Auch wenn der Volksmund behauptet, dass Geld nicht stinke, ist zumindest das Bargeld bei manchen Politikern sehr unbeliebt und könnte bald ganz abgeschafft werden. Doch wie bezahlen wir dann unser Brot, Bekleidung oder Taxifahrten?
Das Bargeld wird aussterben, davon ist EU-Digitalkommissar Günther Oettinger überzeugt. Auf einer Veranstaltung der Beratungsfirma Deloitte setzt er Anfang April auch gleich auf eine neue Bezahlart.
"Wir werden mit der Apple-Watch bezahlen, mit dem Smartphone bezahlen", vermutet der deutsche Politiker. Die Entwicklung vom Bargeld zur digitalen Transaktion sei nicht mehr aufzuhalten.
Doch wie soll das genau aussehen? Und welche Firma schafft es mit welcher Technik, dass die Menschen ihr das Ersparte anvertrauen und damit bezahlen?
Prinzipiell ist der Markt des Mobile Payments hierzulande noch nicht vorhanden. Kaum ein Anbieter hat sich bisher an das Thema herangewagt.
Die Branche wartet darauf, dass Apple in den Bezahlmarkt eindringt und die Leute dazu bringt, die Scheine im Geldbeutel stecken zu lassen.
Bezahlen per Apple Pay und Google Wallet
So würde das Bezahlen mit Apple konkret aussehen: Der iPhone-Besitzer soll in Zukunft mit dem Bezahlsystem Apple Pay an der Kasse bezahlen. Wo er bisher seine Girokarte in ein Kartenlesegerät geschoben hat, soll er bald sein Smartphone auf ein Lesegerät halten.
Die Übertragung der Kartendaten funktioniert über die Funktechnik NFC. Statt PIN oder Unterschrift erfolgt die Autorisierung per Fingertipp – schon ist die Rechnung beglichen.
Was für manche nach komplizierter Technik klingt, ist, nüchtern betrachtet, ziemlich banal. Im Grunde genommen wird das Smartphone zur Kreditkarte, mit der man auch surfen und telefonieren kann.
Statt die Kreditkartendaten auf einer Plastikkarte mit Chip zu speichern, muss der Kunde seine Daten in Apple Pay hinterlegen. Die Informationen werden dann per Funk übertragen und nicht per herkömmlichem Lesegerät.
Prinzipiell könnte man die Kreditkartendaten auf fast alle Gegenstände drucken, solange man die Kontodaten an den Händler schicken und die Autorisierung darüber regeln kann.
Das Smartphone bietet sich aber an, weil es weltweit eine hohe Verbreitung hat. Auch Apple-Konkurrent Google versucht seit einiger Zeit, mit dem Dienst Google Wallet in der Finanzwelt Fuss zu fassen.
Technik einer nicht absehbaren Zukunft
Die Funktionsweise von Google Wallet ist ähnlich wie bei Apple Pay – nur für Android-User. Von beiden Systemen ist bei uns weit und breit noch nichts zu sehen.
Während Google Wallet immerhin in den USA bereits funktioniert, ist Apple Pay noch nicht einmal dort im Einsatz. Ein Start hierzulande ist daher nicht absehbar.
Ob es einer der beiden grossen Player sein wird, der dafür sorgt, dass wir in Zukunft Lebensmittel oder Schuhe per Smartphone bezahlen werden, sei dahin gestellt – passieren wird es aber wohl.
Das besagt zumindest eine Studie von PricewaterhouseCoopers. Die Analysten glauben, dass sich die neue Bezahlart, trotz anfänglicher Schwierigkeiten, bis 2020 durchsetzen wird.
Vermutlich muss dafür ein Anbieter auftauchen, dem die Nutzer vertrauen. Auf den ersten Blick ist das die Aufgabe der Banken, die mit einem sicheren und komfortablen System die Kunden ansprechen sollten.
In Deutschland ist 2015 paydirekt gestartet. Knapp 200.000 Kunden haben sich bisher für den Dienst registriert. Zwar ist eine Ausweitung auf Europa möglich, bisher aber nur angedacht. Zudem ist paydirekt gewissermassen als PayPal-Alternative für Online-Shops vorgesehen.
Man bezahlt im Web mit vorher festgelegtem Benutzername und Kennwort, die Abwicklung läuft über das Girokonto. Für den Offline-Handel ist das System noch nicht geplant. Es ist ungewiss, wann man in der Drogerie um die Ecke mit paydirekt bezahlen kann.
Der Trick mit den Bonuspunkten
Diese zögerliche Herangehensweise könnte einem Anbieter in die Karten spielen, den man bisher nur indirekt mit Geldtransaktion in Verbindung gebracht hat.
Der deutsche Bonusprogrammanbieter Payback startet diesen Sommer die mobile Bezahlfunktion Payback Pay. Per kostenloser App kann der User Bonuspunkte sammeln und zugleich die Ware damit bezahlen.
Experten rechnen damit, dass Payback mit diesem Konzept erfolgreich werden könnte, schliesslich nutzen bereits 27,5 Millionen Deutsche die Bonuskarte beim Einkauf. Und dieses Prinzip könnte auch hierzulande Schule machen.
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