Die US-Wahl ist entschieden. Und der, der am lautesten geschrien hat, grinst. Ein überführter Lügner ist nun der mächtigste Mann der Welt. Aber es ist kein rein amerikanisches Problem, dass die gefühlte Wahrheit mittlerweile mehr wert zu sein scheint als die Wahrheit an sich.
Donald Trump hat sich in diesem Wahlkampf als Rüpel gezeigt. Er hat seine Gegner erniedrigt, sich über Behinderte lustig gemacht - und wie er über Frauen denkt, hat man ausführlich lesen und hören können. Er hat sich aufgeführt wie ein Schulhofschläger: Keiner kann mir was, und wenn mir jemand in die Quere kommt, dann würde ich ihm am liebsten eine runterhauen. Das hat er so tatsächlich auf einer Wahlkampfveranstaltung über einen Gegendemonstranten gesagt.
Es soll wieder so werden, wie es war!
Das Spiel mit der Angst, das Verbreiten von Unsicherheit, das Ignorieren von Fakten. Trump hat dem Populismus auf der ganz grossen Bühne zum Comeback verholfen. Es zählt nicht, was ist, sondern wie ich es empfinde. Unabhängig von der politischen Gesinnung geht es in der Dramaturgie des Populismus einfach darum, als geschlossene Gemeinschaft gegen die zu sein, die uns angeblich etwas wegnehmen wollen.
Das untermauert auch eine aktuelle Studie der Bank UBS, die einen Zusammenhang der Stagnation beim Haushaltseinkommen des Mittelstandes in vielen Industrieländern und dem aufstrebenden Populismus sieht. Der Mittelstand sieht sich als Verlierer der Globalisierung.
Und was hilft dagegen: Abschottung zum Beispiel. Genau. Das haben auch wir in Europa in diesem Jahr nur allzu häufig beobachten können. Brexit, Flüchtlingskrise und der Aufstieg der AfD. Es gibt viel zu viele Beispiele. Aus Angst vor Veränderung und aus Unsicherheit, wie es weitergehen soll, glauben immer mehr Menschen alles, was man ihnen verspricht. Sie lassen sich von politischen Verführern teilweise sogar ihrer Menschlichkeit berauben. Hauptsache, es wird wieder so, wie es war.
In Hinblick auf die Bundestagswahl im kommenden Jahr sollte uns diese Entwicklung zu denken geben. Denn der Populismus bietet scheinbar einfache Lösungen für komplexe politische Probleme, doch irgendwann muss man sich dann mit der Realität auseinandersetzen. Und dass das nicht so einfach ist, haben beispielsweise die Brexit-Befürworter nach dem erfolgreichen Votum auf erschreckende Weise unter Beweis gestellt.
Dass Populisten alles versprechen können, haben sie mehrfach bewiesen. Dass sie diese Versprechen auch einlösen können, eher nicht. Donald Trump hat dafür jetzt vier Jahre Zeit.
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