Mit der Abkehr von der Wechselkursbindung hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) für Aufregung gesorgt: für entrüstete Franken-Kreditnehmer aus dem Ausland, für noch mehr "Grenzgänger" auf Shopping-Tour – und nicht unbedingt für weniger verunsicherte Anleger. Finanzexperte Professor Hans Geiger gibt Tipps, was die Schweizer bei der aktuellen Wirtschaftslage mit ihrem Geld tun können.

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Welche Privatanleger sind von der neuen Situation betroffen?

Schweizer, die in Euro oder Dollar angelegt haben, weil die Zinsen dort besser waren, haben viel Geld verloren. Ausländer, darunter viele Osteuropäer, die Kredite in Franken abzahlen, ebenfalls – weil die Raten in der heimischen Währung nach dem Franken-Crash viel höher sind. Ganz anders geht es natürlich Schweizern, die vor der Kursfreigabe Kredite in einer anderen Währung aufgenommen haben: "Sie haben jetzt das grosse Los gezogen", sagt Hans Geiger, der Bankenprofessor an der Universität Zürich war. Denn in Schweizerfranken sind ihre Schulden damit um 20 Prozent gesunken. Allerdings, so Geiger, dürfte dieser Fall selten sein.

Wie sollte ich mein Geld anlegen?

Geiger rät strikt davon ab, in festverzinsliche Wertpapiere zu investieren. Ein Beispiel für eine solche "unsinnige Anlage": Schweizer Bundeswertpapiere mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Wer Geld braucht und eine festverzinsliche Wertschrift schon früher verkaufen will, der bekommt weniger, als er ursprünglich bezahlt hat, sollten die Zinsen seitdem gestiegen sein. Bedeutet: Je länger die Laufzeit und je höher der Zinsanstieg, desto grösser der Wertverlust. Der Finanzexperte befürwortet stattdessen, in Sachanlagen zu investieren: etwa in Schweizer Aktien mit hoher Dividendenrendite und gesunder Bilanz, in Liegenschaften oder sogar in Gold. Im Moment sei wenig sicher – aber auf eine goldene Regel könne man sich verlassen: "Nicht alle Eier in den gleichen Korb."

Lohnt es sich noch, Geld auf die Bank zu bringen?

Wer denkt, dass sich sein Geld auf der Bank vermehrt, wird sich wohl täuschen. In der Schweiz schrumpft das Ersparte sogar in vielen Fällen: wegen der Gebühren und der schwachen Zinsen. Das bestätigt eine aktuelle Analyse des Vergleichsdienstes Comparis. Eine Musterrechnung zeigte: Lediglich bei drei von 13 Banken, die im Test berücksichtigt wurden, hatte der Kunde am Ende eines Jahres mehr Geld als zu Beginn. Hans Geiger rät daher durchaus dazu, das Geld lieber im Safe zu lassen. "Das ist bei der aktuellen Wirtschaftslage sicher nicht dumm", so der Professor. Vor allem für Leute, die plötzlich einen grösseren Teil ihres Vermögens brauchen, oder die, die ohnehin nur über ein kleines Vermögen verfügen.

Für wen ist der Immobilienmarkt interessant?

Liegenschaften sind nach wie vor eine gute Alternative für Leute, die liquide sind. Zumindest sofern der Käufer auf eine gute Lage des Objekts achtet. Geigers Rechenbeispiel: Der Mietertrag des Hauses oder der Wohnung macht drei Prozent des Kaufpreises aus. Der Käufer nimmt eine Hypothek auf zehn Jahre auf, mit einem Prozent Zinsen. "Bei 80 Prozent Fremdfinanzierung und 20 Prozent Eigenkapital kommt dabei eine gute Rendite heraus." Die Senkung des Drei-Monate-Libor macht Immobilien als Anlagemöglichkeit noch interessanter. Und das gilt nicht nur für Direktanlagen, sondern auch für Immobilienfonds und -aktien.

Wie komme ich an günstige Kredite?

"Normale Bürger" bekommen nach Ansicht von Professor Geiger kaum noch einen unbesicherten Kredit. Die Ausnahme: ein Konsumkredit, der aber sehr teuer ist. Einen günstigen, langfristig fixen Zinssatz erhielten Privatleute eigentlich nur noch in Form einer Hypothek, wenn sie also eine Immobilie als Sicherheit haben. Auch für Unternehmer ist die Hypothek die beliebteste Kreditform. Aktuell beträgt das Total der Hypotheken bei Banken über 900 Milliarden Franken, was rund 130 Prozent des Bruttoinlandproduktes entspricht – laut Geiger weltweiter Höchstwert.

Alternative: Geld ausgeben!

Der Professor hat auch noch einen etwas anderen Rat: "Geld ausgeben, das Leben geniessen!" Konsumenten profitieren freilich auch von der Aufhebung des Euro-Mindestkurses: vor allem die, die im Grenzgebiet leben. Einkäufe im Ausland werden für die Schweizer günstiger. Und auch auf Reisen macht sich der flexible Wechselkurs bemerkbar. Nach Ansicht vieler Experten werden auch Importprodukte günstiger. Was jedoch niemand vergessen darf: Der Schweizer Wirtschaft und dem hiesigen Tourismus drohen Einbrüche, weil Urlaub in der Schweiz und Exportgüter nun wesentlich teurer werden.

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