Langsam essen ist bekanntlich gesünder. Wer sich damit schwertut, kann zu einem Trick greifen. Wissenschaftler haben herausgefunden, welche Art von Musik sich positiv auf unser Essverhalten auswirkt.
Möglichst schnell in der Mittagspause die Currywurst herunterschlingen - für viele ist das im Alltag schon zur Gewohnheit geworden. Doch gesund ist es nicht. Ernährungsexperten empfehlen, Mahlzeiten bewusst zu geniessen und langsam zu sich zu nehmen.
- Wer langsam isst, merkt besser, wann die Sättigung eintritt.
- Auf diese Weise reduziert sich die Kalorienaufnahme, was wiederum die Gewichtskontrolle erleichtert.
Darauf weist das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) aktuell hin. Wem es schwerfällt, langsam zu essen, kann sich eine Erkenntnis für seine Mittagspause zunutze machen, die nun auch wissenschaftlich belegt ist: Nach einer aktuellen Studie der dänischen Universität Aarhus kann Hintergrundmusik bei den Mahlzeiten die Essgeschwindigkeit verringern und somit zu einem gesünderen Essverhalten beitragen.
Besonders deutlich sei der Effekt bei einem langsamen Legato-Stück zu beobachten gewesen, fasst das BZfE zusammen. Bei der Spielweise Legato (italienisch für: gebunden) werden aufeinander folgende Töne einer Stimme ohne Unterbrechung gespielt.
Mozart: Klarinettenkonzert
Langsam, legato: Berühmte Beispiele
Glaubt man der Studie, lohnt es sich also, die Mahlzeit mit einem entsprechenden Musikstück zu untermalen. Bei dem dänischen Experiment kam jeweils dasselbe Werk zum Einsatz - einmal in einer langsamen Legato-, einmal in einer schnellen Staccato-Version.
Ob es sich dabei um ein bekanntes Werk handelte, geht aus der Veröffentlichung nicht hervor. Die Musikliteratur bietet aber freilich einen unendlichen Schatz von Stücken, die die Kriterien erfüllen und unser Tempo beim Essen verlangsamen können. Zu weltberühmten Werken in Legato-Spielweise zählen beispielsweise (Links führen auf YouTube):
- Wolfgang Amadeus Mozart: Klarinettenkonzert
- Wolfgang Amadeus Mozart: 21. Klavierkonzert in C-Dur KV 467
- Pietro Mascagni: Cavalleria rusticana - Intermezzo
- Johann Sebastian Bach: Air
- Camille Saint-Saëns: Karneval der Tiere, Der Schwan
Pietro Mascagni: Cavalleria rusticana
Teilnehmer der Studie waren ahnungslos
300 Frauen und Männer nahmen an der Studie teil. Sie sollten den Geschmack einer bestimmten Schokoladensorte bewerten. Was sie nicht wussten: Tatsächlich ging es um die Dauer der Verkostung. Beim Essen hörten die Teilnehmer über Kopfhörer die gleiche Musik in unterschiedlichen Versionen: ein langsames Klavierstück mit 45 Schlägen und eine schnelle Aufnahme mit 180 Schlägen pro Minute.
Die aufeinanderfolgenden Töne waren entweder miteinander mehr oder weniger verbunden (legato) oder durch Lücken voneinander getrennt (staccato). Bei der Kontrollgruppe wurde keine Musik eingespielt. Die Ergebnisse:
- Bei Musik assen die Teilnehmer das Schokoladenstück um 30 Prozent langsamer als in Stille.
- Besonders lang dauerte die Nahrungsaufnahme beim langsamen Legato. Der Unterschied lag im Vergleich zu einer schnellen Staccato-Spielart bei ungefähr zehn Prozent.
Kauen im Rhythmus der Musik?
Musikhören und Essen seien komplexe Phänomene, die von zahlreichen Faktoren beeinflusst werden, geben die Wissenschaftler zu bedenken. Vermutlich passe sich der Rhythmus des Kauens dem Takt der Musik an, ist im Fachblatt "Appetite" zu lesen. Schnelle Musik könnte daher neben anderen Massnahmen auch gegen mangelnden Appetit bei älteren Menschen – etwa in Seniorenheimen – eingesetzt werden.
Ob eine langsame Hintergrundmusik tatsächlich auch zu einer geringeren Essensmenge und damit Kalorienaufnahme beitragen kann, soll nun weiter erforscht werden. (af)
Verwendete Quelle:
- Bundeszentrum für Ernährung (BZfE)
- "Appetite"
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