Honig schmeckt nicht nur gut, sondern wirkt in vielen Fällen auch positiv auf die Gesundheit. Welche Sorte welche Vorteile hat und wie Sie die passende für sich finden.
Eine Meldung der Stiftung Warentest hat jüngst viele Verbraucher verunsichert: Jeder vierte Honig der insgesamt 36 getesteten Produkte bekam die Note mangelhaft.
Die Tester bemängelten unter anderem untypischen Geschmack, Etikettenschwindel und kritische Inhaltsstoffe wie Glyphosat - wenn auch in gesundheitlich unbedenklichen Mengen.
"Das waren alles Supermarkthonige und zum grossen Teil keine einheimischen Produkte - richtige Imkerhonige waren bei dem Test nicht dabei", stellt Dr. Annette Schroeder klar. Sie forscht seit 20 Jahren an der Landesanstalt für Bienenkunde der Uni Hohenheim und empfiehlt, Honig beim Imker des Vertrauens zu kaufen.
Verbraucher sollten dabei nicht zu sehr aufs Geld schauen. "Wenn man betrachtet, was der Imker alles tun und investieren muss, bis der Honig im Glas ist, versteht man, dass der nicht nur drei Euro kosten kann: Er braucht ein Auto, um zum Bienenstand zu kommen, er braucht Materialien, muss die Bienen gesund halten, Schwarmkontrolle machen, viel Zeit aufwenden für Schleudern, Gläser kaufen, rühren, sieben, abfüllen, etikettieren und auf den Markt bringen."
Gemeinsam mit der Expertin hat die Redaktion die wichtigsten Informationen zu Honig zusammengetragen.
Wie gesund ist Honig wirklich?
Annette Schroeder zufolge zeigen zahlreiche Studien, dass Honig gesund ist. Die Expertin zählt auf, was Honig alles kann:
- Husten, Halsschmerzen und Erkältungskrankheiten lindern
- oberflächliche Wunden und juckende Hautirritationen heilen
- Herpes heilen
- Heuschnupfen bei Allergikern lindern
- vor Gastritis (Magenentzündung) und Mucositis (Schleimhautentzündung) schützen
- vor Durchfall- und Darmerkrankungen schützen und diese lindern
Die heilende und lindernde Wirkung des Honigs ist auf seine antibakteriellen, antimykotischen und antioxidativen Eigenschaften zurückzuführen. "Vor allem bei der Wundheilung ist Honig unschlagbar", schwärmt die Wissenschaftlerin, "selbst normaler Imkerhonig tut hier gute Dienste".
Aus Sicherheitsgründen werde heutzutage in vielen westlichen Ländern in der Medizin jedoch nur medizinischer Honig verwendet, der mit Kilopreisen bis zu 800 Euro sehr teuer ist. Er wird auf Basis von Manukahonig hergestellt und bestrahlt.
"Da Honig ein Rohprodukt ist, können Mikroorganismen enthalten sein, die wegen seines hohen Zuckergehalts zwar nicht wachsen, aber das Restrisiko einer Verschleppung bleibt", erklärt Schroeder.
Deshalb sei bei tiefen Wunden Vorsicht geboten. Und bei Säuglingen. Denn die sollen generell keine Rohprodukte bekommen, da sie noch keine Magensäure produzieren, die Mikroorganismen unschädlich macht.
Welche Honigsorten sind zu empfehlen?
Bei der Frage, welcher Honig die beste Wahl ist, kommt es für Annette Schroeder darauf an, was man mit dem Honig machen will: essen oder äusserlich anwenden.
Geht es um den Verzehr, lautet ihre wichtigste Empfehlung: Den Honig kaufen, der einem am besten schmeckt. "Es bringt ja nichts, wenn man beispielsweise Edelkastanienhonig wegen seiner vielen Antioxidantien kauft, aber er einem nicht schmeckt."
