Mülheim/Ruhr - Der Discounter Aldi Süd will bis Ende 2025 die Rezepturen seiner Kinderprodukte wie Joghurts, Getränke oder Cerealien an die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation anpassen. Das teilte das Unternehmen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
Der Discounter setze sich für eine bewusste Ernährung ein und fördere gesundheits- und nachhaltigkeitsbewusstes Marketing gegenüber Kindern.
Die Nährwertprofile der WHO bewerten Lebensmittel anhand ihrer Nährwertzusammensetzung und berücksichtigen dabei die Anteile von Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz, aber auch den Kaloriengehalt, Zuckerzusätze und zugefügte Süssstoffe. Nur die nach diesem Modell als ernährungsphysiologisch ausgewogen geltenden Produkte sollten nach den Empfehlungen der WHO an Kinder vermarktet werden. Eine Studie der Verbraucherorganisation Foodwatch kam jedoch 2021 zu dem Ergebnis, dass der grösste Teil der gezielt für Kinder beworbenen Produkte gemessen an den WHO-Standards zu viel Zucker, Fett und/oder Salz enthielt.
Das Schwesterunternehmen Aldi Nord teilte mit, es arbeite kontinuierlich an der Überarbeitung der Rezepturen seines Sortiments und orientiere sich dabei unter anderem an den Vorgaben der WHO. Das Unternehmen habe die direkte Bewerbung von Lebensmitteln mit ungünstigen Nährstoffprofilen an Kinder schon heute deutlich reduziert und wolle stattdessen den Konsum von gesunden Lebensmitteln wie Obst und Gemüse fördern.
Der Hintergrund: Der Aldi-Rivale Lidl hatte am Dienstag angekündigt, er werde "als erster deutscher Lebensmitteleinzelhändler" ab März keine auf Kinder abzielende Werbung für ungesunde Lebensmittel - etwa überzuckerte Joghurts oder Getränke, aber auch Schokolade - mehr machen. Ausnahmen soll es für Aktionsartikel zu Weihnachten, Ostern oder Halloween geben - also etwa für Schokoladen-Weihnachtsmänner oder -Osterhasen. Ausserdem will Lidl bis Ende 2025 nur noch solche Lebensmittel in für Kinder attraktiver Verpackung verkaufen, die die WHO-Kriterien für gesunde Nahrung erfüllen.
Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, begrüsste am Mittwoch die Ankündigung des Discounters. "Das ist ein wichtiges Signal und ein Schritt, dem andere folgen sollten. Werbung beeinflusst nachweislich das Essverhalten von Kindern und Jugendlichen und muss deshalb beschränkt werden", sagte sie. Die Menschen brauchten mehr Unterstützung, damit sie sich gesünder ernähren können.
Wissenschaftliche Studien zufolge sind aktuell etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland von Übergewicht und sechs Prozent sogar von starkem Übergewicht (Adipositas) betroffen. Dies kann im späteren Leben zu Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Gelenkproblemen, Bluthochdruck und Herzerkrankungen führen. © dpa
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