalifornien 36 Millionen Dollar für Werbung ausgegeben haben. Als Sieger gingen allerdings andere Kandidaten aus dem "Super Tuesday" hervor.

Kalifornien: Latinos und Promis stellen sich hinter Sanders

415 Delegiertenstimmen waren in Kalifornien zu vergeben – mehr als in jedem anderen Bundesstaat. Wegen der aufwendigen Auszählung werden die endgültigen Ergebnisse noch auf sich warten lassen - doch Senator Bernie Sanders steuert im "Goldenen Staat" offenbar auf den erwarteten Sieg zu.

Dabei hatte der bekennende Sozialist dort vor vier Jahren noch gegen seine Rivalin Hillary Clinton verloren. Dieses Mal könnte er der Nachrichtenagentur AP zufolge mehr als 30 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen.

Sanders hatte unter anderem auf die grosse Zahl von Latinos in Kalifornien gesetzt: Amerikaner hispanischer Abstammung hatten schon bei den vorigen Vorwahlen häufig für ihn gestimmt - in Nevada kam er bei der Bevölkerungsgruppe auf mehr als 50 Prozent. Dass die 30-jährige New Yorker Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez - der "Popstar" der Linken - sich offiziell hinter Sanders gestellt hatte, machte ihn vor allem bei jungen Latinos populär.

Zudem propagiert der Senator im Vergleich zu seinen Konkurrenten eine liberalere Einwanderungspolitik. Mit den Musikerinnen Miley Cyrus und Ariana Grande oder dem Schauspieler Jack Nicholson konnte der 78-Jährige auch Unterstützer unter Kaliforniens Prominenten sammeln.

Im Gegensatz zur Hauptwahl im Herbst werden die Delegiertenstimmen allerdings nicht nur an den Sieger vergeben. Daher wird auch Sanders' Rivale Joe Biden Stimmen in Kalifornien gewinnen. Der frühere Vize-Präsident vertritt das gemässigte Lager und profitiert vom Rückzug der Konkurrenten Pete Buttegieg und Amy Klobuchar.

Biden habe vor allem auf die Parteimitglieder der Mittelschicht in den vielen bürgerlichen Vororten des Bundesstaates zählen können, analysierte die "New York Times". Er liegt in Kalifornien bei mehr als 20 Prozent - das wäre deutlich mehr als die Umfragen zuvor vermuten liessen.

Enttäuschend dürfte das Ergebnis dagegen für die Senatorin Elizabeth Warren sein, die auf einen Schub gehofft hatte, aber wohl nur den vierten Platz erreicht. Und der Milliardär Bloomberg, der den Staat mit Wahlwerbung förmlich geflutet hatte? Für ihn bleibt nur ein Trostpreis: Er kann hoffen, die 15 Prozent zu erreichen, die nötig wären, um einige Delegiertenstimmen zu bekommen.

Texas: Bidens überraschender Sieg

Der konservative Staat im Süden der USA mit 228 Delegiertenstimmen ist für die Demokraten besonders interessant. Lange sei Texas ein roter Staat gewesen, schreibt die "New York Times". Rot steht für die Parteifarbe der Republikaner, für die der Staat eigentlich eine sichere Bank ist.

Inzwischen tendiere Texas aber eher zu lila, die "blauen" Demokraten können Boden gut machen - auch weil die wachsende Bevölkerungsgruppe der Latinos meist für sie stimmt.

Die Ergebnisse der parteiinternen Vorwahlen fallen anders aus als in Kalifornien. Joe Biden erreicht mit 33 Prozent den ersten Platz. Das sei eine grosse Überraschung und die "Story des Tages", hiess es beim Fernsehsender CNN.

Vorher galt Sanders als Favorit, Biden lag aber sowohl in ländlichen Regionen wie auch in den grossen Metropolen Dallas und Houston vorne - genau wie bei den vielen schwarzen Wählern im Osten des Staates. Zudem gelten die texanischen Latinos als konservativer als die kalifornischen.

Für Sanders reichte es mit 30 Prozent in Texas nur für den zweiten Platz. Michael Bloomberg und Elizabeth Warren bleiben auch in Texas hinter ihren Hoffnungen zurück.

Rennen bleibt offen

Auch die Republikaner hielten in Kalifornien und Texas am "Super Tuesday" ihre Vorwahlen ab. Da Amtsinhaber Donald Trump wieder antritt und keine ernstzunehmende parteiinterne Konkurrenz hat, waren diese Rennen aber nicht so spannend wie bei den Demokraten: Trump kommt in beiden grossen Staaten auf mehr als 90 Prozent.

Wer ihn im Namen der Demokraten herausfordert, ist weiter offen - und das ist durchaus ungewöhnlich. In der Vergangenheit waren die Vorwahlen nach dem "Super Tuesday" häufig schon entschieden. Biden hat bisher die meisten Delegiertenstimmen gesammelt, Sanders liegt aber knapp hinter ihm. Rund 60 Prozent der Stimmen sind noch nicht vergeben - der Wahlkampf der Demokraten geht also weiter.

Verwendete Quellen:

  • Associated Press
  • CNN
  • The Guardian: "He's working for it": why Latinos are rallying behind Sanders

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