Nach einem Wortgefecht von US-Präsident Donald Trump mit einem CNN-Reporter hat das Weisse Haus dem Journalisten die Akkreditierung entzogen. An dieser Entscheidung gibt es Kritik - das Weisse Haus aber steht dazu.
Eklat im Weissen Haus: Erst liefert sich Präsident
Die Sprecherin des Weissen Hauses, Sarah Sanders, rechtfertigte Acostas Ausschluss: "Wir werden es nicht hinnehmen, dass ein Reporter Hand an eine junge Frau anlegt, die bloss versucht, ihren Job als Praktikantin im Weissen Haus zu machen", schrieb Sanders auf Twitter.
CNN stellte sich voll hinter seinen Reporter. Die Anschuldigung, Acosta habe bei einer Praktikantin "Hand angelegt", sei eine Lüge, erklärte der Fernsehsender. Der Entzug der Akkreditierung sei "beispiellos" und eine "Gefahr für unsere Demokratie".
In einem Video der Pressekonferenz ist zu sehen, wie Acosta versucht, Trump weiterhin Fragen zu stellen, während dieser versucht, ihm das Wort zu entziehen. "Das reicht. Das reicht", sagt Trump mehrmals.
Eine Mitarbeiterin des Weissen Hauses versucht daraufhin, Acosta das Mikrofon aus der Hand zu nehmen. Sie greift mehrfach danach, Acosta hält es jedoch fest und wehrt ihren Arm ab. Dabei berührt er mit seiner Hand ihren Oberarm. "Entschuldigen Sie, Ma'am", sagt er. Erst später gelingt es ihr, das Mikrofon mitzunehmen.
CNN wertet den Ausschluss seines Reporters als "Vergeltung" für Acostas herausfordernde Fragen. Sanders "liefert betrügerische Anschuldigungen und zitierte einen Vorfall, der nie stattgefunden hat", hiess es.
Der Reporter hatte Trumps Darstellung einer "Invasion" von Migranten aus Zentralamerika hinterfragt und dann Fragen zu den laufenden Russland-Untersuchungen des Sonderermittler Robert Mueller gestellt.
"Wenn Sie Fake News in die Welt setzen, was CNN tut, dann sind Sie der Feind des Volkes", warf ihm Trump daraufhin vor. CNN müsse sich schämen, einen Menschen wie Acosta zu beschäftigen. "Sie sind eine furchtbare, unverschämte Person", fuhr der Präsident den Reporter an.
Ausschluss von Acosta "nicht akzeptabel"
Der Verband der im Weissen Haus akkreditierten Korrespondenten (WHCA) kritisierte den Entzug der Akkreditierung für Acosta. Den Zugang zum Weissen Haus zu widerrufen, stehe nicht im Verhältnis zu dem angeblichen Vergehen und sei "nicht akzeptabel", heisst es in einer Erklärung. Der WHCA forderte das Weisse Haus auf, die Entscheidung rückgängig zu machen.
Auch international wird das - höchst ungewöhnliche - Vorgehen des Weissen Hauses beobachtet. Ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel wollte sich zu dem konkreten Vorfall im Weissen Haus zwar nicht direkt äussern - allgemein sagte er aber während des täglichen Pressebriefings am Donnerstag: "In diesem Pressesaal wird kein Journalist jemals wegen seiner oder ihrer Fragen ausgeschlossen, schlecht behandelt, diskriminiert oder in irgendeiner Weise respektlos behandelt werden (...). Das wird hier nie passieren."
Was hat es mit dem Twitter-Video auf sich?
Mehrere Nutzer werfen der Trump-Sprecherin Sanders vor, sie habe als Beweis für "unangemessenes Verhalten" Acostas ein manipuliertes Video hochgeladen. Eine Manipulation wie zum Beispiel das Hinzufügen von Einzelbildern lässt sich jedoch nicht beweisen.
Das von Sanders auf Twitter verbreitete Video stammt allem Anschein nach nicht vom Weissen Haus selbst. Sanders oder ihr Team haben es vermutlich aus anderer Quelle.
Der Aktivist und Trump-Anhänger Paul Joseph Watson behauptet, die Videosequenz mit einem Schnittprogramm erstellt und dabei die Zoomfunktion verwendet zu haben. Watson bestreitet, die Aufnahme manipuliert zu haben. Er hat sein Video bei Twitter am Mittwochabend (Ortszeit) 46 Minuten vor Sanders hochgeladen.
Grundlage ist eine Aufnahme des US-Senders C-Span. Das leichte Gerangel zwischen Acosta und der Mitarbeiterin wird in dem Videoclip herangezoomt und in Zeitlupenwiederholung gezeigt.
Der Vorwurf der Nutzer lautet, dass in der Zoom-Szene bei der Bewegung von Acostas Arm nach unten weitere Einzelbilder hineinkopiert worden seien, um die Szene dramatischer wirken zu lassen. Dafür gibt es aber bislang keinen eindeutigen Beweis.
Beim US-Fernsehformat besteht eine Sendesekunde aus 30 einzelnen Bildern. Bedingt durch die Zeitlupe wird nicht jedes einzelne Bild einer Szene flüssig dargestellt. Es entsteht eine Art Doppelbilder, die Bewegung ist ruckartiger und verschwommener.
Dies könnte der Grund dafür sein, dass der in Zeitlupe abgespielte Ausschnitt im Ablauf leicht von der Originalaufnahme abweicht. Allein durch das Heranzoomen einer Teilszene wird eine stärkere Bewegung wahrgenommen als in der Totale des US-Senders.
Verwendete Quellen:
- dpa
- FOX News
- cnn.com
- TIME
(dar/dpa)
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