Wenn Kinder grösser werden, reicht das Sparschwein irgendwann nicht mehr. Schon Zwölfjährige zahlen heute mit Karte oder – noch cooler – mit dem Handy. Doch ich finde: Nicht alles, was technisch möglich ist, ist auch sinnvoll. Wie ich mich bei der Generation Handy unbeliebt machte: ein Erfahrungsbericht.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Es gibt diese Momente bei Kindern, die man sein Leben lang nicht vergisst: Wenn sie die ersten Schritte laufen, wenn sie zum ersten Mal allein zur Schule gehen – und wenn sie ihre erste Kreditkarte bekommen.

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Letzteres kann schneller gehen als gedacht. Bei uns geschah es, als das erste Kind 14 war. Grund: eine Fahrt des Schulorchesters nach Helsinki, inklusive zweitägigem Abstecher nach Stockholm. Bekanntlich sind solche Reisen für die Eltern aufregender als für die Kinder, und während uns das beschauliche Finnland keine Kopfschmerzen machte, war Schweden gedanklich ein anderes Kaliber: In Schweden wird nicht nur eine fremde Währung verwendet, sondern eigentlich gar kein Bargeld mehr. Das Kind brauchte eine Karte – und so kam es, dass die 14-Jährige geldtechnisch über Nacht erwachsen wurde und mit einer Giro- und einer Prepaid-Kreditkarte bewaffnet auf grosse Tour ging.

Was für mich eine grosse Sache war (meine erste Kreditkarte hatte ich erst mit Mitte zwanzig), fanden die Teenager auf ihrer Orchesterfahrt übrigens eher altbacken. Denn wer wirklich cool ist, zahlt mit dem Handy.

Es gibt spezielle Angebote für Kinder

An diesem Punkt stellte ich fest, dass ich offenbar nicht cool bin. Denn: Handy-Zahlung für Minderjährige kommt bei mir nicht in die Tüte, selbst wenn die Bank oder Sparkasse dies ermöglicht. Dafür habe ich einen praktischen und einen pädagogischen Grund.

Der praktische Grund ist einfach: Kinder und Jugendliche stellen mit ihren Handys alles Mögliche an – sie lassen sie unbeaufsichtigt rumliegen, reichen sie im Freundeskreis rum, verlieren sie … Der Gedanke, dass bei diesen Abenteuern der Zugang zur Debitkarte immer mit von der Partie ist, treibt mir Schweissperlen auf die Stirn.

Der pädagogische Grund: Ein Girokonto dient auch dazu, den Umgang mit Geld zu lernen, und mir ist es lieber, wenn das nicht auf dem gleichen Gerät stattfindet, mit dem die Kids sich in ihre Fantasiewelten aus Spielen und bunten Bildern flüchten.

Wer sich aber mit Handykonten anfreunden kann, für den gibt es sogar spezielle Angebote für Kinder, die ihnen auf kontrollierte Weise den Umgang mit Geld und Finanz-Apps nahebringen sollen. Zwei Produkte hat "Finanztest" in den Test der Kinder- und Jugendkonten aufgenommen: die der Neobanken Revolut und Bling.

Beide sind allerdings eher für Kinder unter 12, 13 Jahren geeignet, die noch nicht selbstständig Geld überweisen. Sie sind übersichtlich und farbenfroh gestaltet und bieten beispielsweise eine spielerisch aufgebaute Sparziel-Funktion, mit der Kinder einen Teil ihres Taschengelds für ein grösseres Ziel zurücklegen können.

Wichtig für kontrollfreudige Eltern: Sie können alle Transaktionen und Kontostände des Nachwuchses jederzeit einsehen. Nachteil: Die Konten hinter der einen App (Bling) kosten jeweils 2,99 Euro im Monat, bei der anderen ist nur das Konto für ein Kind kostenlos, bei mehreren werden zwischen 2,99 bis 13,99 Euro pro Monat fällig.

Viele Jugendkonten bei Banken sind kostenlos

Mein Weg dagegen führte zu einem herkömmlichen Jugendkonto, wie es fast jede Bank anbietet. Viele davon sind kostenlos. Welche Leistungen beim Jugendkonto wichtig sind, hängt von der Lebenssituation ab. Prüfen sollten Sie auf jeden Fall folgende Punkte:

  • Kostenlose Geldautomaten in der Nähe: Gerade für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, auf ihren täglichen Wegen Zugang zu einem Automaten zu haben, der mit ihrer Karte gratis Geld ausgibt.
  • Filiale in der Nähe: Für jüngere Kinder und Jugendliche ist der persönliche Kontakt in einer Filiale oft einfacher als ein Anruf oder Online-Kontakt.
  • Online-Banking: Ältere Jugendliche verwalten ihr Konto per Handy-App oder PC selbst. Hier ist es wichtig, dass die Bank eine einfach handhabbare Sicherheitsmethode - etwa das Einloggen über eine Handy-App - anbietet.
  • Kostenlose Prepaid-Kreditkarte: Damit können die jugendlichen Inhaber nur den Betrag ausgeben, der vorher auf das Kartenkonto eingezahlt wurde. Sinnvoll für Auslandsreisen.

In jedem Kinder- und Jugendkonto enthalten ist eine der gängigen Debitkarten. "Debit" bedeutet, dass die Beträge, die Jugendliche damit bezahlen, sofort vom Konto abgebucht werden. Ist das Konto leer, ist Schluss mit Bezahlen - was pädagogisch viel wirkungsvoller ist als zehn Vorträge über verantwortungsvollen Umgang mit Geld ...

Über die Kolumnistin: Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
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