Jede Honigsorte habe ihre Vorteile: mehr Mineralstoffe oder ein anderes Aroma- und Zuckerspektrum, was sich auch auf den Geschmack auswirke."Honig ist immer unterschiedlich, man muss sich einfach durchprobieren." Für Diabetiker sei Lindenhonig besonders empfehlenswert.
Generell empfiehlt Annette Schroeder, statt Zucker Honig zu verwenden - auch beim Backen. Zwar werden durch Temperaturen von mehr als 40 Grad gewisse Enzyme zerstört, "doch es sind dann immer noch mehr gesunde Stoffe drin als bei normalem Zucker und man hat ein ganz anderes Geschmackserlebnis". Toxisch wirke erwärmter Honig jedenfalls nicht - anders, als oft behauptet wird.
Für die äusserliche Anwendung zur Wundheilung hebt die Expertin Waldhonig heraus. Bei Manukahonig hingegen sei Vorsicht geboten: "Manukahonig kommt aus Ozeanien und es wird weltweit circa sechsmal so viel Manukahonig verkauft wie geerntet. Da eine grosse Gewinnspanne winkt, ist der Fälschungs- und Betrugsanreiz sehr hoch."
Kann Honig schlecht werden?
Schlecht oder giftig wird Honig selbst nach 2000 Jahren nicht, wie Funde aus Ägyptens Pyramiden zeigen. "Auch wenn dieser Honig aufgrund von enzymatischen Prozessen nicht mehr schmeckt, so war er mikrobiologisch noch verzehrfähig", sagt die Hohenheimer Wissenschaftlerin.
Honig könne gären. Er schäume dann und schmecke ähnlich wie Bier - in afrikanischen Ländern ein beliebtes Getränk. "Der Alkoholgehalt von natürlich vergorenem Honig ist mit weniger als einem Promille sehr gering, das können sogar Kinder trinken."
Was muss ich bei der Lagerung beachten?
Trocken, dunkel, gut verschlossen und kühl bei rund 16 Grad soll Honig gelagert werden. Doch was ist, wenn er kristallisiert wie im Kühlschrank? "Die Kristallisation ist ein ganz normaler physikalischer Prozess und hängt von der Zuckerzusammensetzung des Honigs ab. Honige mit einem höheren Anteil an Traubenzucker kristallisieren schneller als solche mit mehr Fruchtzucker wie Akazienhonig", erklärt Annette Schroeder.
Als Vergleich nennt sie Eiskristalle, deren Zusammensetzung ebenfalls von der Temperatur abhängt und die im Wasserbad einfach geschmolzen werden können. "Die Inhaltsstoffe bleiben beim Honig in jedem Zustand identisch."
Was ist der Unterschied zwischen Honig und Honigtauhonig?
"Der Grundstoff für Honig ist der Siebröhrensaft der Pflanzen", erläutert Annette Schroeder. "An den kommen Bienen heran, in dem sie den Nektar aufsaugen oder den Honigtau der Läuse aufnehmen."
Dementsprechend unterscheidet man zwischen Honig aus Nektar und Honigtauhonig. Honigtau ist eine zuckerhaltige Ausscheidung von an Pflanzen saugenden Insekten wie Schildläusen und Blattläusen. Bei diesem klaren, hellen und zuckerhaltigen Wassertropfen ist das Zuckerspektrum ein anderes als im Nektar. Honigtau enthält mehr Mineralstoffe und Antioxidantien als Nektar-Honig.
Dieser Honig schmeckt würziger und malziger, hat eine dunklere Farbe und kristallisiert meisten nicht so schnell. Er ist zum Beispiel als Wald-, Tannen-, Fichten- oder Eichenhonig bekannt.
Verwendete Quellen:
- Interview mit Dr. Annette Schroeder. Sie hat Lebensmitteltechnologie studiert und zur Fermentation von Honig promoviert. Seit 20 Jahren arbeitete sie an der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim , wo sie das Honig-Qualitätslabor leitet.
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