Der Unternehmer Dirk Kessemeier hat es aus einfachen Verhältnissen zum Multimillionär geschafft. Hier gibt er Tipps, wie jeder ein Vermögen aufbauen kann.
Vom Kfz-Mechaniker zum Multimillionär. Die Karriere von Dirk Kessemeier ist beeindruckend: Aufgewachsen als Arbeiterkind in einem sozialen Brennpunkt, verdient er die erste DM-Million als Croupier in der Spielbank. Er gründet die Firma "Euro-Leasing" und verkauft sie schliesslich an VW. Der Investor und Unternehmer will mit seinem neuen Buch "Lieber neureich als nie reich" seinen Lesern den Weg zu Wohlstand, Glück und Gesundheit aufzeigen. Im Interview erzählt er, wie sein Erfolgsgeheimnis aussieht.
Herr Kessemeier, "neureich" zu sein, ist gesellschaftlich nicht gerade angesagt. Ihnen ist das offenbar nicht peinlich. Warum?
Dirk Kessemeier: Ich habe meinen Titel bewusst als Provokation gewählt, weil der Begriff "Neureich" ursprünglich von den reichen Erben der alten Familien aus der dritten Generation stammte. Denen missfiel es, dass es Menschen aus den unteren Schichten gab, die es mit sehr viel Fleiss und Risikobereitschaft auch zu einem grösseren Vermögen gebracht haben. Ich möchte damit auch junge Menschen animieren, es zu probieren. Gerade mein Lebenslauf zeigt - der Weg zu finanzieller Freiheit kann funktionieren, auch wenn man aus bescheidenen Verhältnissen stammt!
Sie kommen aus den sogenannten "kleinen Verhältnissen" und haben es zum Multimillionär gebracht. Ihr Erfolgsgeheimnis in einem Satz?
Kessemeier: Verfolge dein Ziel, gib' in Deinen ersten 10 Jahren zu 100 Prozent Vollgas und belohne Dich danach für den Rest deines Lebens. Das kannst Du dann als freier Mensch auf hohem Niveau mit 20 Prozent Arbeitseinsatz 80 Prozent Einkommen geniessen.
Haben Sie einen Tipp, wie man es auch mit einem überschaubaren Einkommen schaffen kann, ein Vermögen aufzubauen?
Kessemeier: Auf jeden Fall! Steigere Dein Einkommen durch einen Jobwechsel oder einen Nebenjob und überprüfe Dein Konsumverhalten. Reduziere den Konsum gerade in den ersten zehn Jahren stark. Baue Dir ein Aktiendepot auf! Wenn Du die ersten 100.000 Euro erreicht hast, nutze es als Eigenkapital für vermietbare Immobilien oder die Selbstständigkeit. Dieses Vorgehen funktioniert. Es ist allerdings wie mit dem Sport und der Fitness für die Wunschfigur - ohne Disziplin und Ausdauer wird es nichts!
Wie kann man das lernen, wenn man es nicht von Haus aus oder durch Schule oder Freunde vermittelt bekommen hat?
Kessemeier: Es ist in der Tat ein Jammer, dass es kein Schulfach für die persönliche Finanzplanung gibt. Mich wundert das aber auch nicht - dort lehren lebensfremde Menschen, die nicht viel ausserhalb der Schulbänke gesehen haben. Was soll man erwarten von Menschen, die es sich zwischen Besoldungsstufe A12 und A13 finanziell bequem gemacht haben und ETF für eine Girlgroup der GenZ halten? Und die Lehrpläne werden ebenfalls nicht von erfahrenen Unternehmern gestaltet. Sie entstehen in den verkrusteten Elfenbeintürmen der Kultusministerien. Mein Rat: Orientiere Dich an erfolgreichen Menschen, suche ihre Nähe, lese in Büchern und im Internet über sie und lerne von ihnen. Jeden Tag.
In Ihrem Buch sprechen Sie auch offen über Fehler beim Vermögensaufbau. Was waren die schlimmsten?
Kessemeier: Zu hohe unverhältnismässige Risikobereitschaft und Vertrauen gegenüber Menschen, die man völlig falsch eingeschätzt hat.
Was haben Sie daraus gelernt?
Kessemeier: Ein gesundes Wachstum mit überschaubarer und ausgewogener Risikobereitschaft führt auf Dauer leichter zum Ziel. Weniger Achterbahn schont die Nerven. Schade ist auch, dass es inzwischen mehr Menschen gibt, die bereit sind für das schnelle Geld alles zu tun. Früher waren sie Gang und gäbe, heute bin ich vorsichtig mit Handschlag-Geschäften. Ich empfehle auch, jeden Vertrag dreimal zu lesen.
Was sind die grössten Mythen rund um den Vermögensaufbau?
Kessemeier: Das sind die Lebenslügen aller Loser - der garantierte Weg in die Altersarmut: 1. Die Börse ist nur was für Zocker. 2. Das Sicherste ist das Angestelltenverhältnis. 3. Die Selbstständigkeit führt in die Insolvenz. 4. Die Rente ist sicher. 5. Beim Sparbuch weisst Du was Du hast.
Was empfehlen Sie Angestellten, die den Weg in die Selbstständigkeit planen?
Kessemeier: Wenn es möglich ist, versuche die Selbstständigkeit nebenbei aufzubauen. Vollgas! Gegebenenfalls kannst Du auch für eine überschaubare Zeit eine Auszeit nehmen. Stelle sicher, dass Du über genügendes Eigenkapital verfügst, um deine genau recherchierte Geschäftsidee umzusetzen. Wenn Deine Geschäftsidee noch so gut ist, ist es trotzdem wichtig für den Notfall immer einen Plan B zu haben.
Viele scheuen die Risiken des Unternehmertums. Haben Sie dafür Verständnis?
Kessemeier: Ich kann das total nachvollziehen. Durch die mangelnde finanzielle Bildung sehen die Menschen nur die Risiken, aber nicht ihre Chancen. Den Kids wird früh eingetrichtert, dass ein Einkommen als Angestellter sicher ist. Was für ein absurder Trugschluss! Ich bin grundsätzlich unpolitisch und verabscheue Extreme links und rechts. Aber die linke Sekte in unserem Land hat es inzwischen geschafft, mit ihrer Kapitalismus-Kritik schon in den Schulen und Universitäten den Unternehmer als böse darzustellen. Wenn bei der ARD der Tatort läuft, sind 50 Prozent der Mörder Unternehmer und erst dann 28 Prozent Schwerkriminelle.
Was bedeutet Ihnen Reichtum?
Kessemeier: Freiheit. Geld an sich ist bedeutungslos. Es zählt, was man dafür erwerben kann: Freiheit und Unabhängigkeit für meine Familie und mich. Was fast ebenso wichtig ist: die Möglichkeit, etwas für die Allgemeinheit aufzubauen. Ich habe viele Arbeitsplätze geschaffen und leiste durch meine hohen Steuern einen wichtigen sozialen Beitrag in unserer Gesellschaft.
Welche Rolle spielen Glaube und Einstellung beim finanziellen Erfolg?
Kessemeier: Sie bedeuten alles. Die richtige Einstellung mit viel Fleiss, bedingungsloser Disziplin und einer höheren Risikobereitschaft als der Durchschnitt sind die Grundlage. Der unbeirrbare Glaube, das Ziel zu erreichen, ist der wichtigste Schritt für den Erfolg. (tolo/spot) © spot on news
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.