Knapp 970.000 Betrugsfälle gab es 2014 in Deutschland. Prominentes Beispiel: "Deutschland Sucht Den Superstar"-Sieger Severino Seeger, der Seniorinnen um ihr Vermögen gebracht hat. Wir zeigen Ihnen gängige Betrugsmaschen und wie Sie sich schützen können.

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Karin Fischer ist verliebt. Jürgen ist ein smarter Geschäftsmann, den die 42-jährige Alleinerziehende im Internet kennengelernt hat. Seit Wochen schon schreiben und telefonieren sie miteinander, oft stundenlang. Obwohl sie ihn noch nie gesehen hat – er lebt im Ausland und ist beruflich viel unterwegs – schwebt sie auf Wolke Sieben.

Eines Tages kommt ein Anruf von Jürgen. "Schatz, ich stecke in grossen Schwierigkeiten!", sagt er. Er sei auf einer Dienstreise in Westafrika und Opfer eines Überfalls geworden. Geld, Koffer, Pass, Bargeld, Rückflugticket – alles weg. "Kannst du mir 5.000 Euro per Bargeldtransfer zukommen lassen?", drängt er. Und Karin tut es. Das war das letzte Mal, dass sie von Jürgen gehört hat – und ihr Geld hat Karin nie wieder gesehen.

Betrugsmasche statt grosser Liebe

Karin Fischer ist eine fiktive Person, doch ähnlich wie ihr ergeht es tatsächlich hunderten Frauen und Männern in Deutschland. Sie fallen auf sogenanntes Romance-Scamming herein: Systematische Maschen von Betrügern, die sich an Alleinstehende richten. Es ist immer das Gleiche: Mal wird eine finanzielle Notlage im Ausland vorgetäuscht, mal soll man einem kranken Familienmitglied helfen.

Es ist nur eine von vielen Tricks, mit denen Betrüger ihre Opfer jedes Jahr um Millionen Euro bringen. Allen gemeinsam: Eine systematische Vorgehensweise, teilweise ein grosses Netz an Hintermännern.

Scamming, Abofallen, Warenbetrug: Abzocke im Internet

"Vor allem, wer sich im Internet bewegt, stösst früher oder später auf Betrüger, die sich das weltweite Datennetz zu Nutze machen, um anderen Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen", weiss Claudia Vodermaier, Kriminalkommissarin beim Bayerischen Landeskriminalamt.

Die Liste ist lang: Es gibt den sogenannten Vorauszahlungsbetrug, auch bekannt als Nigeria Connection, bei dem man beim einem Geldtransfer eine Provision erhalten soll. Vorab soll man jedoch mit einem gewissen Geldbetrag in Vorkasse treten. Ein Schwindel natürlich. Genauso wie Abofallen, Gewinnversprechen und Warenbetrug (zum Beispiel bei eBay) und das eingangs beschriebene Romance-Scaming.

Massenphänomen Inkassoschreiben

"Ein Massenphänomen im Bereich Trickbetrug im Internet ist das Inkasso-Schreiben", weiss die Expertin. "Dabei erhalten Bürger Zahlungsaufforderungen mit Mahnung, obwohl sie nichts bestellt haben." Die ungerechtfertigten E-Mails werden durch angebliche Inkassofirmen oder Rechtsanwälte zugesendet.

"Für die Betroffenen gilt hier: nicht bezahlen!", mahnt Claudia Vodermaier. Und ausserdem: Niemals den Anhang öffnen, denn dahinter könnte sich ein Trojaner oder Virus verstecken, der im schlimmsten Fall wichtige Daten wie Kontozugänge auf dem PC oder Smartphone ausliest.

Gewinnversprechen und Call-Center-Betrug

Überwiegend am Telefon läuft der sogenannte "Call-Center-Betrug" ab, auch als "Vorauszahlungsbetrug" oder "Gewinnversprechen" bekannt. Die Opfer werden meist aus türkischen Callcentern angerufen, mit der freudigen Nachricht, sie hätten etwas gewonnen.

"Die Anrufer geben sich beispielsweise als Staatsanwälte, Rechtsanwälte oder Notare aus", berichtet die Kriminalkommissarin. "Sie teilen dem Opfer mit, dass vor der Gewinnübergabe beziehungsweise -auszahlung die notwendigen Bearbeitungsgebühren, wie Steuer-, Notar- oder Transportkosten, zu leisten sind." Wenn die vermeintlichen Gewinner dann zahlen, ist das Geld natürlich futsch – einen Gewinn gibt es nicht.

Betrug: Wann die Alarmglocken schrillen sollten

Die Liste der Betrugsmaschen ist lang, und täglich kommen neue hinzu. Verbraucher sollten daher stets skeptisch sein, in einigen Situationen sollten die Alarmglocken schrillen. "Machen Sie sich bewusst: Wenn Sie an keinem Gewinnspiel teilgenommen haben – können Sie auch nichts gewonnen haben", führt die Expertin als Beispiel an. " Und geben Sie telefonisch keine persönlichen Daten und Angaben zu Kontodaten, Bankleitzahl, Kreditkartennummer oder Ähnliches weiter."

Man sollte sich zudem immer versichern, ob das Gegenüber auch tatsächlich das ist, für das es sich ausgibt. Das gilt besonders bei Handwerkern oder Vertretern, die plötzlich vor der Tür stehen und Vorabzahlungen für irgendwelche Leistungen einfordern. Prominentes Beispiel auch: Der Enkeltrick, bei dem der vermeintliche Enkel anruft, sich in einer Notlage befindet und Geld braucht.

"Auch im Internet wird einem nichts geschenkt"

Im Internet gilt: Nachdenken bevor eine Mail geöffnet oder ein Link angeklickt wird. Auf den Seiten von Polizei und Verbraucherzentralen wird vor bereits bekannten Betrugsmaschen gewarnt, dort kann man sich informieren. Falls man schon in eine Falle getappt ist: Sofort die Bank oder den Accountbetreiber (etwa PayPal) informieren und den Zugang sperren lassen, ausserdem Beweismaterial sichern und die Polizei einschalten.

"Die grösste Schwachstelle im Umgang mit dem Internet ist immer noch der Nutzer selbst", erinnert Claudia Vodermaier. Dabei sollte eigentlich jedem klar sein: "Auch im Internet wird einem nichts geschenkt."

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