Die Stimmung der Gesellschaft wird oft in Form der modischen Farbwahl sichtbar. Für diesen Sommer erwarten Modeberater einen Boom bei Natur- und Erdtönen.
In der Modewelt spiegeln Farben häufig gesellschaftliche Strömungen wieder. Nach düsteren Ereignissen wie den Terroranschlägen vom 11. September 2001 waren zum Beispiel dunkle Farben beliebt, sagt Modeberater Andreas Rose aus Frankfurt. Im Jahr 2020 soll es seiner Einschätzung nach nicht ganz so düster aussehen.
Klimadiskussion beeinflusst die Mode
"Die Auseinandersetzungen mit dem Klimawandel und das Thema Nachhaltigkeit haben zu einem Boom der Naturfarben geführt", sagt Rose. "Allerdings wurde der Begriff Naturtöne jetzt weiter gefasst, als man ihn normalerweise kennt", ergänzt die Modeberaterin Milena Georg aus Ulrichstein (Hessen). Normalerweise sind das eher die Erdtöne - also alle Beige- und Braunschattierungen - sowie viel Grau und Beige. "In dieser Saison gehören auch Nuancen wie Wasserblau oder Varianten von Grün dazu."
Aber: Vor allem Beige feiert ein grosses Comeback. "Diese Farbe galt in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts als besonders reiner, edler Ton, den das gehobene Bürgertum gern trug", berichtet Rose.
Etwas später wurde ein Kleidungsstück kreiert, das bis heute mit der Farbe Beige eng verbunden wird: der Trenchcoat, der in den 1960er Jahren durch den Filmklassiker "Frühstück bei Tiffany" auch für Frauen zum Kult wurde. "Vor allem in den 80er Jahren wurde Beige dann wieder modern - durch Jil Sander, die viel mit diesem Ton arbeitete und ihm einen ganz neuen modischen Twist schenkte", ergänzt Rose.
Beige gilt zu Unrecht als schwierig
Und danach? Beige hat heute an sich keinen guten Ruf. Denn Beige gilt als schwierig zu kombinieren - und ist oft auch verpönt als Rentnerfarbe. Aber völlig zu Unrecht! Für Beige gilt wie für alle anderen Naturtönen auch: "Dies ist ein neutraler Trend, der zu ganz unterschiedlichen Gelegenheiten genau richtig ist", findet die Stylistin Valeriya Licht aus Berlin.
"Man muss eigentlich nur darauf achten, dass die Farben auch zum eigenen Teint passen", führt Licht aus. "Kühle Varianten stehen blonden Frauen mit blauen Augen gut, können aber Trägerinnen mit dunklem Haar und eher warmem Teint leicht blass aussehen lassen."
Naturtöne monochrom kombinieren
"Naturtöne werden in der nächsten Saison gern monochrom kombiniert", ergänzt die Expertin. Übertragen auf Beige heisst das: Beige Hosen werden mit beigen Oberteilen getragen. Damit das nicht fad wirkt, sollte man verschiedene Strukturen ins Outfit bringen. "Also beispielsweise einen leichten Strickpulli zu einem Rock aus glattem Stoff oder Satin zu Leder kombinieren", lautet der Rat von Licht.
Alternativ kann man auch ein Outfit aus Beige in unterschiedlichen Helligkeiten zusammenstellen. Wobei Stylistin Licht auch hierbei zusätzlich zum Materialmix rät: "Besonders edel sieht beispielsweise ein Outfit in einer Skala von Beige-Nuancen aus, in der zwar die Farben ähnlich sind, die Strukturen der Stoffe aber unterschiedlich."
Angesagte Kombination: Beige zu Wasserblau oder Dunkelgrün
"Aber Beige lässt sich auch prima mit Naturfarben aus der Farbwelt von Wasserblau oder Dunkelgrün tragen", ergänzt Licht. Und auch einige andere Farben passen gut zu allen Beige- und Erdtönen: "Besonders edel natürlich zu Weiss, aber auch zu Schwarz", findet Andreas Rose. "Darüber hinaus passen aber auch leuchtende Farben wie Pink oder Orange sowie Pastelle."
Einen extra Kombinationstipp für das mittelbraune Cognac hat Rose noch: Er würde dazu die ebenfalls angesagten Grüntöne tragen.
Doch nicht nur die aktuellen Modefarben spiegeln das gesellschaftliche Bedürfnis nach mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit wider, auch die Materialien tun es: "Viele der Stücke in Naturfarben sind tatsächlich auch aus Naturmaterialien wie Biobaumwolle oder Leinen", berichtet Milena Georg.
Leinen ist ein Stoff, der aus Flachs oder Flachsfasern hergestellt wird, und Biobaumwolle ist die saubere Schwester der beliebtesten Naturfaser: Diese Baumwolle stammt aus biologischem Anbau, bei dem die Landwirte zum Beispiel auf den Einsatz von Pestiziden verzichten und den sonst hohen Wasserverbrauch im Anbau bestmöglich reduzieren. (dpa/tmn/wag)
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