- In Hamburg-Nord hat ein grüner Bezirksamtsleiter dafür gesorgt, dass es keine Einfamilienhäuser mehr in neuen Bebauungsplänen gibt. Anton Hofreiter findet das gut.
- Ein Interview des Grünen-Fraktionschefs hat starke Kritik hervorgerufen.
- Dabei geht es Hofreiter in Zeiten von Klimawandel und Wohnungsnot um alternative Konzepte.
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag,
In Städten gebe es zudem "gigantische Wohnungsnot", in anderen Regionen dagegen rausche der Wert von Häusern "in den Keller". Der Grünen-Politiker warnt davor, in manchen Regionen auf Immobilien als Altersvorsorge zu setzen. "Das Haus als Rentengarantie ist dort ein gefährlicher Mythos", sagt er dem "Spiegel" weiter.
Hofreiter: Kommunen sollen im Notfall auch enteignen
Um zu verhindern, dass neue Baugebiete in ländlichen Regionen vor allem an Ortsrändern entstehen, forderte Hofreiter mehr Rechte für Kommunen.
"Ich finde es richtig, dass die Gemeinde im Notfall auch enteignen darf, wenn Besitzverhältnisse unklar sind oder sich Erbengemeinschaften streiten und deshalb ein Dorfkern verödet oder Wohnraum nicht geschaffen werden kann", sagte der Grünen-Fraktionsvorsitzende weiter.
Das Baukindergeld der Bundesregierung kritisierte Hofreiter. Er halte es für einen Fehler, "das Besitzen von Wohnraum so unkonditioniert staatlich zu finanzieren". Stattdessen solle der Staat Steuergeld verwenden, "um bei den Mieten Abhilfe zu schaffen".
Thüringens CDU-Chef unterstellt Grünen "gestörtes Verhältnis zum Eigentum"
"Die Grünen wollen den Menschen den Traum vom Eigenheim madig machen", kritisierte der bau- und wohnungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Daniel Föst. Die eigenen vier Wände und vor allem das Einfamilienhaus seien ein Wohlstandsversprechen und die beste Altersvorsorge. "Statt Bürgerinnen und Bürger in DDR-Plattenbauten zu pferchen, müssen wir endlich mehr Menschen den Weg ins Eigenheim ebnen."
Föst erklärte, mehr Wohneigentum mindere die Ungleichheit in der Gesellschaft. "Grüne Besitzstandswahrer, die längst ihre Schäfchen im Trockenen und ein Eigenheim haben, haben da leicht reden."
"Anton Hofreiter zeigt wieder einmal exemplarisch für die Grünen deren gestörtes Verhältnis zum Eigentum und der Lebensrealität im ländlichen Raum", sagte der thüringische CDU-Landesvorsitzende Christian Hirte der "Bild"-Zeitung (Samstagsausgabe). "Von Privateigentum und den Träumen von Millionen von Familien hat die politische Linke noch nie etwas gehalten. Weiter geht es Richtung grüne Verbotspartei mit dem Einfamilienhaus als Feindbild."
Hofreiter: "Natürlich wollen die Grünen die eigenen vier Wände nicht verbieten"
Allerdings geht es Hofreiter und den Grünen gar nicht darum, etwas zu verbieten. Auf die Frage, ob die Grünen den Traum von den eigenen vier Wänden nehmen wollten, antwortet Hofreiter: "Natürlich wollen die Grünen nicht die eigenen vier Wände verbieten. Die können übrigens sehr verschieden aussehen: Einfamilienhaus, Reihenhaus, Mehrfamilienhaus, Mietshaus. Wo was steht, entscheidet allerdings nicht der Einzelne, sondern die Kommune vor Ort."
Der Präsident des Eigentümerverbands Haus & Grund, Kai Warnecke, sprach dennoch von "reiner Ideologie". Die Grünen wollten, "dass alle Bürger gleich wohnen", sagte Warnecke der "Bild". Ein Verbot des Neubaus von Einfamilienhäusern helfe dem Umweltschutz nicht.
Ähnlich äusserte sich Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB). "Eine ideologisch geprägte Verbotspolitik ist der völlig falsche Weg", sagte Pakleppa. "Wer heute neu baut, baut nachhaltig: Eigenheimbauer planen und bauen nach hohen Standards in Sachen Energieeffizienz und nutzen neueste und nachhaltige Verfahren. Damit ist der Neubau das Musterbeispiel dafür, wie klimagerechtes Bauen und Wohnen aussehen kann." (hub/afp)
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