Viele Menschen haben gerade Angst um ihr Geld. Doch die Ersparnisse auf den Konten sind sicher. Und am Aktienmarkt können die niedrigen Kurse sogar zum Einstieg genutzt werden. Was die Coronakrise für die Geldanlage bedeutet.

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Minus 30 Prozent – so herb war der Verlust zwischenzeitlich in den vergangenen Wochen an den deutschen Aktienmärkten. Ausgelöst wurde der Sinkflug durch das Coronavirus. Denn wenn Betriebe ihre Produktion herunterfahren und niemand weiss, wie lange die Krise noch dauert, ist das Gift für die Wirtschaft. Und Börsen, die immer eine Wette auf die Zukunft wagen, reagieren entsprechend.

Wer Aktien besitzt, dem kann ein Blick ins Depot deshalb derzeit den Schweiss auf die Stirn treiben. Doch Karin Baur, Finanzexpertin bei der Stiftung Warentest, warnt vor voreiligen Verkäufen. "Mitten in der Krise sollte man nie seine Aktien verkaufen. Derzeit schwanken die Kurse stark. Die Wahrscheinlichkeit, den falschen Zeitpunkt zu erwischen, ist gross." Besser sei, in der Krise cool zu bleiben und sie auszusitzen.

Geduld in der Krise

Das empfiehlt auch Hendrik Buhrs vom Verbraucherratgeber Finanztip. Schliesslich sind Aktien eine langfristige Geldanlage mit einem Anlagehorizont von mindestens zehn, besser 15 Jahren. Sinnvoll ist die Investition in einen breit streuende Aktienfonds, weil diese in der Regel weniger riskant sind als Einzelaktien. Wer in der Vergangenheit zum Beispiel mindestens 15 Jahre in den MSCI World investiert hat, einen Index, der die Entwicklung von über 1.600 Unternehmen weltweit abbildet, hat keinen Verlust gemacht. Trotz diverser Börsencrashs. "Nach der Coronakrise wird es irgendwann wieder aufwärtsgehen. Allerdings dauert die Erholung am Aktienmarkt meist deutlich länger als ein Crash. Manchmal vergehen mehrere Jahre."

Riester-Fondssparpläne betroffen

Der Börsencrash macht sich auch bei manchen Riester-Verträgen bemerkbar. Anbieter von Riester-Fondssparplänen mussten wegen der niedrigen Kurse die Verträge umschichten. Denn sie müssen per Gesetz die eingezahlten Beiträge garantieren. Verlieren die gekauften Aktien deutlich an Wert, müssen die Anbieter also das Geld aus den Aktien abziehen, um die Garantien gewährleisten zu können. "Die Produkte sehen aber eine Rückumschichtung vor, wenn es am Markt wieder aufwärts geht", erklärt Baur. "Ausserdem können Riester-Verträge allein durch die Garantie der Einzahlungen und staatlichen Zulagen nicht ins Minus rutschen." Riester-Sparer bräuchten also keine Angst haben, durch die Coronakrise bei ihrer Altersvorsorge Geld zu verlieren.

Wer Geld auf der hohen Kante hat oder schon immer mal mit Aktien anfangen wollte, der kann den Preisverfall an den Börsen nun sogar nutzen, um vergleichsweise günstig zu investieren. "Es gibt allerdings keine Garantie, dass die Kurse in den nächsten Monaten nicht mehr sinken. Dann wäre also noch ein besserer Zeitpunkt zum Kauf. Das Wichtigste ist deshalb, langfristig zu denken und die Geldanlage überhaupt in Angriff zu nehmen", sagt Buhrs.

Eine gute Strategie ist auch, einen Sparplan aufzusetzen. Das geht schon mit kleinen Beträgen monatlich, zum Beispiel 25 Euro. Die fliessen in einen sogenannten ETF, auch Indexfonds genannt, etwa auf den MSCI World. Wer regelmässig kauft, investiert sowohl in guten als auch schlechten Börsenphasen und macht insgesamt einen ordentlichen Schnitt.

Entnahmeplan erstellen

Doch manche Menschen sind darauf angewiesen, ausgerechnet jetzt ihre Aktien zu verkaufen. Wer wirklich das Geld braucht, muss jetzt in den sauren Apfel beissen und bei vergleichsweise niedrigen Kursen verkaufen, sagt Baur. "Wer seine Aktien schon länger hält, sollte aber durch die hohen Gewinne an den Börsen in den vergangenen Jahren noch immer im Plus sein", beschwichtigt sie.

Wer kann, sollte möglichst einen Teil der Aktien behalten. Das gilt vor allem für Rentner, die noch lange von dem angesparten Geld zehren sollen. "In der Regel brauchen die das Kapital nicht auf einen Schlag, sondern als Zubrot zu ihrer Rente. Daher sollten die sich einen Entnahmeplan machen und langsam aus Aktien aussteigen." Ungefähr die Hälfte des Geldes kann anfangs an der Börse bleiben und dort von einem möglichen Aufschwung profitieren.

Spareinlagen sind sicher

Viele Produkte für die Geldanlage sind von der aktuellen Coronakrise gar nicht betroffen. Das gilt zum Beispiel für das Tages- oder Festgeld. "Da muss man sich überhaupt keine Sorgen um sein Geld machen. In Europa sind Guthaben bis 100.000 Euro von der staatlichen Einlagengarantie abgesichert", erklärt Baur. Sollte also eine Bank tatsächlich als Folge der Krise pleitegehen, springt die Einlagensicherung ein. "Manche Banken zahlen nun sogar etwas höhere Zinsen als vor der Coronakrise", stellt Baur fest. Wer also sowieso gerade auf der Suche nach einem neuen Tages- oder Festgeldkonto ist, kann sich ruhig nach besseren Konditionen umsehen. "Nur zu lange binden sollte sich niemand. Ein Festgeldkonto für länger als drei Jahre ist bei den aktuellen Konditionen kaum sinnvoll."

Der Klassiker in Krisen schlechthin ist Gold. In den vergangenen Wochen besannen sich auch viele Sparer darauf und orderten eifrig Goldbarren und Münzen. "Gold an sich wirft allerdings keine Rendite ab", warnt Buhrs. "Nur ein steigender Preis bringt Gewinn. Doch das Edelmetall schwankt stark." Allerdings meist ganz anders als Aktien, wodurch Gold durchaus beigemischt werden kann. "Mehr als zehn Prozent seines Geldes sollte aber niemand in Gold stecken", rät Buhrs.

Manche Menschen kaufen allerdings auch Gold, weil sie mit einem Zusammenbruch der Wirtschaft rechnen. "Um im Ernstfall damit bezahlen zu können, braucht es eine kleine Stückelung. Grosse Goldbarren helfen da wenig", mahnt Baur. "Gerade bei kleineren Münzen verlangen Anbieter aber einen hohen Aufschlag auf den Preis." Für die Rendite lohnt sich Gold dann kaum, es ist eher ein Investment für das gute Gefühl.

Verwendete Quellen:

  • Karin Baur, Finanzexpertin bei Finanztest (Stiftung Warentest)
  • Hendrik Buhrs, Experte für Geldanlage beim Verbraucherratgeber Finanztip
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