- Übermässiger Konsum ist meist gar nicht der Grund, warum Menschen in die Schuldenfalle geraten.
- Wichtig zu wissen: Es gibt Wege hinaus, man muss sie aber kennen und in Angriff nehmen.
Der Kauf auf Raten, ein Immobilienkredit oder das mit einem Darlehen finanzierte Auto: Viele Menschen haben Schulden. Ein echtes Problem sind sie erst, wenn man sie nicht mehr bedienen kann, also wenn Einkommen und Vermögen dauerhaft nicht mehr ausreichen, um die Rückstände wieder auszugleichen. Dann ist von Überschuldung die Rede.
Drei häufige Auslöser für Schulden
"Die Ursachen hierfür sind so vielfältig wie die Menschen selbst", sagt Kerstin Föller von der Verbraucherzentrale Hamburg. Dennoch lassen sich drei häufige Auslöser für eine Überschuldung ausmachen:
- Einkommensverlust
- Trennung und Scheidung
- Tod eines Mitverpflichteten
"Die viel zitierte unwirtschaftliche Haushaltsführung, Stichwort Konsumverhalten, ist nur in den seltensten Fällen die Ursache einer Überschuldung", sagt Föller.
Betroffene mit wenig Einfluss auf Ursachen
Das belegt auch der jährliche Überschuldungsreport des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg. Im aktuellen Report aus dem Jahr 2021 war Arbeitslosigkeit in fast 23 Prozent der Fälle der Grund für eine Beratung, gefolgt von Krankheit (rund elf Prozent) und Scheidung oder Trennung (knapp zehn Prozent). Insgesamt waren damit nahezu die Hälfte der Fälle (rund 45 Prozent) Ereignissen zuzurechnen, auf die die Betroffenen nur eingeschränkten Einfluss haben.
Das sind typische Warnzeichen
Doch in eine Verschuldungsspirale geraten die meisten in der Regel nicht von jetzt auf gleich. Es gibt Warnzeichen. "Das kann etwa ein ständig genutzter Dispokredit sein", sagt Sally Peters, geschäftsführende Direktorin des iff. Die Nutzung dieses Dispokredits ist vergleichsweise teuer und ein Hinweis darauf, dass man mit den laufenden Einnahmen nicht hinkommt.
Weitere Anzeichen sind Schulden beim Vermieter beziehungsweise beim Anbieter von Strom und Gas. "Beides kann schnell existenzgefährdend sein", betont Peters.
Wenn die unbezahlten Forderungen und Rechnungen sich häufen, heisst es in erster Linie: schnell handeln. Doch wie raus aus den Schulden?
Erste Schritte: Beratung nutzen
"Nahezu jede Schuldnerberatungsstelle bietet offene Sprechstunden oder Telefonsprechstunden an, die sollte man nutzen", rät Peters. Dort können sich Betroffene Tipps holen. Für Verschuldete gibt es auch Hilfe zur Selbsthilfe. Tipps sind etwa auf einem Infoportal der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung (BAG SB) zu finden.
"Wichtig ist, sich in einem ersten Schritt einen Überblick über die eigene Finanzlage zu verschaffen", sagt Susanne Krehl, Mitgründerin der Finanzapp Fabit. Das heisst: Einfach mal auflisten, welche Schulden man hat, wie viele Zinsen darauf anfallen und wann das Geld spätestens zurückgezahlt sein muss.
Im nächsten Schritt geht es darum, sich Einnahmen und regelmässige Ausgaben wie Miete oder Lebensmitteleinkäufe genauer anzuschauen. Welche Ausgaben sind ein Kann, welche ein Muss? Wo lässt sich sparen? Mit einem Haushaltsbuch, in dem man regelmässig alle Ausgaben im Detail notiert, kann man schnell herausfinden, an welcher Stelle Ausgaben gesenkt werden können. Ein solches Haushaltsbuch lässt sich ganz traditionell in einer Kladde führen - oder aber über eine App.
So wird es möglich, Schulden abzubauen
"Das Schlimmste, was man als verschuldete Person tun kann, ist, den Kopf in den Sand zu stecken", sagt Susanne Krehl, die mit ihrer App die Finanzplanung vereinfachen will. Stattdessen ist es besser, sich zügig mit seinen Finanzen zu befassen.
Wer im Rahmen der Selbsthilfe seine aufgelisteten eigenen Ausgaben von den Einnahmen abgezogen hat, hat den Betrag, mit dem man die Schulden tilgen kann. In einem Schuldenplan ist aufzulisten, welche Forderungen am dringendsten zu zahlen sind - zum Beispiel die Rechnung des Strom-Anbieters - und welche weniger Priorität haben.
Aktiv werden, darüber sprechen, Unterstützung holen
Geht es nun darum, die Einnahmen aufzubessern, um Schulden schneller abbezahlen zu können, bietet es sich beispielsweise an, einen Nebenjob anzunehmen, rät Krehl. Diejenigen, die ihren Keller oder Dachboden aufräumen und nicht mehr gebrauchte, aber gut erhaltene Sachen etwa auf einem Online-Marktplatz verkaufen, können mit den Erlösen ebenfalls die Höhe ihrer Einnahmen aufstocken.
Wichtig ebenfalls: Mit Gläubigern wie etwa Vermietern sprechen. "Offen und ehrlich zu sein, ist der beste Weg", sagt Susanne Krehl. Überhaupt: "Auch wenn es abgedroschen klingt", sagt Sally Peters, "reden hilft."
Sie rät, dass sich Verschuldete eine vertraute Person suchen, die sie unterstützt. Und falls es mit dem Schuldenabbau in Eigenregie so gar nicht klappt, kann man sich dabei immer noch umfassend von der Schuldnerberatung unterstützen lassen. (Sabine Meuter, dpa/af)
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