Mode ist oft schnelllebig und nicht besonders nachhaltig. Doch mit so manchen Tipps und Tricks lässt sich der Fashion-Konsum wirksam reduzieren. Bloggerin Charlotte Schüler erklärt im Interview ihre Ideen.
Wer eine Leidenschaft für Mode und die neuesten Trends hegt, sollte diese bewusst, nachhaltig und mit Bedacht ausleben. Das ist nicht immer einfach, denn hochwertige und umweltfreundliche Materialien haben auch ihren Preis. Charlotte Schüler, Bloggerin, Influencerin und Autorin von "Mein nachhaltiger Kleiderschrank" (Südwest Verlag), betont im Interview aber auch: "Nachhaltige Mode muss nicht immer teuer sein." Das sind ihre Geheimtipps in Sachen Fair Fashion.
Warum ist ein nachhaltiger Umgang mit Mode so wichtig?
Charlotte Schüler: Fast-Fashion-Brands legen Wert auf Schnelllebigkeit. Manche Modehäuser bringen bis zu 24 Kollektionen im Jahr heraus. Mit dem Kauf dieser Produkte schaden wir unserem Planeten, unter anderem durch den Einsatz teils giftiger Chemikalien, die in der Produktion verwendet werden. Aber auch durch den verschwenderischen Umgang mit wertvollen Ressourcen, wie zum Beispiel Süsswasser. Ausserdem unterstützen wir die unwürdigen Arbeitsbedingungen in Textilfabriken.
Fashion-Liebhaberinnen und -liebhabern fehlt manchmal das nötige Kleingeld, um nachhaltige Modestücke zu kaufen. Wie können wir dabei sparen?
Nachhaltige Mode muss nicht immer teuer oder die neueste Fair Fashion sein. Denn die nachhaltigste Mode ist sowieso die Second-Hand-Mode. Der Kauf von nachhaltiger Kleidung entscheidet nur bedingt, ob der eigene Kleiderschrank wirklich umweltschonend ist oder nicht. Der ausschlaggebende Punkt ist, wie lange die jeweiligen Kleidungsstücke getragen werden. Eine lange Lebensdauer unterstützt man durch die richtige Pflege und kleine Reparaturen, wenn es nötig ist. Falls man aber das nötige Kleingeld hat, lohnt es sich, dieses in qualitativ hochwertige Fair Fashion zu investieren. Denn so spart man mit der Zeit sogar einiges an Geld, da deinem die Stücke länger erhalten bleiben und kein Geld in etwas Neues investiert werden muss.
Was sind Ihre Geheimtipps für Second-Hand-Shopping?
Ich achte bereits im Laden darauf, ob ein Kleidungsstück Flecken oder andere Mängel hat, die sich beheben lassen, wie zum Beispiel ein fehlender Knopf. Dann wäge ich ab, ob ich es trotzdem kaufen möchte und es mir den Mehraufwand wert ist, um danach ein neues Lieblingskleidungsstück zu haben. Ich kontrolliere auch auf den Etiketten, aus welchen Materialien der Stoff ist. Bei manchen Stoffen kann man gleich fühlen, in welchem Zustand das Material ist und ob die Qualität gut ist. Ausserdem lohnt sich immer ein Blick auf die typischen "Problemstellen", um einschätzen zu können, ob einem das Teil auch noch lange erhalten bleibt oder ob sich beispielweise Jeans beim nächsten Tragen an den Oberschenkel-Innenseiten durchreiben.
In Ihrem Buch schreiben Sie auch über Capsule Wardrobe, die gerade absolut angesagt ist. Was genau ist das?
Eine Capsule Wardrobe besteht aus etwa 30 bis 35 Teilen, die sich möglichst alle miteinander kombinieren lassen. Das meiste sind Basics und mit wenigen Teilen setzt man Akzente. Es muss nicht immer der klassische "Schwarz, Grau, Beige"-Look sein, ich habe mich momentan für viele pastellige Töne entschieden. Bevor man sich für bestimmte Teile entscheidet, sollte man analysieren, wie der eigene Alltag aussieht und was man da zum Anziehen braucht. Es bringt nichts, wenn man viele Business-Outfits benötigt, der Kleiderschrank aber nur aus Homewear und Casual Looks besteht.
Inwiefern ist Capsule Wardrobe nachhaltig?
Durch eine Capsule Wardrobe reduziert man sich auf Teile, die wirklich getragen werden. So sinkt der allgemeine Konsum und er wird bewusster. Ausserdem konzentriert man sich darauf, dass möglichst alles miteinander kombiniert werden kann. So schafft man es, die Anzahl der Kleidungsstücke übersichtlich zu halten und trotzdem eine grosse Auswahl an verschiedenen Outfits zu haben. Je weniger Kleidungsstücke als "Schrankleichen" oder letztendlich sogar im Müll landen, desto mehr Ressourcen werden geschont.
Was macht die minimalistische Garderobe so beliebt?
Das Gefühl, nichts zum Anziehen zu haben, obwohl der Kleiderschrank voll ist, gibt es dann nicht mehr. Der Kleiderschrank ist übersichtlich mit Lieblingsteilen gefüllt, die sich leicht zu stylischen Looks kombinieren lassen und in denen man sich wohlfühlt. Das vermeidet viel Frustration und bringt wieder Freude in das Ausprobieren neuer Looks und Kombinationen.
Was sind Ihre liebsten Upcycling-Ideen in Sachen Mode?
Aus alten Strumpfhosen oder Socken mache ich immer neue Haar- oder Haushaltsgummis. Dafür werden die Beine in Streifen geschnitten und schon ist eine Menge neue Gummis entstanden. Flecken und Löcher lassen sich mit süssen Stickereien verdecken und man hat direkt einen schönen Blickfang.
Nun klopft der Frühling so langsam an. Welche Kleidungsstücke können wir jetzt wieder auspacken, die nie aus der Mode kommen?
Im Zwiebellook lassen sich Kleidungsstücke fast das ganze Jahr tragen. Ich werde auf jeden Fall meine Kleider wieder herausholen und mit Blusen und Oversize-Blazer frühjahrstauglich machen. © 1&1 Mail & Media/spot on news
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