Bei ihrer Rede beim Republikaner-Parteitag fiel Melania Trump durch ihre sanften Töne und ihr gleichzeitig kriegerisch anmutendes Outfit auf. Doch trotz dieses Gegensatzes zeigte der Auftritt klar, welche Aufgabe die First Lady im Wahlkampf ihres Ehemannes übernimmt.
Melania Trumps Outfit und die Worte aus ihrem Mund hätten nicht gegensätzlicher sein können: Als die Frau des US-amerikanischen Präsidenten
Damit unterschied
In den vier Jahren, seit ihr Ehemann zum mächtigsten Politiker der Welt aufgestiegen ist, blieb Melania Trump dem Rampenlicht meist fern. Öffentliche Reden von ihr waren eine Seltenheit. Auch deshalb verlegte sich die Presse weltweit darauf, ihre Kleidung zu kommentieren. Melania Trump war schliesslich einst ein Model und wählt ihre Outfits daher kaum zufällig.
Bereit für den Kampf - doch für welchen?
Doch diesmal war Melania Trumps Kleidung mit Worten garniert - und die Interpretation ihrer Absichten damit nicht einfacher. Wie passen die sanften Worte und der militärische Anzug zusammen?
Einen Teil der Antwort auf diese Frage lieferte Mary Jordan, Journalistin bei der "Washington Post", schon vor Melanias Trumps Auftritt. Jordan, die kürzlich ein Buch über die First Lady veröffentlich hat, hält Melania Trump für eine äusserst erfolgsorientierte Frau, die ihren Ehemann bei den anstehenden Wahlen zur US-Präsidentschaft um jeden Preis gewinnen sehen will.
In einer Folge des Podcast "Post Reports" berichtet Jordan, dass die Eheleute Trump schon zwölf Jahre vor Donald Trumps Wahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten, mit der Idee gespielt hätten, dass es eines Tages soweit kommen könnte. Die Expertin präsentiert Melania Trump als Verbündete ihres Ehemannes, die seinen Erfolg auch zu dem ihren macht. Folgt man dieser Argumentation, ist klar, dass Melania Trumps kriegerisches Outfit dem Wahlkampf gegen den demokratischen Konkurrenten Joe Biden gewidmet ist.
Sanfte Worte für skeptische Wählerinnen
Die Erklärung dafür, wieso Melania Trump als Waffen in diesem Kampf verständnisvolle Worte wählt, liefern weitere US-Artikel: Die "New York Times" etwa schreibt, Melania Trumps prominenter Auftritt bei dem Parteitag könne einen "Aufschwung für Präsident Trump unter den Wählerinnen in den Vorstädten" bedeuteten, die bisher nicht zu Wahlkampfveranstaltungen gekommen seien.
Dieser Ansicht ist auch die "Washington Post", die von Quellen in Donald Trumps Kampagnenteam erfahren haben will, dass diese Bevölkerungsgruppe bisher einer seiner Schwachpunkte ist. Der prominente Auftritt der First Lady, der live ins ganze Land übertragen wurde, diente der "New York Times" zufolge dazu, "Trumps Präsidentschaft in einem moderateren und empathischeren Licht" erscheinen zu lassen, das besser zu dieser Wählergruppe passt.
Anders als ihre Vorredner bei dem Parteitag entschied Melania Trump sich auch dagegen, den politischen Gegner in ihrer Rede zu kritisieren und konzentrierte sich vielmehr darauf, ihren Mann zu verteidigen und seine teils extremen Äusserungen zu relativieren. So sagte Melania Trump über ihren Ehemann: "Ob es einem passt oder nicht, man weiss immer, was er denkt" und sagte, er sei eine "authentische Person, die dieses Land liebt" - ebenfalls eine Argumentation, die dazu dient, skeptische Wählerinnen zu überzeugen.
Auch Antia McBride, ehemalige Stabschefin der First Lady Laura Bush, stuft Melania Trumps Auftritt bei dem Republikanerparteitag als äusserst wichtig ein: "Wir hören nicht viel von ihr, das bedeutet, dass die Menschen genau zuhören, was sie zu sagen hat, wenn sie dann doch etwas sagt. Manchmal ist die leiseste Stimme im Raum jene, deren Nachricht man hört."
Taktvolle Unterstützerin ihres Ehemannes
McBride hält Melania Trump auch zugute, dass sie es über die Jahre geschafft hat, ihre Meinung deutlich zu machen, ohne ihrem Ehemann dabei auf die Füsse zu treten - auch wenn sie die Dinge anders sieht als er. Etwa, indem sie ein Foto von sich mit Gesichtsmaske bei Twitter teilte, als Donald Tump noch gegen das verpflichtende Tragen von Masken war.
Auch die Melania-Trump-Expertin Jordan geht von einem tiefen Einverständnis zwischen den Eheleuten aus und gibt nichts auf die Theorie, die zwischenzeitlich kursierte und besagt, dass Melania Trump mit ihrem bewusst sanften und ruhigen Auftritt eine Abneigung gegen ihren Donald Trump und seine Art, Politik zu machen, kundtun möchte. Diese Idee passt zu der alten These, dass Melania Trump unfreiwillig an der Seite von Donald Trump steht - eine Theorie, von der Jordan ebenfalls nichts hält.
Jordan argumentiert dagegen: Menschen, die an diese Theorien glaubten, würden all die Gemeinsamkeiten übersehen, die die Trumps verbinden. So seien beide sehr erfolgsorientiert, familienbezogen und gleichzeitig misstrauisch gegenüber Fremden und würden keinen Alkohol trinken, zählt Jordan auf. Auch seien beide sehr interessiert daran, was andere über sie denken und schreiben.
So konsequent wie sie darin seien, in einigen Dingen grundverschiedene Ansichten zu haben - so essen die Trumps im Weissen Haus etwa meist getrennt, denn Donald Trump liebt Fastfood, während Melania Trump sich sehr gesund ernährt - so sehr würden sie sich gegenseitig unterstützen, wenn es darum gehe, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Und das aktuelle gemeinsame Ziel lautet eine zweite Amtszeit von Donald Trump zu erreichen.
Verwendete Quellen:
- Washington Post: Melania Trump will give her biggest speech in four years. Can she convince skeptical women to vote for her husband?
- Washington Post Postcast: The invisible hand of Melania Trump
- New York Times: Melania Trump’s Unique Role at the R.N.C.: Expressing Sympathy at the Virus
- New York Times: Melania Trump Came Dressed for Battle. But Which One?
- CNN: Republicans' fake feminism might have worked
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