Die Haustür ist ein idealer Tatort für Betrüger: Sie überrumpeln ihre Opfer mit schauspielerischen Geschick und erhaschen so ihr Vertrauen. Dann bringen sie sie um ihr Geld. Die häufigsten Betrugsmaschen und wie Sie sich dagegen schützen.
Sie gehen mit grosser Raffinesse vor: Betrüger, die ihre Opfer - häufig am Telefon oder an der Haustür - um ihr Geld bringen. Der finanzielle Schaden sei in vielen Fällen "beträchtlich", heisst es von der deutschen Polizeilichen Kriminalprävention.
Letztlich seien es aber immer ähnliche Tricks, nur in unterschiedlichen Varianten, zu denen die Täter greifen: Meist geben sie sich als jemand aus, der sie nicht sind. Um gewarnt zu sein, sollte man von diesen Maschen gehört haben:
Der falsche Polizeibeamte
"Wenn es um die momentan häufigsten Betrugsarten geht, wäre der 'falsche Polizeibeamte' zu nennen", heisst es von der Polizeiliche Kriminalprävention auf Anfrage unserer Redaktion. Die Zahl der Delikte habe so zugenommen, dass der "falsche Polizeibeamte" kürzlich gesondert in die Polizeiliche Kriminalstatistik des BKA aufgenommen wurde, genaue Zahlen liegen noch nicht vor. Die Schadenssummen seien ganz unterschiedlich, aber häufig beträchtlich.
So funktioniert der Trick: Betrüger verkleiden sich als Polizeibeamte, um das Vertrauen ihres Gegenübers - meist ältere Menschen - zu gewinnen. Sie manipulieren ihre Opfer so gekonnt, dass diese freiwillig hohe Geldbeträge oder Wertsachen übergeben. Die Täter erreichen das, indem sie von erfundenen Einbrecherbanden erzählen und so Angst und Verunsicherung erzeugen. Schliesslich täuschen sie vor, das Hab und Gut ihrer Opfer vor Einbrechern in Sicherheit bringen zu wollen - und nehmen es mit.
Warnung: "Die Polizei fordert Bürgerinnen und Bürger niemals dazu auf, Geld oder Wertsachen an Beamte zu übergeben. Nur Betrüger wollen an Ihre Wertgegenstände", betont Gerhard Klotter, Vorsitzender der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.
Tipps der Polizei:
- Lassen Sie niemals Unbekannte in Ihre Wohnung.
- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und übergeben Sie niemals Geld an fremde Personen.
- Verlangen Sie von angeblichen Amtspersonen grundsätzlich den Dienstausweis und prüfen Sie ihn sorgfältig auf Druck, Foto und Stempel. Rufen Sie im Zweifel die entsprechende Behörde an. Die entsprechende Telefonnummer sollten Sie selbst heraussuchen, nicht vom Unbekannten verlangen.
- Stellen Sie keine Wertgegenstände zur Abholung vor die Tür.
- Rufen Sie im Zweifelsfall 110 oder bei Ihrer Polizeidienststelle vor Ort an.
- Wurden Sie zum Opfer, wenden Sie sich sofort an die Polizei und erstatten Sie Anzeige.
Varianten des Haustürbetrugs
Neben dem Beamten geben sich Betrüger sehr häufig auch als Hilfsbedürftige, Handwerker oder Mitarbeiter der Stadtwerke aus oder treten als seriös gekleideter Geschäftsmann auf.
So funktioniert der Trick: Mit schauspielerischem Geschick überrumpeln die Täter ihre Opfer und verschaffen sich unter einem Vorwand Zutritt zu deren Wohnung: Sie bitten um ein Glas Wasser, etwas zum Schreiben oder fragen, ob sie die Toilette benutzen dürften. Als Handwerker verkleidet weisen sie auf einen vermeintlichen Wasserrohrbruch hin, der schnell behoben werden müsse.
Tatsächlich gelingt es laut Polizei auf diese Weise leider oft, dass eine zweite Person unbemerkt in die Wohnung eindringt und nach Wertsachen sucht.
Die schriftliche Variante: Die Täter werfen Benachrichtigungen in den Briefkasten, die mit den Namen der Opfer ausgefüllt sind. Darin heisst es, dass "niemand angetroffen" wurde und man sich bitte "zur Vereinbarung eines Gesprächstermins in Ihrer Angelegenheit“ oder "zur Abholung Ihres Pakets" telefonisch melden möge. Beim angegebenen Telefonkontakt handelt es sich dann um eine kostenintensive Telefonnummer.
Tipps der Polizei:
- Öffnen Sie Unbekannten die Tür höchstens bei vorgelegtem Sperrriegel.
- Bestellen Sie Unbekannte für später ein, wenn eine Vertrauensperson anwesend ist.
- Wehren Sie sich energisch gegen zudringliche Besucher, sprechen Sie sie laut an oder rufen Sie um Hilfe.
Geschäfte an der Haustür
Ein "einmaliges Schnäppchen", ein "Gratisangebot": Bei diesen Worten sollte jeder hellhörig werden. Ebenso, wenn es um Handwerksleistungen geht, die an der Haustür angeboten werden, oder der Unbekannte behauptet, für ein soziales Projekt zu arbeiten.
