Weisse, Schwarze, Latinos: Die Wählerschaft in den USA ist sehr vielfältig - und sie wird immer vielfältiger. Auch religiöse Milieus und Altersgruppen sind umkämpft. In den letzten Wochen des US-Wahlkampfs tobt die Schlacht um die Minderheiten.
Hillary Clinton oder
Wer wählt in den USA eigentlich wen? Mit wessen Stimmen können
Wutbürger wählen Trump
Weiss, ungebildet, alt: Dieses Bild wurde in den vergangenen Monaten immer wieder von der Wählerschaft von Donald Trump gezeichnet. "Trump hat im Vorwahlkampf vor allem weisse Männer über 50 mit niedrigen Bildungsabschlüssen mobilisieren können", bestätigt Boris Vormann vom John-F.-Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin im Gespräch mit unserer Redaktion.
Der reiche Quereinsteiger gilt als Kandidat der "Angry White Men", die man hierzulande mit den sogenannten "Wutbürgern" vergleichen könnte. Sie sind vom politischen Establishment enttäuscht, wittern stets die Propaganda der "Lügenpresse" und fühlen sich von Minderheiten wie Zuwanderern eher bedroht.
Bei Obamas Wiederwahl 2012 stimmten 58 Prozent der Weissen für dessen Herausforderer Mitt Romney. John McCain hatte vier Jahre zuvor 55 Prozent der "Caucasians", wie man sie in den USA nennt, für sich gewinnen können.
Die schlechte Nachricht für die Republikaner: Der Anteil der weissen Amerikaner an der Bevölkerung nimmt ab und damit auch der Anteil der weissen Wähler. Die Minderheiten legen dagegen zu. Nicht umsonst hat sich Trump in den vergangenen Wochen um deren Stimmen bemüht - aus strategischen Gründen.
"Sein Plan, eine Mauer zwischen Mexiko und den USA zu errichten, muslimische Minderheiten schärfer zu überwachen und Einwanderer auszuweisen, haben grosse Teile dieser Wählerschaft verprellt", erklärt US-Kenner Vormann. Zudem werde Trump vom Parteiestablishment nur widerwillig unterstützt. "Das wird ihn vermutlich grosse Teile der republikanischen Stammwählerschaft kosten."
Clinton muss Minderheiten mobilisieren
Blickt man auf das Abstimmungsverhalten der Minderheiten, schmälert das Trumps Chancen bei der Wahl am 8. November erheblich. 93 Prozent aller schwarzen Wähler und 71 Prozent der Hispanics stimmten 2012 für Obama. Inzwischen ist jeder zehnte Wähler lateinamerikanischer Herkunft - mit steigender Tendenz. Auch die asiatischstämmigen Amerikaner votierten mit 72 Prozent überwiegend für die Demokraten.
Bei den Minderheiten sieht Clinton zu Recht ihr grösstes Pfund. "Die Frage wird nicht sein, ob sie mehr Stimmen bei Afroamerikanern und Latinos gewinnen wird als Trump", gibt Vormann zu Bedenken, "sondern ob sie ausreichend viele motivieren kann, an die Wahlurnen zu kommen." Das war Clinton im Vorwahlkampf gegen ihren Parteikollegen Bernie Sanders nicht gelungen. In der jüngeren Vergangenheit machte die frühere First Lady immer wieder durch Skandale Schlagzeilen: Sie kann ähnlich niedrige Beliebtheitswerte wie Trump aufweisen.
Bei den Frauen (2012: 55 Prozent) und den Wählern unter 30 (60 Prozent) haben die Demokraten ebenfalls gute Chancen auf eine Mehrheit. Ausgeglichen war das Votum unter katholischen Wählern. Bei den Protestanten - viele von ihnen strenggläubige, evangelikale Christen - dürfte Trump trotz seiner mitunter vulgären und beleidigenden Wahlkampfauftritte die Nase vorn haben. Bei den jüdischen Amerikanern wiederum gab es für die Republikaner zuletzt wenig zu holen.
Florida und Ohio besonders umkämpft
Die Bemühungen der Kampagnen konzentrieren sich in der heissen Wahlkampfphase vorwiegend auf die sogenannten "Swing States". Dort wird mal demokratisch, mal republikanisch gewählt, es gibt eine ethnisch eher vielfältige Bevölkerung. Die Hochburgen der Demokraten, die städtischen Regionen an den Küsten und die alten Industrieregionen im Nordosten, sowie die Kernstaaten der Republikaner, die ländlichen Gegenden im Mittleren Westen und die Staaten im Süden, werden nun vernachlässigt. Die übrigen Staaten scheinen in diesem Wahljahr den Ausschlag zu geben: Florida und Ohio sind besonders heiss umkämpft.
"In den meisten Umfragen dominiert gegenwärtig Hillary Clinton in den entscheidenden Swing States", erklärt US-Experte Vormann. Auch deshalb erscheinen die Chancen auf einen Trump-Sieg aktuell gering.
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