Das dritte TV-Duell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump vor der US-Präsidentschaftswahl ist Geschichte. Wer hat sich in den Debatten besser geschlagen? Wer konnte neue Wählerschichten mobilisieren? Und wer leistete sich den grössten Patzer? Ein US-Experte gibt Antworten.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Thomas Fritz sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada. Im Mekka für Zocker und Glücksspielfreunde trafen die beiden Bewerber für die US-Präsidentschaft zum dritten und letzten Mal aufeinander. Würde Donald Trump doch noch ein letztes Ass aus dem Ärmel zaubern? Würde Hillary Clinton ihr abgeklärtes Pokerface bewahren?

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Für Boris Vormann von der Freien Universität Berlin steht ausser Frage, wer als Sieger aus dem letzten - und aus allen drei TV-Duellen im US-Präsidentschaftswahlkampf - hervorgeht: Die Bewerberin der Demokratischen Partei, Hillary Clinton.

"Clinton hat bei allen drei Auftritten souveräner gewirkt, wenn es um substantielle Fragen ging", sagt der Politologe vom John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien. "Trump hat dagegen vorwiegend auf Phrasen und Slogans gesetzt. Inhaltlich hatte er Clinton wenig entgegenzusetzen."

Dies gelte nicht nur für die letzte der drei Debatten, sondern sei das Fazit für alle drei Diskussionen, so Vormann. Bis zu 85 Millionen Amerikaner verfolgten zu Spitzenzeiten die Wortgefechte der Kandidaten vor den Bildschirmen.

Donald Trumps Foul an der Demokratie

Donald Trump, der seit seiner offiziellen Kandidatur in den Umfragen fast immer hinter Clinton gelegen hatte, konnte die Mehrheit der Zuschauer nun erneut nicht von sich überzeugen. Nach einer Umfrage im Auftrag des Senders CNN sahen nur 39 Prozent der Befragten den Bewerber der Republikaner vorn, Clinton dagegen 52 Prozent.

Trump sei es auch im dritten TV-Duell nicht gelungen, einen Coup zu landen und neue Wählerschichten zu mobilisieren, analysiert US-Kenner Vormann. Vielmehr habe er bei jedem seiner Auftritte versäumt, bei den Minderheiten und Frauen zu punkten. Seine zahlreichen sexistischen und minderheitenfeindlichen Aussagen und das zuletzt publik gewordene Video, in dem er abfällig über Frauen spricht, haben seine Chancen eher verringert.

Als grössten Fehler sieht Vormann aber Trumps hilflos wirkende Äusserung im letzten TV-Duell, das Ergebnis der Wahl im November in Frage stellen zu wollen - sollte er selbst nicht gewinnen. "Diese Exit-Strategie, um sein Gesicht zu wahren, hat sich als Eigentor erwiesen", erklärt der Politologe. Damit habe er quasi "das amerikanische Wahlsystem delegitimieren wollen".

Von einem "Foul an der Demokratie" sprach der NDR-Korrespondent Stefan Niemann. Ein Tabubruch, der mehr an einen autokratischen Herrscher als einen überzeugten Demokraten erinnerte. Der Milliardär stand sich mal wieder selbst im Wege. Oder anders gesagt: Hillary Clintons erfolgreichster Wahlhelfer heisst inzwischen Donald Trump.

Hillary Clinton baut Vorsprung durch TV-Duelle aus

Viele Beobachter erwarten nun einen Durchmarsch der früheren First Lady ins Weisse Haus. Derzeit führt die 68-Jährige in fast allen sogenannten "Swing States", die besonders wahlentscheidend sind, die Umfragen an. Ausserdem dürfte sie - mehr durch Trumps Patzer als ihre eigene Rhetorik - einige republikanische Wähler auf ihre Seite gezogen haben.

Eine Gefahr für die Bewerberin der Demokraten sieht Vormann höchstens in Clintons Bemühungen, nun auch am rechten Rand der Republikaner nach Stimmen zu fischen. "Das ist ein zu weiter Spagat und könnte ihr Stimmen unter den linken Demokraten kosten", behauptet der Experte.

Clinton hat durch die TV-Duelle ihren Vorsprung in den landesweiten Befragungen jedenfalls deutlich ausbauen können und liegt nun - je nach Umfrage - rund zehn Prozentpunkte vor Trump. "Vor der ersten Debatte war der Abstand zwischen den beiden Kandidaten verschwindend gering", sagt Boris Vormann, der überzeugt ist, dass die Duelle bei der diesjährigen Wahl in besonderem Masse zur Meinungsbildung beigetragen haben. Die Wähler hätten sie aufmerksamer als sonst verfolgt.

Und auch wenn die mässig beliebte Clinton keine grosse Euphorie ausgelöst hat: Was die Amerikaner von Donald Trump gesehen und gehört haben, hat der Mehrheit wohl noch viel weniger gefallen.

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