Die US-Präsidentschaftswahl könnte nicht knapper sein. Sowohl Kamala Harris als auch Donald Trump kämpfen weiterhin erbittert um den Einzug ins Weisse Haus. Auch am Wahlabend konnte kein Sieger gekürt werden. Stattdessen erscheint das Land so gespalten wie nie.
Die diesjährige Präsidentschaftswahl gilt schon jetzt als historisch – als eine Wahl zwischen Fort- und Rückschritt. Eine Wahl zwischen Angst und Hoffnung. Das Rennen zwischen
Sowohl Kamala Harris als auch Donald Trump müssen am Ende die Marke von 270 Wahlleuten erreichen, um sicher ins Weisse Haus einziehen zu können. Selbst "Fox News"-Moderator Bret Baier musste am Wahlabend zugeben: "Es ist eine historisch knappe Wahl." Und das, obwohl Donald Trump eigentlich einen klaren Vorteil hatte. Während Kamala Harris überraschend vor rund 107 Tagen ihren Wahlkampf starten musste, nachdem US-Präsident Joe Biden im Juli auf seine Kandidatur verzichtet hatte, hatte Donald Trump knapp zwei Jahre Zeit, um seine Unterstützer hinter sich zu versammeln.
Ex-Trump-Mitarbeiterin nennt möglichen Sieg von Kamala Harris "eine monumentale politische Leistung"
"War es genug Zeit, um sich ausreichend bei den Wählern vorzustellen, oder hätte sie ein bisschen mehr Zeit gebraucht?", stellte Moderatorin Dana Bash am Dienstagabend bei CNN zur Debatte. Eine Frage, die bis heute niemand wirklich beantworten kann. Politik-Experte Van Jones reagierte daher blumig: "Ich bin einfach nur stolz auf Kamala Harris. Sie hatte 107 Tage, um etwas Aussergewöhnliches zu schaffen – und das hat sie bereits getan."
Ex-Trump-Mitarbeiterin Alyssa Farah Griffin zeigte sich derweil skeptisch und sagte in der CNN-Sondersendung: "Wenn sie das Rennen gewinnen sollte, wäre das eine monumentale politische Leistung." Zeitgleich warnte Alyssa vor einer vorschnellen Euphorie bei den Harris-Anhängern, denn: "Donald Trump sollte man nicht unterschätzen. Er hat sich von Skandalen erholt wie kein anderer Politiker vor ihm."
An Skandalen mangelte es Trump im aktuellen Wahlkampf sicherlich nicht. Sei es seine Verurteilung wegen sexueller Nötigung vor einem New Yorker Gericht, oder das Hirngespinst, dass haitianische Einwanderer die Haustiere der Bewohner von Springfield essen würden. Ganz zu schweigen von der schrägen Behauptung, dass landesweit Geschlechtsumwandlungen an jungen Schülern durchgeführt werden – ohne die Zustimmung der Eltern! Der Republikaner weiss seit Jahren ganz genau, wie er für die absurdesten Schlagzeilen sorgen kann.
Kaum etwas sorgte jedoch in diesem Jahr für so viele hitzige Debatten wie das Thema der Abtreibung. Während sich Kamala Harris immer wieder offen für die Rechte von Frauen aussprach, machte Donald Trump zweifelsohne deutlich, wie er das Recht einer Frau, über ihren eigenen Körper zu entscheiden, massgeblich einschränken würde.
CNN-Experte Van Jones: "Donald Trump hat ein Umfeld geschaffen, das toxisch ist"
Damit lag auch ein besonderes Augenmerk auf den weiblichen Wählern. "Wenn mehr Frauen für Kamala wählen, hat sie gewonnen. Frauen werden den grössten Teil der Wählerschaft ausmachen", prognostizierte Politik-Experte und Ex-Obama-Mitarbeiter David Axelrod bei CNN.
Beim konkurrierenden Sender "Fox News" stichelte Laura Ingraham derweil gegen Harris und sagte: "Sie wird nicht genügend Stimmen von Frauen bekommen, um die Wahl entscheiden zu können. Trump hat dafür zu viele schwarze Männer auf seiner Seite." Ist die diesjährige US-Wahl am Ende wirklich ein erbitterter Kampf zwischen männlichen und weiblichen US-Wählern? "Das wird die Frage des Abends sein", so Ingraham streng. Karl Rove, der Ex-Mitarbeiter von George W. Bush, stimmte zu und sprach bei "Fox News" vom sogenannten "Gender Vote" (Geschlechterwahl), der in diesem Jahr wichtiger denn je sei.
Doch nicht nur das Thema Abtreibung schien bei der Wahl des nächsten US-Präsidenten höchste Priorität zu haben. "Die Menschen sind wütend und sie sind unzufrieden. Donald Trump hat ein Umfeld geschaffen, das toxisch ist", so CNN-Experte Van Jones. Kein Wunder also, dass laut einer aktuellen CNN-Umfrage rund 56 Prozent der Harris-Wähler den Erhalt der Demokratie als wichtigstes Thema der Wahl ansahen. Ganz anders war derweil die Motivation der Trump-Anhänger. Rund 51 Prozent gingen aus wirtschaftlichen Gründen für den Republikaner zum Wahllokal, während 20 Prozent die illegale Einwanderung als ihre grösste Angst bezeichneten.
Ob diese Themen am Ende mehr Menschen zu den Wahllokalen getrieben und damit Trump einen Vorteil verschafft haben? Politik-Experte David Urban sagte dazu bei CNN: "Wenn Trump gewinnt, wäre das wie der Phönix aus der Asche."
"Verstehe nicht, wie Kamala Harris überhaupt eine Konkurrenz sein kann"
Wie gespalten das Land ist, wurde zweifelsohne auch während der Wahlberichterstattung auf CNN und "Fox News" deutlich. "Es gibt eine autoritäre Bewegung in diesem Land", sagte Politik-Experte Van Jones bei CNN. "Sie wird von jemandem angeführt, der nicht an unsere Verfassung glaubt. Diese Bewegung ist stark. Sie hat den reichsten Mann der Weltgeschichte an sich gezogen – Elon Musk. Die Frage ist: Gibt es eine Freiheitsbewegung, die sie stoppen kann?"
Bei "Fox News" zeigten sich die Experten derweil auf Krawall-Kurs, als Moderator Jesse Watters skeptisch in den Raum warf: "Man hätte anhand der Umfragen denken können, dass es ein überwältigender Sieg für Donald Trump werden würde. Ich verstehe nicht, wie Kamala Harris überhaupt eine Konkurrenz sein kann. Sie kam aus dem Nichts – und trotzdem ist es ein sehr knappes Rennen." Dem konnte Laura Ingraham nur zustimmen: "Die Demokraten haben hervorragende Arbeit geleistet, indem sie sich nicht auf Harris' Vergangenheit und Arbeit fokussiert haben, sondern auf Themen wie Abtreibung, Faschismus und Hitler. Wenn das ihr einziges Argument für Harris ist, ist das eine ziemlich düstere Aussicht für unser Land." © 1&1 Mail & Media/teleschau
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