Corona-Memes, Corona-Body und nun also der Corona-Cut: Immer mehr Menschen greifen in der Quarantäne selbst zur Schere. Was soll man auch machen, wenn die Frisörsalons geschlossen haben?

Anja Delastik
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Anja Delastik dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Zurzeit müssen Menschen auf vieles verzichten, was das Leben angenehmer macht: Essen gehen, sich mit Freunden treffen, das Fitnessstudio besuchen – zum Frisör gehen. Spitzenschneiden kriegt man gerade noch selbst hin. Aber was ist, wenn man Fasson-Schnitt oder einen gepflegten Pompadour trägt? Schwierig.

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Doch die Deutschen sind pragmatisch und nehmen ihr Schicksal und ihre Frisur einfach selbst in die Hand. Was ein Frisör in einer dreijährigen, anerkannten Handwerks-Ausbildung lernt, kann doch nicht so schwer sein, oder?! Der aktuelle Google-Trend besagt: "Haare selber schneiden" wurde seit Mitte März so häufig eingegeben wie viele Jahre nicht mehr.

Topfschnitt für alle

Auch mein Bruder schickte mir vor einigen Tagen ein paar Bilder seiner Kinder. Meine Nichte und meine beiden Neffen, 2, 5 und 8 Jahre alt, sahen aus wie kleine Yanomami. Er hatte den Kids zuhause die Haare geschnitten. Mehr als ein Topfschnitt war nicht drin.

Zugegeben, ich selbst stand auch schon mit der Schere in der Hand vorm Badezimmerspiegel. Denn ich hatte kurzzeitig den Gedanken, ein Pony sei die ideale Übergangslösung für meine Nicht-Frisur. Bis mir mein letzter stümperhafter Selbstversuch einfiel.

Ich hatte gemeint, mir meine schwarzbraunen Haare blond färben zu müssen – und Orange kam heraus. Aber selbst Menschen wie ich, die ziemlich schmerzfrei sind, was ihre Frisur angeht, sehen sich in Zeiten von Home-Office mit einem haarigen Problem konfrontiert: Video-Calls.

Unten pfui? Egal!

Dank Konferenzen und Telefonaten via Facetime, Skype, Zoom & Co. steht die Haarpracht neuerdings mehr denn je im Fokus. Sicher, in vielerlei Hinsicht sind solche Meetings ja praktisch: Man kann an ihnen teilnehmen ohne die Jogginghose aus- oder überhaupt eine Hose anziehen zu müssen. Hey, die anderen sehen einen schliesslich nur "oben hui". Unten Pfui? Egal! Doch das hat eben auch seine Tücken: Herausgewachsene Stufen und Strähnchen oder zugewucherte Nacken fallen jetzt mehr denn je auf – vor allem einem selbst.

Wer auf Instagram und Twitter nach dem Hashtag #coronacut sucht, findet deshalb massenhaft verunglückte Selbstversuche mit Schere, Langhaarschneider oder Rasierer. Die schlimmsten Looks stammen dabei von Männern, die entweder ihre Partnerin dazu genötigt haben, ihnen einen Übergang zu rasieren oder es gleich selbst versucht haben. Die Ergebnisse erinnern eher an Maulwurfkuchen oder Atompilze als an Frisuren.

Je grösser der Hut, umso kleiner das Problem

Das Corona-Frisuren-Dilemma macht dabei selbst vor Promis keinen Halt. Schauspielerin Helen Mirren präsentiert sich mit irrem Strubbelkopf, Sängerin Pink hat sich kurzerhand die Haare raspelkurz geschnitten und David Beckham trägt nun wieder Glatze. Derweil wächst Kelly Osbourne die lila Farbe aus dem Haar. Doch in einem Video hat die prominente Mode-Expertin einen Tipp parat: Einfach ein Tuch um den Kopf binden, fertig ist der trendy Turban-Look.

Stattdessen probiere ich's beim nächsten Video-Call lieber mit einer anderen Kopfbedeckung – frei nach dem Motto: Je grösser der Hut, desto kleiner das Problem. Ich bin jedenfalls gespannt, wie mein Sombrero im Meeting ankommt.

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