Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Börsennotierte Indexfonds - auch ETFs (Exchanged Traded Funds) genannt - sind bei Anlegern beliebt. Ihr Vorteil: Sie sind günstig, flexibel und transparent.
Das Prinzip der TEFs ist einfach: Ein ETF bildet einen Börsenindex wie zum Beispiel den Dax nach und entwickelt sich dann auch so wie der Index. Einen Manager, der bei bestimmten Kursbewegungen eingreift, gibt es nicht. An diesem Prinzip gibt es aber auch Kritik.
Die passive Anlagestrategie würde schlechte von guten Aktien nicht unterscheiden, die Papiere würden nicht analysiert, sondern nur nachgekauft. Das könne gefährlich für den Markt werden, so die Sorge. Häufige Kritikpunkte im Überblick:
- Grosse Marktmacht: In den vergangenen Jahren ist weltweit viel Geld in die börsennotierten Indexfonds geflossen. Gemessen an dem insgesamt von Fondsgesellschaften verwalteten Vermögen, ist der Anteil der ETFs aber noch überschaubar.
Obwohl das Segment weiter wächst, glauben Marktbeobachter derzeit eher nicht, dass ETFs zu viel Gewicht bekommen. "Bei einem organischen Wachstum von zehn Prozent, das entspräche der unteren Spanne von der wir ausgehen, würden die ETF-Assets in den kommenden fünf Jahren um 60 Prozent wachsen", schätzt Ali Masarwah, Chefredakteur der Fondsratingagentur Morningstar. Eine marktgefährliche Grösse wäre damit noch nicht erreicht.
- ETF verstärken Kursbewegungen: Steigendes Marktvolumen und leichte Handelbarkeit sorgen bei manchen Experten für Bedenken. "Hinter dem Kritikpunkt steckt vor allem die Annahme, dass die Anleger ihrem Herdentrieb nun noch leichter nachgeben können", erklärt Yann Stoffel von der Stiftung Warentest. "Das heisst, dank der sekündlich handelbaren ETF würden Anleger in einem Marktcrash nun eher ihre ETF abstossen, als sie es sonst mit Aktien und normalen Fonds tun würden."
Ein solches Verhalten könnte eine Abwärtsbewegung des Marktes verstärken. Aber es gibt auch Gegenmeinungen: "Der Internationale Währungsfonds hat die Frage bereits 2015 untersucht und keinen nachteiligen Effekt durch ETF festgestellt", sagt Stoffel. Auch ein Blick auf das Tagesgeschäft zeigt nicht, dass ETF die Kursbewegungen erhöhen, da die Marktschwankungen aktuell historisch niedrig sind. Richtig aber ist: Ein passiver ETF rutscht mit dem Index ab. Die Kursverluste werden genauso übernommen, wie die Gewinne.
- Blindes Investieren: Als passives Anlageinstrument bauen ETFs einen bestimmten Index nach, zum Beispiel den Dax. Sie legen dann das Geld genauso in die 30 Aktien des deutschen Leitindex' an, wie diese auch im Dax vertreten sind. Sie analysieren keine Unternehmenszahlen oder wählen spezielle Titel aus, sie passen sich nur der Bewertung anderer an. Allerdings der Bewertung des Marktes, nicht der der Fondsmanager. "Wenn man davon ausgeht, dass der Markt den perfekten Preis bildet, dann ist der ETF, der den Markt nachbildet, gegenüber den aktiven Fonds, die ja erst reagieren müssen, im Vorteil", sagt Markus Feck von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Die Kritik am blinden Investieren impliziert, dass die aktiven Fondsmanager vielversprechende Aktien immer erkennen und kaufen sowie schlecht laufende Papiere immer herausfiltern. Aber: Allzu oft entwickelt sich der Markt besser als gemanagte Fonds. "Wir stellen regelmässig fest, dass es sehr viele aktive Fonds gibt, die mehr schlechte Aktien gekauft haben als vergleichbare ETF, weil sie, auch nach Berücksichtigung ihrer höheren Kosten, schlechter abschneiden als ETF", sagt Warentester Stoffel.
Alternativen zu ETFs sind nicht leicht zu finden. "Wer langfristig investieren will, muss sein Geld für eine gute Rendite in Aktien stecken", sagt Verbraucherschützer Markus Feck. Und hierfür sind ETFs gut geeignet.
Literatur:
Claus Hecher: "Anlegen wie die Profis mit ETFs", Finanzbuch Verlag 2013, 208 Seiten, ISBN-13: 978-3-89879-707-8, 24,99 Euro
Stefan Kühn, Markus Kühn: "Alles über Fonds - Das Wichtigste zu ETF, Rendite, Kosten und Strategien", Stiftung Warentest 2017, 192 Seiten, ISBN-13: 978-3-86851-399-8, 19,90 Euro
"Finanztest Spezial": Anlegen mit ETF, Stiftung Warentest, 128 Seiten, Heft, Erscheinungstermin: 2. Dezember 2017, 8,80 Euro © dpa
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