• Keine Vitamine, keine Ballaststoffe, dafür Auslöser für zahlreiche Krankheiten: Zucker tut unserem Körper alles andere als gut.
  • Weil aber in beinahe jedem verarbeiteten Lebensmittel mittlerweile Zucker enthalten ist, gewöhnen wir uns daran.
  • Warum es so schwer ist, die Lust auf Süsses wieder los zu werden, erklärt Ernährungsexpertin Carola Clausnitzer im Interview.

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Jeder weiss, dass Zucker nur in Massen gegessen werden sollte. Doch im Alltag vergessen wir das allzu oft. Ein Grund dafür ist, dass sich unsere Geschmacksnerven häufig an das Süsse gewöhnt haben. Das führt dazu, dass wir noch mehr davon essen.

Ein anderer Grund ist sicherlich, dass heutzutage in beinahe jedem verarbeiteten Lebensmittel Zucker enthalten ist - in Form vom uns bekannten Zucker, Zusatzstoffen oder auch Ersatzprodukten. Wir merken also oftmals gar nicht, dass wir Zucker zu uns nehmen und vermitteln unserem Körper dadurch: Dieser Stoff ist völlig normal und unser Alltag, auch wenn der Körper selbst das anders sieht.

Zucker funktioniert in unserem Hirn wie Drogen

Denn ob wir wollen oder nicht: Zucker ist alles andere als gesund, sondern vielmehr Ursache für zahlreiche Krankenheiten. Es wäre also hilfreich, wir könnten uns von Süssem entwöhnen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn Zucker aktiviert im Gehirn dieselben Rezeptoren wie Drogen - womit wir also tatsächlich süchtig werden.

Warum das so ist und wie wir gegensteuern können, erklärt die Ernährungsexpertin Carola Clausnitzer von der Verbraucherzentrale Brandenburg im Interview.

Unser Körper gewöhnt sich an Zucker

Frau Clausnitzer, gewöhnen sich unsere Geschmacksnerven an Süsses und wenn ja, was bedeutet das für unser Essverhalten?

Carola Clausnitzer: Ja, leider gibt es diesen Gewöhnungseffekt. Wir Deutschen haben einen sehr hohen Zuckerkonsum, im Schnitt 100 Gramm pro Tag. Nur für den Vergleich: Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht 25 Gramm pro Tag als Obergrenze.

Die Reizschwelle für Süsses erhöht sich, je mehr Süsses wir essen - wodurch wir immer mehr Zucker zu uns nehmen. Ein Beispiel ist fertiger Fruchtjoghurt: Der ist oft so süss, dass uns normaler Naturjoghurt mit Früchten drin gar nicht mehr schmeckt, weil uns der industriell gefertigte Joghurt so sehr geprägt hat.

Zucker liefert keine Vitamine und keine Ballaststoffe. Er ist ein leerer Kalorienträger. Wenn wir dauerhaft zu viel davon essen, steigt etwa das Risiko für Übergewicht oder Diabetes Typ 2. Zudem ist übermässiger Konsum schädlich für die Zähne.

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Sorgt nur Zucker für diesen Gewöhnungseffekt - oder auch Süssstoffe?

Süssungsmittel wie Xylit oder Erythrit fördern ebenfalls die Vorliebe für süsses Essen. Deshalb sind wir auch ihnen gegenüber kritisch. Wobei sie gegenüber Zucker Vorteile haben: Sie liefern weniger Kalorien und machen die Zähne nicht kaputt. Dafür reagieren viele Menschen empfindlich auf sie und bekommen zum Beispiel Blähungen.

Von Zucker wegkommen ist wie ein Entzug

Wie trainiert man sich die Lust auf Süsses ab?

Man muss eine grosse Willensstärke haben. Es ist jedoch nicht empfehlenswert, von heute auf morgen komplett auf Zucker zu verzichten. Lieber langsam starten.

So kann man sich zum Beispiel gesüsste Getränke mit etwas Wasser verdünnen und den Wasseranteil nach und nach erhöhen. Fertiggerichte enthalten oft vergleichsweise viel Zucker oder Süssstoffe - deshalb ist ratsam, so oft es geht selbst zu kochen. Oder einfach mal austesten: Wie süss schmecken mir bestimmte Sachen? Vielleicht komme ich hier auch mit weniger Zucker aus.

Es lohnt sich, Lebensmittel untereinander zu vergleichen: Apfelmus und Apfelmark zum Beispiel. Apfelmus ist Apfel mit Zucker gemischt. Apfelmark ist purer Apfel und enthält nur den Fruchtzucker des Apfels. (ncs/dpa)

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