Während in den USA von Donald Trump Spekulationen über einen angeblichen Wahlbetrug bei der Präsidentschaftswahl geschürt werden, kursieren auch bei uns irreführende und falsche Behauptungen. CORRECTIV.Faktencheck hat einige davon geprüft.

Diese Kolumne stellt die Sicht von C. Demokratie, T. Eckert und A. Echtermann (CORRECTIV) dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Je länger sich das Ergebnis der US-Wahl hinzog, desto mehr falsche und irreführende Behauptungen verbreiteten sich dazu im Netz. So soll es einen angeblichen Wahlbetrug zugunsten von Joe Biden und den Demokraten gegeben haben. Belege dafür gibt es bisher nicht, Wahlbeobachter sahen laut US-Medien keinen Anlass für solche Spekulationen.

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Trotzdem gab es zu genau diesem Vorwurf auch in Deutschland etliche falsche und irreführende Behauptungen. Sie wurden als vermeintliche Belege für Wahlbetrug verbreitet, stellten sich jedoch bei der Recherche schnell als falsch heraus. CORRECTIV.Faktencheck hat mehrere dieser Behauptungen geprüft.

Stimmungsmache mit "mysteriösen" Stimmzetteln und einer angeblichen "Organisation für Wahlbetrug"

So gab es gleich mehrere Behauptungen, die sich mit Stimmzetteln befassten. In verschiedenen Versionen kursierten Meldungen, nach denen in mehreren US-Bundesstaaten mehr Stimmen abgegeben worden seien, als es dort registrierte Wählerinnen und Wähler gibt.

Häufig wurde der US-Bundesstaat Wisconsin als Beispiel genannt. Nach einer Recherche von CORRECTIV.Faktencheck ist da nichts dran: So hat etwa der Bundesstaat selbst auf Twitter widersprochen. Die Auflösung des vermeintlichen Rätsels: Für die Behauptung wurden falsche Zahlen der registrierten Wähler herangezogen: Sie stammten von den Halbzeitwahlen 2018 und waren veraltet (archiviert).

Auf verschiedenen deutschen Blogs wurde zudem behauptet, es seien in Michigan auf "mysteriöse" Weise grosse Mengen Stimmzettel aufgetaucht, die alle für Joe Biden votierten. Auf anderen Blogs und Accounts wurde das Gerücht verbreitet, dass die Republikaner oder Homeland Security den Original-Stimmzetteln "heimliche Wasserzeichen" hinzugefügt hätten, damit man die "gefälschten Stimmzettel der Demokraten" am Fehlen dieses Wasserzeichens erkennen könne.

Dafür gibt es keine Belege. Die Stimmzettel werden nicht von den Republikanern oder Geheimdiensten hergestellt, sondern von den Regierungen der Bundesstaaten. Und der angeblich mysteriöse "Fund" von Stimmen in Michigan war auf einen Tippfehler in einem County zurückzuführen, der laut "Decision Desk HQ" (einer Institution, die offizielle Wahlergebnisse zur Verfügung stellt) und Medienberichten schnell korrigiert wurde.

Joe Biden hat keine Wahlbetrugsorganisation gegründet

Auch hat Joe Biden nicht "zugegeben", eine "Organisation für Wahlbetrug" gegründet zu haben. Ein Video einer Aussage Bidens wurde verkürzt und falsch interpretiert. Es zeigt einen Ausschnitt aus dem Podcast "Pod Save America" vom 24. Oktober. In diesem sprach Biden zwar davon, eine "voter fraud organization" (Deutsch: Wahlbetrugsorganisation) geschaffen zu haben, allerdings im Sinne einer Organisation, die Menschen mit Schwierigkeiten beim Wählen helfen soll (ab Minute 19:11). Aus dem Kontext des Zitats wird klar, dass er damit meinte, Wahlbetrug solle verhindert werden.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Aktuell werden auch bei uns zahlreiche Falschinformationen verbreitet, die die Behauptung über einen Wahlbetrug zugunsten der US-Demokraten stützen sollen. Für einen solchen gibt es jedoch weiterhin keinerlei Belege.

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