Die Franzosen wählen in wenigen Tagen eine neue Nationalversammlung. In Frankreich wird per Mehrheitswahlrecht gewählt. Aber was ist das genau?
Die Abgeordneten der französischen Nationalversammlung werden nach einem Mehrheitswahlrecht in zwei Runden gewählt. Im Unterschied zu Deutschland, Österreich und der Schweiz, wo für das Parlament ein personalisiertes Verhältniswahlrecht gilt, führt dies zu einem schlechteren Abschneiden kleinerer Parteien bei der Sitzverteilung. Seit Jahren werden immer wieder Rufe laut, zumindest "eine Dosis Proporz" einzuführen. Auch Präsident Emmanuel Macron hatte sich in der Vergangenheit dafür ausgesprochen.
Ein Vorteil des Mehrheitswahlrechts liegt darin, dass es Wahlbündnisse begünstigt und im Parlament meist zu eindeutigen Mehrheitsverhältnissen führt. Die Partei, die am besten abschneidet, ist oft überproportional stark im Parlament vertreten.
Die rechtspopulistische Partei Rassemblement National (RN), die sich in der Vergangenheit darüber beschwert hatte, dürfte bei der anstehenden Wahl davon profitieren. 2017 hatte der RN 13 Prozent der Stimmen, aber nur 8 der 577 Sitze bekommen. Hätte das Verhältniswahlrecht gegolten, hätte der RN 75 Abgeordnete in die Nationalversammlung schicken können.
Deshalb gibt es eine zweite Wahlrunde
Um im ersten Wahlgang gewählt zu werden, muss ein Kandidat die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen erreichen. Dies muss zugleich mindestens 25 Prozent der Wahlberechtigten entsprechen. Das führt dazu, dass bei einer geringen Wahlbeteiligung auch Kandidatinnen und Kandidaten mit mehr als 50 Prozent in der ersten Runde noch in eine zweite Runde müssen.
Um in die zweite Runde zu kommen, müssen Kandidaten die Stimmen von mindestens 12,5 Prozent der eingeschriebenen Wählerinnen und Wähler erhalten (nicht der abgegebenen Stimmen). Daher kann es in Ausnahmefällen auch zu Dreierkonstellationen in der zweiten Runde kommen.
In einer Umfrage vom Donnerstag liegen der RN samt den Überläufern von den Republikanern bei 34 Prozent, vor der links-grünen Neuen Volksfront mit 29 Prozent. Das Regierungslager kommt demnach auf 22 Prozent. Die Sitzverteilung kann jedoch erst nach der zweiten Runde berechnet werden. (afp/the)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.