So funktioniert der Trick: Mit unterschiedlichen Maschen - indem sie entweder mit Gewinnen locken oder das Mitgefühl der Opfer wecken - besorgt sich der Täter die Unterschrift des Opfers. Letztlich handelt es sich aber um einen Vertrag - für eine Versicherung, ein Abo oder sonstiges - den das Opfer unterschrieben hat.
Bietet der Betrüger eine Handwerksleistung an, beginnt er diese zur Täuschung, beendet sie dann aber nicht. Der Auftraggeber aber wird zur Kasse gebeten.
Tipps der Polizei:
- Kaufen oder unterschreiben Sie niemals etwas an der Haustür. Angebote Produkte - Teppiche, Besteck, Schmuck - oder Handwerkerleistungen sind meist wertlos.
- Lassen Sie nur Handwerker in Ihre Wohnung, die Sie selbst bestellt haben oder die von der Hausverwaltung angekündigt worden sind. Das gleiche gilt für vermeintliche Vertreter der Stadtwerke.
- Nehmen Sie für Nachbarn nichts ohne deren Ankündigung entgegen, etwa Nachnahmesendungen oder Lieferungen gegen Zahlung.
- Geben Sie keine Unterschrift für angebliche Geschenke oder Besuchsbestätigungen.
- Banken, Sparkassen, Polizei oder andere Behörden schicken nie "Geldwechsler" oder "Falschgeld-Prüfer" an die Haustür. Informieren Sie umgehend die Polizei, wenn derartige Unbekannte bei Ihnen auftauchen.
- Wechseln Sie niemals Geld an der Haustür. Es könnte sich um Falschgeld handeln.
Falsche Mails: Beispiele Amazon und Netflix
Zu den häufigsten Betrugsmaschen gehören auch falsche Emails, die angeblich von Behörden, der Bank oder bekannten Unternehmen stammen.
Zwei aktuelle Fälle: Die Polizei Niedersachsen warnt derzeit nachdrücklich vor falschen Amazon- und Netflix-Mails.
So funktioniert der Trick: Die Kriminellen locken ihre Opfer auf gefälschte Seiten, damit diese dort ihre Daten - inklusive Bankdaten - eingeben. Im Fall von Netflix wird den Usern per Mail vorgegaukelt, ihr Konto werde in 48 Stunden auslaufen - wenn sie nicht online ihre Daten aktualisieren. Ein Link führt zu einer gefälschten Website, wo die Kunden ihre Logindaten und Bezahlinformationen eingeben sollen.
Im Fall Amazon erhalten die User eine angebliche Bestellbestätigung, was zu Verunsicherung führt, denn die angebliche Bestellung wurde nie durchgeführt. Das Ziel der Betrüger: Der irritierte User öffnet den Anhang, gelangt über einen Link auf die Fake-Seite und gibt seine Daten ein.
In beiden Fällen handelt es sich um den Phishing-Trick: Die Kriminellen greifen die Anmeldedaten der Nutzer sowie Zahlungsdaten und Adressen ab.
Tipps der Polizei:
- Niemals Links oder Anhänge in verdächtigen Emails öffnen.
- Wer Opfer geworden ist, sollte unverzüglich die echten Amazon- oder Netflix-Webseiten aufrufen, sich dort einloggen und seine Zugangsdaten ändern.
- Nehmen Sie Kontakt mit dem Support des Unternehmens auf.
- Unbedingt sollten Betroffene sofort die Bank informieren, zu der die Zahlungsdaten gehören, die auf der Phishing-Seite preisgegeben wurden.
Falsche Microsoft-Mitarbeiter am Telefon
Diese Betrugsmasche ist immer noch besonders häufig: das Telefon klingelt, es meldet sich - häufig in gebrochenem Englisch oder Deutsch - ein angeblicher Mitarbeiter von Microsoft oder einer anderen bekannten IT-Firma.
So funktioniert der Trick: Der Anrufer behauptet, der Computer des Opfers sei von Viren befallen oder gehackt worden, was sich aber durch ein neues Sicherheitszertifikat beheben liesse. Die Opfer installieren unter Anleitung eine Fernwartungssoftware. Das ist fatal, denn mit dieser haben die Betrüger Zugriff auf den Rechner und somit alle Passwörter, auch denen fürs Online-Banking. Zudem fordern die vermeintlichen ITler in vielen Fällen dann noch Geld für ihren Aufwand.
Tipps der Polizei:
- Legen Sie im Fall eines solchen Anrufs sofort auf.
- Geben Sie auf keinen Fall private Daten - etwa Bankkonto- oder Kreditkartendaten, oder Zugangsdaten zu Kundenkonten wie PayPal - heraus.
- Erlauben Sie einem unbekannten Anrufer nie Zugriff auf Ihren Rechner.
Wenn Sie Opfer wurden:
- Trennen Sie Ihren Rechner vom Internet und fahren Sie ihn herunter. Über einen nicht infizierten Rechner sollten Sie unverzüglich Ihre Passwörter ändern.
- Lassen Sie Ihren Rechner überprüfen und das Fernwartungsprogramm auf Ihrem Rechner löschen.
- Nehmen Sie Kontakt zu den Zahlungsdiensten und Unternehmen auf, deren Zugangsdaten in den Besitz der Täter gelangt sind.
- Lassen Sie sich von Ihrem Geldinstitut beraten, ob Sie bereits getätigte Zahlungen zurück holen können.
- Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.
Verwendete Quelle:
- Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes
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