Bonn - Die Finanzaufsicht Bafin sagt den Versicherern in Deutschland ein schwieriges Jahr 2023 voraus und den Verbrauchern höhere Beiträge.
"Der Versicherungsbranche geht es derzeit noch gut", sagte Deutschlands oberster Versicherungsaufseher Frank Grund laut Redetext bei der Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht am Mittwoch in Bonn. Allerdings müssten Schaden- und Unfallversicherer wegen der steigenden Inflation ihre Rückstellungen schon im laufenden Jahr erhöhen und bei der Berechnung der Prämien für die Zukunft höhere Schäden einpreisen. Grund warnte die Branche davor, Kunden mit Rabatten zu ködern. Sie sollten "keine Kompromisse bei den Preisen eingehen, um Kunden zu halten".
Mit den Preisen steigen auch Schadenaufwendungen
In den vergangenen Wochen hatten bereits die grossen Rückversicherer Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück auf eine Erhöhung der Prämien gepocht, die sich über Erstversicherer wie Allianz oder Huk Coburg auch auf die Endkunden auswirken dürften.
"Aus Sicht der Bafin ist es nicht akzeptabel, lediglich darauf zu wetten, dass sich die hohen Inflationsraten normalisieren, und in der Zwischenzeit bestehende Puffer in den Reserven restlos aufzubrauchen", sagte Bafin-Exekutivdirektor Grund. So erwarte die Deutsche Bundesbank für 2023 eine Inflation von mehr als sieben Prozent. Mit den Preisen stiegen auch die Schadenaufwendungen schon im laufenden Jahr "signifikant".
Nach Grunds Einschätzung zieht das im Jahr 2023 "zwingend höhere Beiträge in der Schaden- und Unfallversicherung nach sich". Dies gelte für das Neugeschäft ebenso wie für bestehende Verträge. Betroffen seien vor allem die Wohngebäudeversicherung und die Kraftfahrtversicherung, aber auch andere Zweige.
Pensionskassen erholen sich langsam
Anders sieht es bei den Lebensversicherern aus, denen der jüngste Anstieg des Zinsniveaus nach Jahren extremer Niedrigzinsen zupass kommt. "Viele von ihnen können nun von einer höheren Verzinsung von Vermögenswerten profitieren und ihre Ertragskraft steigern", sagte Bafin-Aufseher Grund.
Auch bei den seit langem gebeutelten Pensionskassen sieht Grund einen positiven Trend. "Wir beaufsichtigen daher nur noch gut 30 Pensionskassen besonders intensiv - und nicht mehr rund 40." Grund zur Entwarnung sieht er jedoch nicht. So müssten viele der Einrichtungen ihren Rechnungszins weiter senken. "Bei einigen Kassen haben wir die Sorge, dass die bereits ergriffenen Massnahmen - ohne weitere externe Mittel - möglicherweise nicht ausreichen, um die garantierten Leistungen dauerhaft erbringen zu können." Er erwarte aber nicht, dass grössere Pensionskassen die Leistungen für ihre Kunden kürzen müssten.
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