Die grosse Frage vor dem letzten TV-Duell vor der US-Präsidentenwahl am 3. November, war: Wird es wieder so chaotisch? Der erste Schlagabtausch von Donald Trump und Joe Biden liess nichts Gutes ahnen. Doch diesmal ging es anders zu.
US-Präsident
Zentrale Themen der Debatte am Donnerstagabend (Ortszeit) in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee waren der Kampf gegen die Coronakrise, Hilfen für Unternehmen und Verbraucher, die Gesundheitsversorgung der Amerikaner und Rassismus.
Debatte zwischen Trump und Biden läuft dieses Mal gesitteter ab - zumindest zeitweise
Die Debatte verlief gesitteter als das erste Duell Ende September. Die Kandidaten liessen einander ausreden und folgten weitgehend den Fragen der Moderatorin Kristen Welker. Ihre Missbilligung füreinander drückten sie eher mit einem Grinsen oder einem Kopfschütteln aus.
Nach rund einer Stunde bröckelte allerdings die Geduld des 74-jährigen Präsidenten - er liess sich mehrfach nicht von der Moderatorin stoppen, wenn sie ihn zur aktuellen Frage zurückbringen oder zum nächsten Thema übergehen wollte.
Verschiedene Ansätze bei der Bekämpfung der Coronakrise
Deutlich in der Debatte wurden die unterschiedlichen Ansätze zum Weg aus der Coronakrise. Trump, der sich selbst infiziert hatte und erkrankt war, betonte auch vor dem Hintergrund wieder steigender Fallzahlen, dass er auf keinen Fall weitere Lockdowns wolle. "Die Medizin darf nicht schlimmer als das Problem selbst sein", sagte der Präsident. Amerika lerne, mit dem Virus zu leben.
Das löste eine scharfe Reaktion des 77-jährigen Bidens aus: "Die Leute lernen, damit zu sterben!" Auf den Vorwurf, er übernehme keine Verantwortung für die Krise entgegnete Trump: "Ich übernehme die volle Verantwortung. Es ist nicht meine Schuld, dass es hierher bekommen ist. Es ist nicht Joes Schuld. Es ist Chinas Schuld."
Daten der Universität Johns Hopkins zufolge gibt es in den USA, einem Land mit 330 Millionen Einwohnern, bislang rund 8,4 Millionen bestätigte Coronavirus-Infektionen. Die Zahl der Neuinfektionen stieg zuletzt wieder auf rund 60.000 pro Tag an. Rund 223.000 Menschen starben bislang - mehr als in jedem anderen Land der Welt.
Biden beklagt institutionellen Rassismus in den USA
Der bei Schwarzen populäre Biden bekräftigte, dass es in Amerika in den Institutionen verankerten Rassismus gebe. Trump bezeichnete er als den rassistischsten Präsidenten. "Er giesst in jedes einzelne rassistische Feuer Öl."
Der Präsident wiederholte seine Behauptung, dass niemand mehr als er für schwarze Amerikaner getan habe - mit Ausnahme von Präsident Abraham Lincoln mit der Abschaffung der Sklaverei. "Ich bin die am wenigsten rassistische Person in diesem Raum", sagte er - direkt neben der Afroamerikanerin Welker.
Biden zieht Hitler-Vergleich - Trump wettert gegen Alternative Energien
Beim Thema Aussenpolitik betonte Trump abermals, dass es in seiner Amtszeit entgegen Warnungen seines Vorgängers Barack Obama keinen Krieg mit Nordkorea gegeben habe. Biden entgegnete: "Wir hatten ein gutes Verhältnis zu Hitler, bevor er in Europa einfiel." Biden wollte damit klarmachen, dass er Trumps Kurs gegenüber autoritären Herrschern für zu weich und damit für eine Gefahr für den internationalen Frieden hält. Trump hielt ihm vor, in seinen acht Jahren als Vizepräsident eine zu schwache Aussenpolitik betrieben zu haben.
Biden reagierte mehrfach mit ungläubigem Lachen, unter anderem als Trump davon sprach, dass Windräder "alle Vögel töten". Der Herausforderer betonte: "Der Klimawandel, die Erderwärmung sind die nächste existenzielle Bedrohung für die Menschheit." Er werde deshalb dem Klimaabkommnen von Paris wieder Beitreten, aus dem die USA unter Trump ausgetreten waren.
Trump warf Biden vor, mit der Abkehr von fossilen Brennstoffen der Ökonomie zu schaden: "Wenn Sie die Wirtschaft kaputt machen wollen, müssen Sie die Ölindustrie abschaffen." Er werde nicht Abermillionen von Jobs und Tausende von Unternehmen für das Pariser Klimaabkommen opfern. Die Trump-Regierung hatte sich aus dem internationalen Pakt zurückgezogen.
Erstes Duell zwischen Trump und Biden war im Chaos versunken
Das erste TV-Duell der beiden Kandidaten Ende September war im Chaos versunken. Vor allem Trump fiel Biden immer wieder ins Wort und liess ihn nicht ausreden. Biden bezeichnete Trump im Gegenzug unter anderem als "Rassisten", "Lügner", "Putins Welpen" und "den schlechtesten Präsidenten, den Amerika je hatte".
Als Konsequenz hatte die Kommission, die die TV-Duelle organisiert, die Regeln angepasst. Während der zweiminütigen Eingangsstatements eines Kandidaten zu Beginn von jedem der sechs Themenkomplexe blieb das Mikrofon des Gegenkandidaten abgeschaltet. Eine ursprünglich für Anfang Oktober geplante zweite Debatte platzte nach der COVID-19-Erkrankung des Präsidenten. (mgb/dpa)
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