Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat nach eigenen Angaben mittels Labortests Mineralölrückstände in Säuglingsmilch unter anderem von Nestlé und Danone nachgewiesen.
Drei "unabhängige Laboranalysen" zertifizierter Einrichtungen hätten in acht von 16 getesteten Produkten sogenannte aromatische Mineralölbestandteile gefunden, die laut der EU-Lebensmittelbehörde (Efsa) krebsverdächtig und potenziell erbgutschädigend seien, erklärte Foodwatch Deutschland am Donnerstag. Bundesernährungsministerin
Nach Angaben von Foodwatch sind zwei Produkte von Nestlé sowie eins des Herstellers Novalac in Deutschland und Österreich betroffen. In Frankreich stellte die Organisation ähnliche Ergebnisse vor. Hier seien in Proben ebenfalls gesundheitsschädigende Mineralölrückstände gefunden worden, darunter in Produkten von Danone und ebenfalls Nestlé in Frankreich und von Hero Baby in den Niederlanden.
Die Firma Vived, die in Deutschland das Novalac-Produkt vertreibt, erklärte, sie nehme "die Testergebnisse sehr ernst" und habe gemeinsam mit dem Hersteller entsprechende Untersuchungen eingeleitet. "Inwieweit die Vorwürfe nachvollziehbar sind, können wir zurzeit noch nicht beantworten", hiess es. Die detaillierten Analyseergebnisse von Foodwatch lägen noch nicht vor.
Nestlé äussert sich zu den Ergebnissen
Danone erklärte, die Firma verwende keinerlei Mineralölverbindungen und untersuche ihre Produkte seit Jahren auf mögliche Rückstände. Die internen Standards folgten dabei strengen Kontrollvorgaben.
Ein Sprecher der Firma Nestlé teilte mit, Babys könnten weiterhin "sicher" mit der Säuglingsnahrung von Nestlé ernähren werden. Die Produkte "Beba Optipro Pre" und "Beba Optipro 1" erfüllten "alle lebensmittelrechtlichen Vorschriften in Deutschland und der EU".
Foodwatch äusserte die Vermutung, dass die Rückstände von den als Verpackung verwendeten Weissblechdosen auf die Produkte übergegangen sein könnten. Bei deren Produktion werden demnach sogenannte Walz- und Schneidöle verwendet. Foodwatch forderte von den Herstellern einen sofortigen Verkaufsstopp und Rückruf der Produkte. Eltern riet die Organisation, von der Babymilch aus Weissblechdosen Abstand zu nehmen, "bis die Hersteller belegen können, dass die Produkte unbelastet sind".
Klöckner erklärte, sie "verlange hier Transparenz", denn es gehe um die Gesundheit von Kindern und Babys, die besonders schutzbedürftig seien. Die vorliegenden Daten müssten "sorgfältig analysiert werden", fuhr sie fort. "Wir streben eine europäische Lösung an, weil die Lebensmittel überall in Europa gehandelt und verkauft werden."
"Die Bundesregierung muss jetzt handeln"
Der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, erklärte, potenziell gesundheitsschädliche Mineralölrückstände hätten "gerade in Babynahrung" nichts zu suchen. Neben dem Handeln der Hersteller seien sichere Grenzwerte für Mineralölrückstände in allen Lebensmitteln nötig. "Da die EU-Kommission diese bisher nicht geliefert hat, muss die Bundesregierung jetzt handeln", forderte Müller.
Der Lebensmittelverband Deutschland warf Foodwatch hingegen vor, "ein verzerrtes Bild von der Realität im Babynahrungsbereich" wiederzugeben. Untersucht worden seien nur Produkte "in speziellen Verpackungen, nämlich Metalldosen", und nicht die üblicherweise in Drogeriemärkten angebotenen Produkte, hiess es. Auch der Verband vermutete, die Herstellungsweise der Dosen sei vermutlich der Grund für die Werte. Die spezielle Metalldosen-Verpackung sei für bestimmte Vertriebswege und lange Haltbarkeiten des Produkts erforderlich. (afp/fra)
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