Der Bericht hat einen Sturm ausgelöst: CVP-Nationalrat Yannick Buttet soll seine Ex-Geliebte gestalkt und sich gegenüber Politikerinnen übergriffig verhalten haben. Der Skandal bringt Buttet und seine Partei in massive Bedrängnis.

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Er hat stets den konservativ-korrekten Politiker gegeben, jetzt ist der Fall tief. Die Westschweizer Zeitung "Le Temps" hat über "unangemessenes Verhalten" des CVP-Nationalrats Yannick Buttet berichtet - und damit den Ball ins Rollen gebracht.

Es gebe eine Strafanzeige gegen den Walliser Nationalrat wegen sexueller Belästigung, heisst es in dem Bericht.

Vor der Polizei im Garten versteckt

Folgendes wird Buttet vorgeworfen: Er soll in der Nacht vom 18. auf den 19. November bei seiner ehemaligen Geliebten Sturm geläutet haben. Nachdem sie die Polizei rief, soll sich Buttet im Garten versteckt haben, bis die Polizei ihn fand.

Die Frau erstattete Anzeige. Laut dem Zeitungsbericht wirft sie ihrem Ex-Geliebten vor, er habe ihr seit Beendigung der Affäre nachgestellt und bis zu 50 SMS am Tag geschickt.

Bewiesen ist dies bislang nicht, für Buttet gilt die Unschuldsvermutung.

Kolleginnen thematisieren "unkontrollierte sexuelle Bedürfnisse"

Die "Le Temps"-Recherchen förderten aber noch mehr zutage: In Bern berichteten laut der Zeitung mehrere Politikerinnen und Journalistinnen anonym von Entgleisungen Buttets.

Etwa war von "unkontrollierten sexuelle Bedürfnissen" und unangebrachten Gesten die Rede.

Die Redakteure der Zeitung konfrontierten Buttet mit den Vorwürfen. Er erklärte: "Ich komme aus einer ernsthaften Ehekrise, die mein Urteilsvermögen und Verhalten beeinflusst hat."

Die Krise habe hauptsächlich mit seiner Frau zu tun, sagte Buttet: "Das ist rein privat, und ich hoffe, dass dies respektiert wird. Mir ist heute bewusst, dass ich manchmal abends und unter Alkoholeinfluss, besonders in jener Phase des Zweifelns, unangebrachte Gesten gemacht habe, die gewisse Personen verstören oder verletzen könnten."

Schliesslich enthielt der Artikel noch eine Entschuldigung Buttets "bei allen Personen, die ich unbeabsichtigt verletzt habe".

Der am Donnerstag veröffentlichte Bericht schlug ein wie eine Bombe. Nur wenige Stunden nach Erscheinen suspendierte die CVP-Spitze Buttet "mit sofortiger Wirkung" von seinen Funktionen als Vizepräsident der CVP-Schweiz.

Aus dem Nationalrat will Buttet aber nicht zurücktreten, wie die "NZZ" berichtet. Er wolle den Abschluss des juristischen Verfahrens abwarten.

Tiefer Fall für Yannick Buttet

Für die CVP als selbsternannte Wertepartei ist der Skandal fatal. Präsident Gerhard Pfister nannte Buttets Verhalten "inakzeptabel".

Buttet selbst, Offizier in der Schweizer Armee, verheiratet und Vater von zwei Kindern, hatte sich immer demonstrativ als konservativer Christdemokrat positioniert.

So gilt er etwa als Verfechter der traditionellen Ehe und Kämpfer gegen die eingetragene Partnerschaft homosexueller Paare.

In den Kommentaren und Berichten der Schweizer Zeitungen ist nun von seiner "irritierenden Doppelmoral" die Rede. Der "Blick" wirft Buttet vor, seine "hehren Worte" hätten mit seinem eigenen Handeln "wenig zu tun". (af)

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